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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Steckbrief Hubert Aiwanger Trotz Skandalen an die Macht
Am 8. Oktober wählen die Bayern einen neuen Landtag. Hubert Aiwanger will für die Freien Wähler Ministerpräsident werden. Wer ist der Mann?
Die vergangenen Wochen waren für Hubert Aiwanger ein Auf und Ab: Zunächst schrieb die "Süddeutsche Zeitung", der Freie-Wähler-Chef habe in seiner Schulzeit ein antisemitisches Flugblatt verfasst und verbreitet. Deutschlandweit entwickelte sich das Thema zu einer Kontroverse. Aiwanger musste scharfe Kritik einstecken, bekam jedoch Rückendeckung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU).
Doch seiner Partei schadete das nicht. Im Gegenteil: Die Freien Wähler (FW) legen wenige Wochen vor der Landtagswahl in Bayern am 8. Oktober in Umfragen kräftig zu. Hubert Aiwanger tritt dabei als ihr Spitzenkandidat an. Wer ist der aktuelle Vize-Ministerpräsident Bayerns und wofür steht er politisch?
Steckbrief Hubert Aiwanger
Beruf: stellvertretender Ministerpräsident von Bayern; Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie sowie Parteichef der Freien Wähler
Geburtstag: 26. Januar 1971
Sternzeichen: Wassermann
Geburtsort: Ergoldsbach
Familienstand: verpartnert, zwei Kinder
Berufsausbildung: Landwirt
Wofür steht Aiwanger politisch?
Aiwanger und seine Freien Wähler vertreten insgesamt konservative Positionen. Von ihrem Koalitionspartner CSU heben sie sich allerdings mit teils klimafreundlicheren Forderungen ab. Im Gegensatz zu den Christsozialen setzt sich Aiwanger beispielsweise für mehr Windkraft und für die stärkere Nutzung von Wasserkraft in Bayern ein.
Nähe zu den Grünen wollen die Freien Wähler dennoch vermeiden und nutzen den Wahlkampf eher für Angriffe auf die Oppositionspartei. So warf Aiwanger den Grünen vor, für das bundesweite Umfragehoch der AfD im Sommer verantwortlich gewesen zu sein: "Wenn die Grünen nicht so ideologisch unterwegs wären, wäre die AfD nur halb so stark. Die AfD bekämpft man am besten, indem man die Grünen bremst", sagte Aiwanger der "Bild am Sonntag" im August. Nicht zuletzt spricht sich der bayerische Vize-Ministerpräsident gegen einen "links-grünen Gender-Gaga" aus.
Die Freien Wähler stehen zudem der Europäischen Union kritisch gegenüber. Besonders den Euro-Rettungsschirm bekämpfte die Partei vor der Bundestagswahl 2013 vehement und konnte damit viele Wählerstimmen gewinnen.
Zuletzt hat sich Aiwanger deutlich gegen das von der EU beschlossene Verbot von Verbrennermotoren ab 2035 ausgesprochen. "Das Verbrennerverbot ab 2035 hat in Wahrheit nicht das Ziel, den Verkehr zu dekarbonisieren. Es geht den Ideologen darum, das Auto abzuschaffen und individuelle Mobilität zu verhindern", sagte der Freie-Wähler-Chef im Februar.
Mit welchen konkreten Versprechen geht Aiwanger in den Wahlkampf?
"Ich persönlich stehe dafür, dass die Politik die Menschen ernst nimmt", schreibt Aiwanger im Parteiprogramm der Freien Wähler in Bayern. Die Partei inszeniert sich darin als politische Kraft der Mitte und ist "gegen ideologische Irrwege".
Sie sprechen sich für "Freiheit, Eigenverantwortung und Sicherheit" aus. Konkret bedeutet das unter anderem die Abschaffung der Erbschaftssteuer, weniger Bürokratie für Landwirte und "keine Toleranz für Aktivisten, die Rechtsbrüche begehen".
