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Impfkommission: Astrazeneca-Impfstoff nur für unter 65-Jährige


Corona-Pandemie
Impfkommission: Astrazeneca-Vakzin nur für unter 65-Jährige

Von afp, ann, job, dru

Aktualisiert am 28.01.2021Lesedauer: 3 Min.
In Großbritannien wird ein 82-Jähriger mit dem Astrazeneca-Präparat geimpft: In Deutschland wird der Impfstoff zunächst nur für unter 65-Jährige zugelassen.Vergrößern des Bildes
In Großbritannien wird ein 82-Jähriger mit dem Astrazeneca-Präparat geimpft: In Deutschland wird der Impfstoff zunächst nur für unter 65-Jährige zugelassen. (Quelle: Steve Parsons/ap)
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Der Astrazeneca-Impfstoff wird wohl zunächst nicht für Menschen über 65 Jahren zugelassen. Der Grund ist schlicht, dass zu wenige Daten für die Gruppe vorliegen – das hat auch großen Einfluss auf die Impfkampagne.

Der Astrazeneca-Impfstoff soll nach einer Empfehlung der deutschen Impfkommission zunächst nur an Menschen unter 65 Jahren verabreicht werden. In der am Donnerstag veröffentlichten Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) des Robert Koch-Instituts heißt es, das Astrazeneca-Präparat solle in den einzelnen Stufen, die die Priorisierung festlegen, "jeweils nur den Personen angeboten werden, die 18-64 Jahre alt" sind.

Die Auswirkungen der Empfehlung waren zunächst unklar. Zuletzt wurde eine Anpassung der Impfreihenfolge in Deutschland nicht mehr ausgeschlossen. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach schlug im Gespräch mit t-online vor, Menschen unter 65-Jahren aus bestimmten Berufsgruppen nun vorzuziehen.

Als Grund für ihre Empfehlung gab die Stiko die dünne Datenlage zum Astrazeneca-Wirkstoff an. "Zur Beurteilung der Impfeffektivität ab 65 Jahren liegen aktuell keine ausreichenden Daten vor", schreibt sie. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) betonte in einer Pressekonferenz am Donnerstag, seines Wissens nach werde die Impfkommission ihr endgültiges Urteil erst am Tag nach der Zulassung fällen, die für Freitag erwartet wird. Wichtig sei aber: Es habe "nicht schlechte, sondern nur zu wenige Daten und Studienteilnehmer über 65 gegeben", so Spahn.

Anzeichen für gleiche Wirksamkeit bei Älteren

In einer Mitteilung seines Hauses hieß es, in einer Teilnehmerstudie von Astrazeneca habe sich von den 341 Geimpften in dieser Altersgruppe nur einer mit dem Coronavirus infiziert. Die Zahl der Probanden reiche aber für eine statistisch signifikante Aussage nicht aus.

Spahn sagte weiter, Astrazeneca habe weitere Studien gestartet. Auf diese Ergebnisse warte man. Der Minister betonte zugleich: "Ein Impfstoff, der zugelassen wird, ist auch wirksam." Ebenso gelte: Ein Impfstoff, der nur für bestimmte Gruppen zugelassen werde, sei für diese Gruppen auch wirksam.

Bislang sind in der EU und in Deutschland zwei Impfstoffe zugelassen: Die Präparate von Biontech/Pfizer und Moderna. Astrazeneca wäre der dritte Hersteller mit EU-Zulassung. Der Vorteil des Wirkstoffs des britisch-schwedischen Unternehmens liegt in seiner einfachen Handhabung. Anders als die Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna muss der Astrazeneca- Impfstoff nicht bei extremer Kälte gelagert werden, was ihn insbesondere für die Verabreichung in Hausarztpraxen interessant macht. Mit seiner bevorstehenden Zulassung verbindet sich deshalb die Hoffnung, der Impfkampagne größeren Schwung zu geben.

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Astrazeneca: Wirksamkeit auch bei Älteren

Astrazeneca betonte am Donnerstag als Reaktion auf die Stiko-Empfehlung die Zuverlässigkeit seines Produkts auch bei Älteren. Die jüngsten klinischen Daten hätten gezeigt, dass der in Zusammenarbeit mit der Universität Oxford hergestellte Impfstoff auch bei über 65-Jährigen wirksam sei, sagte ein Sprecher des britisch-schwedischen Unternehmens.

Auch der britische Premierminister Boris Johnson sagte, die britischen Gesundheitsbehörden hätten den Impfstoff als "sehr gut und wirksam" bewertet. Er biete "einen hohen Schutzgrad", sagte Johnson vor Journalisten. Das in Großbritannien bereits zugelassene Vakzin wird dort in allen Altersgruppen verimpft.

Auswirkungen auf Impfkampagne unklar

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sprach sich nach der Stiko-Empfehlung dafür aus, den Astrazeneca-Impfstoff auch schon für einen weiteren Personenkreis einzusetzen. "Mein Vorschlag wäre, dass wir neben den unter 65-Jährigen in den Risikogruppen eins und zwei dann auch die unter 65-Jährigen der Risikogruppe drei impfen", sagte Lauterbach t-online. "Sodass man diese Risikogruppe auch schon einmal versorgen kann."

Zur dritten Prioritätengruppe der deutschen Impfstrategie zählen neben medizinisch vorbelasteten Menschen etwa auch Polizisten, Feuerwehrmänner, Justizmitarbeiter, Mitarbeiter im Lebensmitteleinzelhandel, Saisonarbeiter, Regierungsbeamte und Abgeordnete.

Impfreihenfolge wird diskutiert

Der Sprecher von Gesundheitsminister Spahn, Hanno Kautz, verwies mit Blick auf eine mögliche Anpassung der Impfreihenfolge ebenfalls darauf, dass zunächst die Entscheidung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) und die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission abzuwarten seien. Nach Angaben von Kautz hat Spahn dies auf Nachfrage am Montag seinen Länderkollegen in der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) mitgeteilt.

Zuvor hatte das Portal Business Insider berichtet, Spahn habe in einer Telefonkonferenz mit seinen Länderkollegen angekündigt, dass die gesetzliche Impfreihenfolge geändert werde. Die Regierung gehe davon aus, dass die Europäische Arzneimittelbehörde EMA voraussichtlich am Freitag wie die Stiko lediglich eine Empfehlung zur Nutzung des Astrazeneca-Mittels für unter 65-Jährige geben werde, habe Spahn der Runde mitgeteilt – ebenfalls begründet mit der geringen Stichprobe.

Eine Änderung der Impfstrategie könne dazu führen, dass Menschen unter 65 Jahren nun schneller eine Impfung bekommen als bisher erwartet. Zuvor hatte das Ministerium bereits Berichte, das Astrazeneca-Präparat habe womöglich eine geringere Wirksamkeit, klar zurückgewiesen. "Auf den ersten Blick scheint es so, dass in den Berichten zwei Dinge verwechselt wurden", hieß es in einer Erklärung. "Rund acht Prozent der Probanden der Astrazeneca-Wirksamkeitsstudie waren zwischen 56 und 69 Jahren, nur drei bis vier Prozent über 70 Jahre." Daraus lasse sich aber nicht eine Wirksamkeit von nur acht Prozent bei Älteren ableiten.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
  • Eigene Recherchen
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