Atomdebatte Auch Baerbock schließt längere Akw-Laufzeiten nicht mehr aus
Annalena Baerbock will eine Akw-Laufzeitverlängerung von Fakten abhängig machen. Gleichzeitig warnt sie vor einer Weiternutzung über 2022 hinaus.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) schließt eine Laufzeit-Verlängerung für die drei verbliebenen deutschen Atomkraftwerke nicht aus, auch wenn sie selbst skeptisch bleibt. Die Grünen-Politikerin sagte am Freitagabend in einem Interview mit "Bild": "Wir sind jetzt in einer Notsituation, wo wir alles noch einmal anschauen."
Zugleich warnte sie vor einer leichtfertigen Weiternutzung der Kernkraft über 2022 hinaus: "Wir sind ja nicht ohne Grund in Deutschland aus der Atomkraft ausgestiegen." In so schwierigen Entscheidungsprozessen sei es immer wichtig, dass man auf Faktengrundlagen jeden Schritt gehe.
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Warten auf Stresstest-Ergebnisse
Deswegen überprüfe Wirtschaftsminister Robert Habeck gerade in einem zweiten Stresstest genau die Situation. "Die Ergebnisse warten wir ab." Auf der ihr jetzt bekannten Faktenlage halte sie den Weiterbetrieb der deutschen Atommeiler aber "nicht für den richtigen Schritt". Die Herausforderung bestehe in der Gasversorgung. "Und deswegen ist Atomkraft nicht die Antwort."
Das Wirtschaftsministerium hatte am Sonntag einen zweiten Stresstest zur Sicherheit der Stromversorgung in Deutschland angekündigt. Es gehe darum, festzustellen, ob die Versorgungssicherheit im Stromsektor und der sichere Betrieb des Netzes unter verschärften Annahmen gewährleistet seien. Mit Ergebnissen sei "in den nächsten Wochen" zu rechnen.
Die drei Kernkraftwerke Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2 müssen nach geltendem Recht spätestens am 31. Dezember 2022 abgeschaltet werden. Die Betreiber hatten erklärt, sie hätten kein Interesse daran, die Meiler weiterlaufen zu lassen.
Wirtschaftsminister Habeck und Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hatten in einem Prüfvermerk im März von längeren Laufzeiten der Atomkraftwerke abgeraten.
- Nachrichtenagenturen Reuters und dpa