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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Vermisstes Paket Bundestag lacht über "Fahndungsaufruf"
Eine kuriose Vermisstenmeldung macht im Bundestag die Runde. Gesucht wird ein hochprozentiges Geburtstagsgeschenk.
Der Bundestag ist ein Riesenbetrieb. Rund 7.000 Menschen arbeiten hier. Da kommt es hin und wieder vor, dass Dinge verloren gehen. Doch die "Vermisstenmeldung", die am Freitag per E-Mail an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abgeordneten aller Fraktionen versendet wurde, war ungewöhnlich.
Gesucht wurde ein verschwundenes Paket. Dieses sei "nachweislich" am 15. September in der Poststelle des Bundestags angekommen, dann aber verlustig gegangen, heißt es in der E-Mail, die die Mitarbeiterin eines Bundestagsabgeordneten der CDU verfasst hat: "Seither fehlt jede Spur."
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Beschrieben wird auch der Inhalt des Pakets und zur Sicherheit ist zusätzlich ein Foto angehängt: eine Flasche Korn der Firma Nork. Es handele sich um ein Geburtstagsgeschenk für den Abgeordneten, schreibt seine Mitarbeiterin: "Vielleicht ist es ja versehentlich in einem anderen Büro gelandet und wurde dort als Werbegeschenk angesehen." Dann bittet sie die anderen Mitarbeiter darum, bei ihren Abgeordneten noch einmal nachzufragen, "ob dort etwas dergleichen angekommen ist".
Es dürfte nicht der Warenwert sein, der die Mitarbeiterin zum bundestagsweiten Aufruf veranlasst hat. Denn der beträgt nur 39,90 Euro für einen halben Liter. Allerdings handelt es sich um eine limitierte Edition. Die Flasche heißt "Werder Bremen Kurvenkorn", ist in der Vereinsfarbe des Fußballklubs Werder Bremen gehalten und hat nicht rein zufällig ein Alkoholvolumen von 42,1 Prozent – das Stadion von Werder Bremen fasst 42.100 Zuschauer. Auf der Webseite des Herstellers ist sie ausverkauft.
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Unter den E-Mail-Empfängern sorgte der Fahndungsaufruf dennoch für Spott. "Witze, dass in manchen Fraktionen das Leben scheinbar nur noch mit nem schönen Schlückchen Korn zu ertragen ist, verbieten sich!", witzelte der Büroleiter des stellvertretenden Grünen-Vorsitzenden Konstantin von Notz, Jörn Pohl, und fügte hinzu: "Das war mit Abstand die gehaltvollste Mail des Tages." Ein anderer Mitarbeiter wies darauf hin, dass die Fahrbereitschaft des Bundestags schon klargemacht habe, die Flasche sei nicht bei ihnen gelandet.
E-Mails im Bundestag an alle zu verschicken, ist freilich eine heikle Angelegenheit. Das musste 2012 die Mitarbeiterin einer Grünen-Abgeordneten erleben. Sie wollte eine Kollegin bitten, ihr ein Handbuch mit dem Verzeichnis aller Abgeordneten ("Kürschner") mitzubringen, verschickte die E-Mail aber versehentlich an alle Abgeordneten. Infolge entstand zunächst ein reger Antwortverkehr, der schließlich den Server des Bundestags zusammenbrechen ließ. Der Vorfall ging als "Kürschner-Gate" in die Geschichte des Bundestags ein.
Da war die Mitarbeiterin des CDU-Bundestagsabgeordneten bei ihrem Suchaufruf schlauer. Sie hatte die Funktion "Antwort an alle" vorsorglich abgestellt.