Flugblatt-Affäre weitet sich aus Säure-Angriff auf Lehrerin? Neuer Vorwurf gegen Aiwanger
Erst geriet Bayerns Wirtschaftsminister und stellvertretender Landeschef wegen eines antisemitischen Flugblatts in die Schusslinie. Nun häufen sich weitere Vorwürfe.
Während die Bayerische Staatskanzlei noch über Hubert Aiwangers Angaben zu einem antisemitischen Flugblatt aus Jugendzeiten brütet, sind bereits weitere Vorwürfe gegen den Politiker publik geworden. So wirft ihm seine einstige Kunstlehrerin vor, sie als Neuntklässler mit Säure bespritzt zu haben. Eine Kollegin bestätigte den Vorfall, über den zuerst das "Oberbayerischen Volksblatt" (OVB) berichtet hatte.
Laut der betroffenen Lehrerin Gudrun A. sei sie zuerst davon ausgegangen, dass es sich bei den Spritzern um Wasser gehandelt habe. Kurz darauf habe sie jedoch Löcher in ihrer Kleidung bemerkt, die von der wohl ätzenden Flüssigkeit verursacht worden seien. "Ich will mir gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn er mich im Gesicht oder den Augen getroffen hätte", so A. im Gespräch mit der "OVB".
Die Konsequenz für Aiwanger (Freie Wähler) sei ein zwischenzeitlicher Verweis durch den Schuldirektor gewesen. Außerdem habe die Lehrerin von Aiwangers Eltern einen Ersatz für die beschädigten Kleidungsstücke erhalten. Auf eine Anfrage der Zeitung zu dem Vorfall äußerte sich Aiwanger nicht.
Hakenkreuze, "Mein Kampf" und Nazi-Lied?
In den vergangenen Tagen waren bereits zusätzliche Anschuldigungen aufgekommen. Wie die "Süddeutsche Zeitung" am Freitag unter Berufung auf zwei Mitschüler Aiwangers berichtete, sollen diese davon erzählt haben, dass er als Jugendlicher an seinem progressiven Gymnasium in Niederbayern mit einer rechtsextremen Gesinnung aufgefallen sei. Die Männer beziehen sich dabei auf Hakenkreuz-Schmierereien auf einer Schultoilette, die von Aiwanger stammen sollen.
Außerdem soll er einmal das volksverhetzende Buch "Mein Kampf" von Adolf Hitler bei sich geführt und wiederholt die verbotene Parteihymne der NSDAP, das Horst-Wessel-Lied, gesungen haben. Einer der ehemaligen Mitschüler weist jedoch darauf hin, dass all das lange her sei und es aus seiner Sicht vor allem darauf ankomme, wie man heute zu seiner eigenen Vergangenheit stehe.
Aiwanger hat sich bisher nur zu dem antisemitischen Flugblatt geäußert und verneint, dessen Urheber zu sein. Nachdem er am Donnerstag angegeben hatte, es zu bereuen, falls er Gefühle verletzt habe, ließ er am Freitag bekannt machen, dass er keine Einzelfragen über seine Schulzeit mehr beantworten werde.
Mit Spannung erwartet wird jedoch seine Stellungnahme zu einem Katalog mit 25 Fragen, den ihm Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bereits am Dienstag vorgelegt hatte. Am Samstagmorgen bestätigte die Staatskanzlei den Eingang von Aiwangers Antworten – dort wolle man diese jetzt "in Ruhe" auswerten, wie es aus CSU-Kreisen heißt.
- ovbonline.de: "Aiwanger in Bedrängnis: Lehrerin erinnert sich an unglaubliche Attacke"
- sz.de: "Als äußerst rechts in Erinnerung"