Die Freien Wähler wollen eine "neutrale Berichterstattung sicherstellen", "keinen Genderzwang" und der Spaltung der Gesellschaft entgegenwirken. Wie genau sie ihre Ziele umsetzten wollen, lassen sie im Wahlprogramm zumindest teilweise offen.
Welche Kontroversen hat Aiwanger ausgelöst?
Ende August veröffentlichte die "Süddeutsche Zeitung" eine Recherche, wonach Aiwanger in seiner Schulzeit in den 80er-Jahren ein antisemitisches Flugblatt verfasst und verteilt haben soll. Der Bericht löste in der gesamten Bundesrepublik Empörung aus, die teils bis heute anhält.
Aiwanger erklärte, die Flugblätter nicht verfasst zu haben und sprach von einer Schmutzkampagne gegen ihn – auch auf diese Aussage reagierten viele aufgebracht. Parallel dazu übernahm sein Bruder Helmut die Verantwortung für den Vorfall.
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Die Vorwürfe gegen Aiwanger häufen sich seitdem allerdings weiter: Ehemalige Mitschüler berichteten von rechtsextremen Ansichten des Freie-Wähler-Chefs, eine ehemalige Lehrerin warf ihm vor, sie damals im Klassenzimmer mit Säure bespritzt zu haben. Er soll außerdem Hakenkreuze an Wände geschmiert, das Buch "Mein Kampf" von Adolf Hitler mit in die Schule gebracht und mehrfach die Parteihymne der NSDAP angestimmt haben.
Zudem wird Aiwanger oft Populismus vorgeworfen, sein Stil wird mit dem des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump verglichen. Wie Trump nutze der Chef der Freien Wähler das Argument, es gebe Eliten in Politik, Medien, Wirtschaft und Wissenschaft, die eine Agenda gegen das "normale Volk" verfolgten, sagte die Politologin Ursula Münch der "Zeit". "Diesen Populismus hat Aiwanger faktisch übernommen. Er inszeniert sich als ein Politiker, der sich zum Sprachrohr von ebenjenen macht."
Auf einer Demonstration gegen die "Heizungsideologie" im Sommer erklärte er, dass jetzt der Punkt erreicht sei, "wo endlich die schweigende große Mehrheit dieses Landes sich die Demokratie wieder zurückholen muss". Eine Aussage, die einige Menschen an den damaligen AfD-Chef Alexander Gauland erinnerte. "Wir werden sie jagen", rief Gauland 2017 nach der Bundestagswahl, "und wir werden uns unser Land zurückholen".
Was ist über Aiwanger privat bekannt?
Hubert Aiwanger ist mit der Regensburger Landrätin Tanja Schweiger (FW) liiert und hat mit ihr zwei Kinder. Seit seiner Schulzeit hört er auf den Spitznamen "Hubsi". Der gelernte Landwirt ist selbst Sohn eines Landwirts, hat einen ein Jahr älteren Bruder namens Helmut und eine zehn Jahre jüngere Schwester. Mit seinen Geschwistern wuchs er in der elterlichen Landwirtschaft in Rahstorf auf.
- t-online.de: "Sehe überhaupt keinen Grund für einen Rücktritt"
- merkur.de: "Aiwanger-Steckbrief aus Abi-Zeitung lässt tief blicken – sein Bruder wurde ganz anders wahrgenommen"
- fw-bayern.de: "Wahlprogramm zur Landtagswahl 2023"
- twitter.com: Beitrag von @HubertAiwanger
- tagesschau.de: "Einer, der Populismus mit Populismus bekämpfen will"
- stmwi.bayern.de: "Aiwanger: 'Verbrennerverbot der Ideologen zielt auf die Abschaffung des Autos gegen den Willen der Menschen'"
- zeit.de: "'Diesen Populismus hat Aiwanger faktisch übernommen'"