Nach dem Impf-Gipfel Spahn: "Wir haben mehr als genug Impfstoffe bestellt"
Nach dem Impf-Gipfel im Kanzleramt verteidigt sich Jens Spahn: Die Impfstoff-Bestellungen der Bundesregierung hätten mit der aktuellen Knappheit nichts zu tun. Er appelliert an Geduld und Solidarität.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat in der Debatte um den schleppenden Corona-Impfstart an die Geduld der Bundesbürger appelliert. Der Impfstoff sei "weltweit ein knappes Gut", sagte Spahn am Mittwoch nach dem Impf-Gipfel im Kanzleramt. "Dass wir anfangs zu wenig Impfstoff haben würden, war von Anfang an klar." Kritik am Vorgehen bei der Impfstoff-Beschaffung wies er zurück: Grund für die Knappheit seien nicht zu geringe Bestellungen – "Wir haben genug, mehr als genug Impfstoffe bestellt" – sondern zu geringe Produktionskapazitäten.
Die Bundesregierung unternehme alles, um die Hersteller bei dem Ausbau der Produktionskapazitäten zu unterstützen. Ein wichtiger Fortschritt sei der Aufbau eines Biontech-Standorts in Marburg für die Produktion für den europäischen Markt. "Das führt zu früheren Lieferungen bestellter Dosen." Es handele sich um einen Rekord beim Aufbau einer solchen Produktionsstätte. Normalerweise dauere dies ein bis zwei Jahre. "In diesem Fall wären es dann wenige Monate."
Moderna-Lieferungen ab nächster Woche
Auch die wahrscheinliche Zulassung des Impfstoffs von Moderna werde deutlich mehr Impfdosen bringen. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte am Mittwochmittag die Zulassung des Moderna-Impfstoffes empfohlen. Nun muss noch die EU darüber entscheiden. Erwartet wird, dass sie der Empfehlung der EMA folgt. Spahn erinnerte jedoch daran, dass auch das US-Unternehmen nur begrenzte Kapazitäten und andere vertragliche Verpflichtungen habe. Er rechnet mit zwei Millionen Dosen bis Ende März für Deutschland. Die ersten Lieferungen erwartet er für die nächste Woche.
Mit dem Moderna-Wirkstoff und der Zulassung weiterer Impfstoffe rechnet Spahn damit, bis zum Sommer allen Deutschen ein Impfangebot machen zu können. Bis dahin müsse er "große Teile der Bevölkerung um Geduld" bitten. Er erinnerte daran, dass das "wichtige Nahziel" die Impfung von Pflegebedürftigen und Älteren sei. Wenn dies geschafft sei, verliere die Pandemie schon "einen großen Teil ihres Schreckens". "Impfen ist der Weg raus aus der Pandemie", so der Gesundheitsminister.
"Tage der Zuversicht"
Bislang wurden in Deutschland vor allem in Pflegeheimen laut Spahn fast 400.000 Menschen geimpft. Die Tage des Impfstarts seien "Tage der Zuversicht". Er verstehe das "Bedürfnis nach einer Beschleunigung" der Impfungen, alle wollten "möglichst schnell zu einem normalen Leben" zurück. Doch das dürfe nicht den Blick auf die Fakten versperren, was in kurzer Zeit möglich sei, mahnte der CDU-Politiker. Es dürfe auch nicht die Prioritäten gefährden. "So viel Solidarität und Geduld muss auch auf dem Weg raus aus der Pandemie sein", forderte Spahn.
Er bekräftige die Notwendigkeit des verlängerten und verschärften Lockdowns. "Es ist schmerzhaft, aber es ist notwendig." Dies sei auch angesichts der Virus-Mutation wichtig. Nach bisherigem Erkenntnisstand sei diese in Deutschland aber bisher nicht weit verbreitet.
Auf Nachfrage von Journalisten äußerte er sich auch zu den Gerüchten, sein Verhältnis zu Kanzlerin Angela Merkel habe in den letzten Tagen gelitten. Er erklärte, er habe sich über das Lob der Kanzlerin am Dienstagabend gefreut. "Wir vertrauen uns, nicht nur unter Stress, aber auch unter Stress", so Spahn. "Wir können froh sein, mit Angela Merkel eine so erfahrene Bundeskanzlerin in dieser Pandemie zu haben."
- Pressekonferenz von Jens Spahn
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP