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Impfung mit Astraneca ausgesetzt: "Ich hätte ihn doch genommen"


Ausgesetzte Impfung
"Ich hätte doch Astrazeneca genommen"


15.03.2021Lesedauer: 3 Min.
Impfzentrum Darmstadt: Der Termin von Jutta Seling am Dienstagmorgen fällt aus. Sie gehört zu den vielen Betroffenen, die kurzfristig die Absage bekommen haben.Vergrößern des Bildes
Impfzentrum Darmstadt: Der Termin von Jutta Seling am Dienstagmorgen fällt aus. Sie gehört zu den vielen Betroffenen, die kurzfristig die Absage bekommen haben. (Quelle: imago-images-bilder)
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Vorerst keine Impfung mit Astrazeneca: Die Nachricht erwischte auch Menschen, die unmittelbar vor einem ersehnten Pieks stehen – und nun sauer sind. Oder die Impfung einklagen wollen.

Auf Jens Spahns Hiobsbotschaft vom ausgesetzten Impfen mit Astrazeneca kam auf Twitter schnell die erste Antwort, und sie war wütend: "Ich unterschreibe gerne jede Erklärung zur Haftung", schrieb ein Nutzer. "Aber gebt mir doch einfach diesen beschissenen Impfstoff! Ich hätte morgen meinen Termin."

Endlich die Impfung vor Augen – und dann fällt sie aus, bis ein möglicher Zusammenhang des Astrazeneca-Impfstoffs mit sehr seltenen Hirnvenen-Thrombosen aufgeklärt ist. Auf Twitter gab es schnell Tweets mit dem Hashtag #GibmirmeinAstrazeneca.

Absage um 18.15 Uhr

Den Frust teilt Jutta Seling (55). Am Dienstag, 11 Uhr, sollte sie im Wissenschafts- und Kongresszentrum Darmstadtium sein, Darmstadts Impfzentrum. Am Montagabend um 18.15 Uhr kam die offizielle Mail mit dem Zurück. "Ich hätte Astrazeneca auf jeden Fall genommen und würde ihn auch noch nehmen." Fast zeitgleich mit der Absage für sie kam ein Statement der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA): Die untersucht, aber ist weiter der Ansicht, "dass die Vorteile des Astrazeneca-Impfstoffs bei der Vorbeugung von COVID-19 mit dem damit verbundenen Risiko von Krankenhausaufenthalten und Todesfällen die Risiken von Nebenwirkungen überwiegen".

Zwei Nächte hatte sie nicht gut geschlafen, erzählt Jutta Seling, und hat dabei an Nebenwirkungen gedacht: "Aber nicht an das minimale Risiko einer Thrombose, das offenbar bei der Pille größer ist. Ich habe mich gefragt, ob mich Fieber und Schüttelfrost erwischen." Sie arbeitet im öffentlichen Dienst, hatte sich den Dienstag für die Impfung freigenommen und im Büro vorgewarnt, dass sie vielleicht wegen Nebenwirkungen ausfallen könnte.

Zusage für Termin war schnell gekommen

Vielleicht sei es für vorher einfach zu glattgelaufen: Am 3. März hatte sie sich registriert und Nachricht bekommen, dass es Wochen dauern kann. "Drei Stunden später kam dann der Termin für den 16. März. Ich war überrascht und habe mich gefreut." Sie gehört Risikogruppe 2 an, weil in ihrem Haushalt die pflegebedürftige Mutter (88) lebt. Die Mutter hat vergangenen Donnerstag ihre erste Impfung (Biontech) bekommen, Jutta Seling sollte Astrazeneca erhalten. "Mir ist das Risiko lieber, als vielleicht mit COVID-19 auf einer Intensivstation zu landen." Die Vorsicht, die da jetzt gezeigt werde, vermisst sie stellenweise beim Lockern.

Wie es jetzt weitergeht, weiß sie nicht. Sie bekam auch einen Anruf aus dem Impfzentrum. "Eine sehr nette Mitarbeiterin, die es sehr bedauert und mir gesagt hat, dass sie auch völlig im Unklaren sind." Reserven mit anderen Impfstoffen gebe es dort nicht. "Aber ich würde ja auch weiter Astrazeneca nehmen."

Anwalt: Astrazeneca ist weiter vefügbar

So auch der Würzburger Diabetiker Lars Petri (45). Er will gerichtlich mit dem Würzburger Anwalt Chan-Jo Jun eine Impfung erstreiten. Jun zu t-online: "Mein Musterkläger hat dem Verwaltungsgericht jetzt mitgeteilt, dass er weiterhin – in Kenntnis von Nebenwirkungen – jeden zugelassenen Impfstoff sofort annimmt." Impfstoff sei ja jetzt nach seiner vorläufigen Einschätzung nun erst recht verfügbar, so der Anwalt. "Er ist weiterhin zugelassen. Die Aussetzung ist eine fachpolitische Entscheidung, die die Länder noch nicht einmal bindet." Und in Bayern werde ohnehin aktuell absehbar vor allem größere Mengen des Impfstoffes von Biontech verimpft.

Jun rechnet am Mittwoch mit einer Entscheidung des Gerichts, ob das Gesundheitsamt seinem Mandanten zeitnah einen Impftermin geben muss. Es geht dabei nur vordergründig um den Einzelfall, sagt Jun. Vor allem soll Druck entstehen und aufgeklärt werden, ob aktuell möglicherweise nicht alle Impfkapazitäten ausgenutzt werden. "Das könnte den Staat verpflichten, zusätzliche Impfkapazitäten zu schaffen." Das Gericht könnte aufklären, wie viel Impfstoff tatsächlich warum auf Halde liegt. Wenn massenhaft Dosen ungenutzt eingelagert seien, komme der Staat seiner Impfverpflichtung nicht in ausreichendem Maße nach, so der Anwalt.

Petri als Risikopatient aus Gruppe 2 hatte beim Gesundheitsamt in Würzburg schriftlich einen "Antrag auf Erhalt einer Schutzimpfung" gestellt, bekam aber bis Fristende kein Impfangebot. Einen Musterantrag hat Anwalt Jun hochgeladen. Im Falle eines Erfolgs werde es für viele Menschen einfacher, auf einen Impftermin zu pochen – der Staat sei dann gezwungen, schneller mehr zu impfen.

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