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Corona | Karl Lauterbach will Booster-Turbo zünden – Lieferungen vorgezogen


Impfstoff-Lieferungen werden vorgezogen
Karl Lauterbach will den Booster-Turbo zünden

Von t-online, dpa, mk

Aktualisiert am 17.12.2021Lesedauer: 4 Min.
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Die Bedrohung durch die neue Variante: Karl Lauterbach erklärt, wie er die Verbreitung der Omikron-Variante eindämmen will. (Quelle: reuters)

Deutschland droht der Impfstoff für die Boosterkampagne auszugehen, warnt Gesundheitsminister Lauterbach. Verhandlungen mit Hersteller Moderna und EU-Ländern sollen Abhilfe schaffen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will den Booster-Turbo zünden um für möglichst viele Corona-Auffrischungs-Impfungen im Januar und nicht erst bis Ende März zu sorgen. Der dafür nötige Impfstoff soll nun durch vorgezogene Lieferungen von 35 Millionen Dosen des Moderna-Impfstoffs und Verhandlungen mit anderen EU-Staaten über dort nicht benötigten Impfstoff beschafft werden.

Eine vorgezogene Lieferung bedürfe der Zustimmung der EU, diese habe er Donnerstagmittag erhalten, sagte Lauterbach in Berlin vor Journalisten. Er verhandele außerdem mit Rumänien, Bulgarien und Portugal über den Kauf von Biontech-Impfstoffen. Er hoffe, dass er hier bald Vollzug berichten könne.

Deutschland hat sich zudem 80 Millionen Biontech-Dosen für das zweite Quartal 2022 gesichert laut Lauterbach als Vorsorge für eine möglicherweise nötige vierte Impfwelle. Ein Teil könne eventuell im ersten Quartal kommen, sagte der Minister. Der Haushaltsausschuss des Bundestags hatte hierfür sowie für 12 Millionen weitere Dosen, die direkt beschafft werden sollen, rund 2,2 Milliarden Euro bewilligt.

Lauterbach: "Könnten Booster-Lücke im Januar schließen"

Sowohl der SPD-Politiker als auch der Präsident des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler warnten am Donnerstag vor der Omikron-Virus-Variante. Zwar sei nicht viel über die Gefährlichkeit bekannt, sagte Wieler. Aber es sei klar, dass die Zahl der Fälle wegen der höheren Ansteckungsrate wieder deutlich steigen werde und damit auch die Zahl von Schwererkrankten. Deshalb müsse man die Zahl der Infizierten unbedingt senken, bevor sich die Variante wie in Großbritannien ausbreite. Lauterbach sprach von einer Verdoppelung der Fälle alle zwei bis drei Tage. Frankreich schränkte den Reiseverkehr nach Großbritannien wegen Omikron erheblich ein.

Lauterbach machte deutlich, dass es im Kampf gegen die jetzige Welle und die nahende, noch ansteckendere Virusvariante um einen Wettlauf mit der Zeit geht. Derzeit gebe es eine Impfgeschwindigkeit von einer Million bis 1,5 Millionen Impfungen pro Tag. "Wenn das tatsächlich fortgesetzt werden könnte, dann könnten wir im Januar schon einen großen Teil dieser Booster-Impflücken schließen. Das wäre optimal." Er versuche, Lieferungen so weit nach vorne zu ziehen, wie es gehe.

Nach einer Inventur im Ministerium seien für das erste Quartal 2022 bisher 50 Millionen Dosen zu erwarten, der Bedarf liege gemäß der Strategie aber bei 70 Millionen Dosen, davon 50 Millionen Booster – zusätzlich zu schon erreichten 23 Millionen Auffrischimpfungen. Mit den bisher erwarteten Dosen wäre die Kampagne aber zu langsam und erst Ende März abgeschlossen, erläuterte Lauterbach. "Wir sprechen wirklich über die frühen Wochen im nächsten Jahr."

