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Kriminalstatistik für Züge und Bahnhöfe: Knapp 400.000 Straftaten im Jahr 2022


Debatte nach Brokstedt
Zahl der Messerattacken in Zügen fast verdoppelt

Von t-online, cry

Aktualisiert am 29.01.2023Lesedauer: 3 Min.
Polizeibeamte und DB-Sicherheitspersonal am Hauptbahnhof Hamburg: Ein Doppelmord in einem Zug nahe Brokstedt bringt auch andere Gewalttaten in den Fokus.Vergrößern des Bildes
Polizeibeamte und Sicherheitspersonal am Hauptbahnhof Hamburg: Nach der tödlichen Messerattacke in einem Zug nahe Brokstedt stehen auch andere Gewalttaten im Fokus. (Quelle: IMAGO/Hanno Bode)
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Die jüngste Messerattacke in einem Zug war kein Einzelfall: Hunderttausende Straftaten wurden laut einem Zeitungsbericht 2022 in Zügen und Bahnhöfen begangen.

Die Bundespolizei hat im vergangenen Jahr 398.848 Straftaten in Zügen und auf Bahnhöfen gezählt, zwölf Prozent mehr als noch 2021. Das belegt eine offizielle Auswertung der Behörde, die der "Bild am Sonntag" vorliegt. In 14.155 Fällen handelte es sich demnach um Körperverletzungen. Zu Messerangriffen kam es laut der Statistik 336 Mal und damit mehr als doppelt so häufig wie im Vorjahr.

Nach der Messerattacke in einem Regionalzug bei Brokstedt, bei der zwei Menschen getötet wurden, ist die Kriminalitätsrate in Zügen und Bahnhöfen in den öffentlichen Fokus gerückt. In den Daten der Bundespolizei für 2022 finden sich 82 Messerangriffe in Zügen, fast doppelt so viele wie 2021. Dazu kamen 33 Angriffe mit Reizstoffen wie Pfefferspray und 97 Vorfälle mit "sonstigen gefährlichen Werkzeugen" wie Baseballschlägern. Fünfmal kam es außerdem zu Waffengewalt, beispielsweise mit Pistolen.

Im gleichen Zeitraum lag die Anzahl der Sexualstraftaten bei 857, das sind knapp 20 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Allerdings hatte die Zahl der Fahrgäste im Schienenverkehr 2021 laut Statistischem Bundesamt auf einem Tiefststand gelegen – unter anderem könnte eine Zunahme an Reisenden im Jahr 2022 den Anstieg von Gewalttaten in Zügen erklären.

Doppelmord befeuert Diskussion über ausländische Gewalttäter

Bei besonders brutalen Straftaten wie schwerer Körperverletzung, Mord, Totschlag und Raub in Zügen waren 44,5 Prozent der Tatverdächtigen deutsche Staatsbürger; in mehr als der Hälfte der Fälle standen "Nicht-Deutsche" unter Verdacht, berichtet die "Bild am Sonntag".

Zum Vergleich: Insgesamt hat die Gewaltkriminalität in der Bundesrepublik zwischen 2017 und 2021 etwas abgenommen. Der Anteil der "nicht deutschen" Tatverdächtigen lag in dieser Zeit konstant bei ungefähr 38 Prozent, während Deutsche für rund 62 Prozent der Taten wie Mord, Totschlag, Raub, Körperverletzung oder Vergewaltigung verantwortlich waren. Gemessen an ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung in Deutschland, der zuletzt bei 13,1 Prozent lag, sind Personen ohne deutschen Pass hier jedoch deutlich überrepräsentiert.

Die Messerattacke von Brokstedt, bei der zwei Menschen getötet wurden, hat in diesem Kontext auch die Diskussion über ausländische Gewalttäter befeuert. "Ich verstehe jeden, der sich fragt, warum dieser Gewalttäter so schnell wieder freikam und ob alles getan wurde, um zu prüfen, ob er eine Gefahr für andere war. Dieser Frage muss sich die Justiz stellen", sagte Innenministerin Nancy Faeser (SPD) der "Bild am Sonntag" zu diesem Vorfall. Genauso müsse genau geprüft werden, ob er hätte ausgewiesen werden können – so schwierig das bei Staatenlosen rechtlich sei.

Kritik an Abschiebe-Regime

Aus den Unionsparteien gab es auf Anfrage der Zeitung erneut Kritik am Vorgehen der Bundesregierung. Alexander Throm (CDU), innenpolitischer Sprecher der Union, sieht Faeser in der Verantwortung für schleppende Abschiebungen aus der Bundesrepublik. Auch CSU-Verkehrsexperte Ulrich Lange monierte es als "Fehler im System", dass staatenlose Straftäter vor einer Abschiebung fast ausnahmslos sicher seien. Es brauche selbstverständlich auch ausreichend Bundespolizisten und DB-Sicherheitspersonal in Zügen und auf Bahnhöfen; das allein genüge jedoch nicht.

"Die EU zahlt hunderte Millionen Unterstützung an die Palästinensergebiete, dann muss man auch verlangen können, dass dorthin abgeschoben wird. Eine Willkommenskultur ohne vernünftige Abschiebemöglichkeiten funktioniert nicht", so Lange. Der 33-Jährige, der in dem Zug bei Brokstedt mutmaßlich zwei Personen erstach, ist laut Polizei ein staatenloser Palästinenser ohne festen Wohnsitz. Laut Ermittlungsbehörde war er erst kurz vor den Morden aus der Haft entlassen worden. Zuvor hatte der Tatverdächtige wegen eines Körperverletzungsdelikts in einem Hamburger Gefängnis gesessen und soll bereits zuvor mehrfach durch Gewalttaten aufgefallen sein.

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