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Kassel: CDU-Redner warnt bei "Querdenker"-Demo vor Impfungen


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Neues Problem für die Union
CDU-Redner warnt auf "Querdenken"-Demo vor Impfungen


Aktualisiert am 21.03.2021Lesedauer: 3 Min.
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Ohne Abstand und Masken: In Kassel ist die Lage bei einer Querdenker-Demo eskaliert und Teilnehmer und Polizei stießen aufeinander. (Quelle: t-online)
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Bei der "Querdenken"-Demo in Kassel hat ein CDU-Mitglied für Aufsehen gesorgt. Der frühere Vertraute von Wolfgang Schäuble machte mit einer religiös-fundamentalistischen Rede Stimmung gegen das Impfen.

Die CDU hat ein neues Problem. Ihr Frankfurter Parteimitglied Martin Heipertz vom rechten Rand hat bei der Kundgebung von Corona-Leugnern in Kassel gesprochen. Der Politiker selbst verbreitete ein Foto und den Inhalt seiner Rede. Darin erklärte er, dass er gegen Covid-19-Impfungen sei. Begründung: Die Impfstoffe beruhten letztlich auf Abtreibungen.

Heipertz ist kein Unbekannter: Einst Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung der CDU, leitete er unter anderem ein Netzwerk hessischer CDU-Mitglieder und war stellvertretender Büroleiter des damaligen Bundesfinanzministers Wolfgang Schäuble und im Ministerium bis 2020 Referatsleiter. Vor ihm hätte eine glänzende Parteikarriere liegen können. Stattdessen gilt er in der CDU als Außenseiter. Heipertz gehörte dem Landesvorstand der WerteUnion Berlin an, der konservativen Basisbewegung der Partei. Er träumte von einer Zusammenarbeit mit der AfD. Und er gründete die Initiative "Die Basis", um nach dem Rücktritt von Annegret Kramp-Karrenbauer als CDU-Vorsitzende einen Mitgliederentscheid zur Wahl von Parteivorsitzendem und Kanzlerkandidat herbeizuführen.

In seiner Rede in Kassel argumentierte der CDU-Politiker nun gegen eine direkte oder indirekte Impfpflicht. Als Christ könne er das nicht mit seinem Gewissen vereinbaren. Er kämpfe für die Gewissensfreiheit und bürgerliche Rechte. "Ich befürchte, dass Gott Deutschland straft um der CDU willen."

Beim erlaubten Teil der Demo gesprochen

Heipertz stand auf der Bühne an der Schwanenwiese in Kassel, dem nicht untersagten Teil des völlig aus dem Ruder gelaufenen Demogeschehens. Vor ihm redete unter anderem Reiner Fuellmich, der mit vermeintlicher Aufklärungsarbeit und großspurigen Ankündigungen zu Schadenersatzklagen gegen Christian Drosten zu einer Ikone der Corona-Verharmloser-Szene geworden ist. Füllmich sprach in Kassel von einem „faschistisch-totalitären System in D“ und dass "dieses abgrundtief böse Spiel" beendet werde.

Heipertz wies Kritik an seinem Auftritt in Gesellschaft Füllmichs auf Twitter zurück: "Mit Kontaktschuld kann ich nichts anfangen, so bin ich nicht erzogen." Zu t-online sagt er, er könne Füllmichs Ansichten "absolut nicht teilen, ich stehe nur für das, was ich gesagt habe." Er selbst sei auch kein Corona-Leugner und trage Maske.

Seine Botschaft ist eine andere: Die Impfstoffe seien einerseits nicht ausreichend getestet. Andererseits, und das ist seine zentrale Kritik, müsse für die Produktion von Impfstoffen auf Entwicklungen zurückgegriffen werden, die auf Zellen eines Embryos basieren. Normalerweise kann sich eine Zelle nur begrenzt oft teilen, aber ein Forscher in den Niederlanden hatte es 1973 geschafft, Zellen aus der Niere eines Fötus so zu modifizieren, dass unbegrenzt Teilungen möglich wurden.

Solche Zellen können in Viren-Minifabriken umgewandelt werden und so wie Hühnereier als Wirtszelle zur Produktion von Impfstoffbestandteilen eingesetzt werden. Das Verfahren wird auch bei den derzeit zugelassenen Impfstoffen eingesetzt. Abtreibung war in den Niederlanden damals ausschließlich aus medizinischen Gründen erlaubt, wenn damit Leben der Mutter gerettet wird.

Vatikan hält Impfen für moralisch vertretbar

In den USA gibt es eine Bewegung, die sich aus religiösen Gründen gegen das Impfen wendet, in Deutschland tritt vor allem der Vorsitzende des Vereins "Ärzte für das Leben", der Münsteraner Honorarprofessor Paul Cullen, damit auf. Der Vatikan hat sich eindeutig anders positioniert: Sich impfen zu lassen bedeute "keine formelle Beteiligung an Abtreibung", heißt es in einer Note des Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Luis Ladaria. Das sei keine moralische Billigung der Verwendung von Zelllinien abgetriebener Föten.

Wo keine "ethisch einwandfreien" Impfstoffe zur Verfügung stünden, sei es "moralisch akzeptabel", diejenigen einzusetzen, zu deren Vorgeschichte abgetriebene Embryonen gehören. Eine Impfung sei empfehlenswert, aber keine Verpflichtung.

Heipertz: "Der Vatikan kann irren"

Die Vatikan-Empfehlung zum Impfen beeindruckt Heipertz nicht: t-online erklärte er: "Der Vatikan kann irren beziehungsweise nicht über der autonomen Gewissensentscheidung stehen."

Auf der Internetseite des Politikers findet sich auch die Rede anlässlich seiner Bewerbung für die Bundestagskandidatur, bei der er schnell ausschied und dann der Bundestagsabgeordnete Matthias Zimmer aus dem Arbeitnehmerflügel dem KfW-Vorstand Axel Kaufmann unterlag. Darin äußerte sich Heipertz zum Impfen noch ganz anders: "Die Impfkampagne ist einfach nur blamabel – wir liegen selbst hinter Rumänien!"

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • martin-heipertz.de: Was ich in #Kassel zu sagen hatte
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