Lauterbach betont: Keine Kritik an Spahn

Dabei geht es auch um Sicherheitspuffer, wie der Minister erkennen ließ: "Ich möchte einfach, dass deutlich mehr Impfstoff da ist, als abgerufen wird, um zu jedem Zeitpunkt die Impfstoffbedarfe ohne Verzögerung decken zu können." Auch mit Blick auf eine mögliche allgemeine Impfpflicht solle genug vorhanden sein: "Wenn es eine solche gibt, dann muss natürlich auch der Impfstoff da sein." Lauterbach betonte, die Bestandsaufnahme und die neuen Planungen seien keine Kritik an seinem Amtsvorgänger Jens Spahn (CDU).

In der Bundespresskonferenz ging Lauterbach auch auf die Frage nach einer an Omikron angepassten vierten Impfung ein. Ob und wann diese nötig ist, sei bislang unklar. "In Fachkreisen wird das aber schon diskutiert. Insofern könnte eine vierte Impfung nötig werden", so Lauterbach.

RKI-Chef Wieler bat unterdessen alle Bürger, die Feiertage so zu verbringen, dass sie "nicht für das Virus ein Fest" würden. "Verbringen Sie diese Zeit wirklich nur im kleinsten, engsten Freundes- und Familienkreis." Bei Treffen mit Personen aus Risikogruppen empfahl er zusätzliche Tests auch bei vollständiger Impfung. Es gehe darum, generell Infektionen zu verhindern, damit sich Omikron nicht so schnell ausbreiten könne und die Klinken entlastet würden, ehe die Fallzahlen dann wohl wieder stiegen. In Deutschland seien bisher einige Hundert Fälle mit der Variante im Meldesystem übermittelt worden, sagte der RKI-Präsident.

Wieler rechnet mit hoher Zahl schwerer Omikron-Verläufe

Momentan lässt sich seinen Angaben zufolge noch nicht einschätzen, wie gut die Impfung vor schweren Verläufen schützt und ob Omikron weniger oder mehr krank macht. Dadurch, dass es so extrem ansteckend sei, müsse man aber "allein aus mathematischen Gründen" mit einer hohen Zahl an schweren Verläufen rechnen. Ein neuer Expertenrat der Bundesregierung will noch vor Weihnachten über die Omikron-Situation in Deutschland beraten. Lauterbach hatte angekündigt, dies solle auch Grundlage für mögliche neue politische Entscheidungen sein.

Zur Impfwirkung sagte Wieler: "Geimpft sein ist immer besser als nicht geimpft sein, das ist völlig klar". Erste Studien wiesen aber darauf hin, dass zwei Impfungen nicht so gut vor Omikron schützten. Eine dritte Spritze könne den Schutz wahrscheinlich deutlich erhöhen.

Fast 23 Millionen Deutsche geboostert

Die Impfungen erreichten am Mittwoch mit 1,496 Millionen Dosen einen Tagesrekord. Darunter waren fast 1,3 Millionen Auffrischungen und 97.400 Erstimpfungen. Bisheriger Rekordtag in der Pandemie war der 9. Juni mit 1,43 Millionen gespritzten Impfdosen. Insgesamt ist nun auch die Marke von 70,0 Prozent aller Einwohner mit vollständigem Grundschutz erreicht. Die dafür meist nötige zweite Spritze haben den Angaben zufolge nun mindestens 58,2 Millionen Menschen bekommen. Eine zusätzliche Booster-Spritze zur Auffrischung haben nunmehr mindestens 22,9 Millionen Menschen oder 27,6 Prozent der Bevölkerung bekommen.

Der Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin an der Universitätsklinik Köln, Jörg Dötsch, rief Eltern dazu auf, 12- bis 17-jährige Kinder uneingeschränkt zu impfen. Auch 5- bis 11-Jährige könnten ohne Bedenken geimpft werden. Besonders wichtig sei dies auch in diesem Alter aber für Kinder mit Vorerkrankungen. Er betonte, dass Schulen zur Corona-Kontrolle beitragen könnten, wenn konsequent Masken getragen und weitere Schutzregeln befolgt würden.

Verwendete Quellen
  • Bundespressekonferenz am 16. Dezember
  • Nachrichtenagentur dpa
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