"Absurde und unerträgliche Situation" Lauterbach will Astrazeneca-Impfungen in allen Prioritätsgruppen
Übriggebliebener Astrazeneca-Impfstoff soll unbürokratisch verwendet werden. Alle Gruppen mit Priorität könnten geimpft werden, fordert SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Andere Mediziner gehen noch weiter.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat gefordert, den Astrazeneca-Impfstoff sofort für alle Impfberechtigten unter 65 Jahren aus den ersten drei vorrangig zu impfenden Gruppen freizugeben. "Es bleibt Impfstoff liegen, weil sich nicht genug Personen aus der ersten Prioritätsgruppe anmelden oder nicht zum Termin erscheinen. Das ist eine absurde und unerträgliche Situation", sagte Lauterbach der "Bild am Sonntag". "Wir sollten beim Astrazeneca-Impfstoff jetzt unbürokratisch die Impfzentren für alle unter 65 Jahren aus den ersten drei Prioritätsgruppen öffnen. Dann könnten wir die Impfzentren endlich voll auslasten."
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Auf Twitter schrieb Lauterbach: "Ich würde sogar Astra Impfstoff für alle unter 65-Jährigen in den drei Prioritätsgruppen freigeben. Er liegt umher, absurd. In den Schulen müssen aber auch Kinder und Eltern geschützt werden."
Andere Mediziner gehen sogar noch einen Schritt weiter. So forderte der Chef der Kassenärzte in Sachsen, Klaus Heckemann, im MDR, den Astrazeneca-Impfstoff sogar für alle zugänglich zu machen und "ohne Priorisierung zu impfen".
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Bei der Impfreihenfolge in Deutschland sind drei große Gruppen festgelegt: Gruppe eins mit "Höchster Priorität", Gruppe zwei: "Hohe Priorität", und Gruppe drei: "Erhöhte Priorität". Der Impfstoff von Astrazeneca wird in Deutschland zurzeit nur Menschen zwischen 18 und 64 Jahren verabreicht – es fehlen Daten zur Wirkung bei Älteren. Deshalb bekommen die Beschäftigten in Pflegeheimen oder Intensivstationen in dieser Altersgruppe nun vorrangig dieses Vakzin geimpft. Die Vorbehalte gegen das Präparat sind aus Sicht von Wissenschaftlern unbegründet.
Gute Daten von Biontech-Impfstoff
Lauterbach äußert die Hoffnung, dass sich mit dem Impfstoff von Pfizer und Biontech eine Herdenimmunität erreichen lässt. Er verweist im Gespräch mit der "Bild am Sonntag" auf Ergebnisse einer Studie des israelischen Gesundheitsministeriums und von Pfizer. "Diese Auswertungen sind von großer Bedeutung. Sie sind der erste klare Hinweis darauf, dass man sich nach der Impfung nicht ansteckt und auch nicht ansteckend ist", führt er aus. Damit würde die Impfung eine Herdenimmunität tatsächlich ermöglichen – "und die Rückkehr zum normalen Leben möglich machen".
- Nachrichtenagentur dpa
- Twitter: https://twitter.com/Karl_Lauterbach
- MDR: Sächsischer KV-Chef: Astrazeneca-Impfstoff für alle zugänglich machen