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"Bild"-Chef verteidigt Kritik an Drosten


Anti-Kampagne sei "Quatsch"
"Bild"-Chef verteidigt Kritik an Drosten

Von t-online, afp, joh

29.05.2020Lesedauer: 2 Min.
"Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt: Er wirft mehreren Medien eine "üble Kampagne gegen die vollkommen legitime Berichterstattung" seiner Zeitung vor.Vergrößern des Bildes
"Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt: Er wirft mehreren Medien eine "üble Kampagne gegen die vollkommen legitime Berichterstattung" seiner Zeitung vor. (Quelle: Norbert Schmidt/imago-images-bilder)
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Nach einem kontroversen Bericht in der "Bild"-Zeitung zu einer Studie des Virologen Christian Drosten meldet sich nun der Chefredakteur des Boulevardblatts zu Wort. Die Vorwürfe seien "Quatsch".

Virologe Christian Drosten und die "Bild"-Zeitung liegen im Klinsch: Die Zeitung hatte den Pandemie-Experten Anfang der Woche heftig attackiert und ihm fragwürdige Methoden sowie unsaubere Arbeit vorgeworfen. Drosten reagierte darauf mit einer Veröffentlichung der "Bild"-Anfrage, in der ihm kaum Zeit für eine Stellungnahme eingeräumt wurde. Die "Bild" wurde für Form aber auch Inhalt der Berichterstattung scharf kritisiert.

Nun meldet sich der Chefredakteur der "Bild"-Zeitung, Julian Reichelt, persönlich zu Wort. Er verteidigt die Berichterstattung seiner Zeitung über den Virologen Christian Drosten. Dass "Bild" eine "Anti-Drosten-Kampagne" fahre, sei "Quatsch und frei erfunden", sagte Reichelt dem "Spiegel". Vielmehr hätten andere Medien wie der "Spiegel" und die "FAZ" eine "üble Kampagne gegen die vollkommen legitime Berichterstattung" der "BILD" in Gang gesetzt.

Reichelt: "Beim Thema Heiligenverehrung soweit gekommen?"

Mit Blick auf Drosten sagte Reichelt, er habe nicht gedacht, "dass wir beim Thema Heiligenverehrung in den Medien so weit gekommen sind". Das Argument, bei der Studie habe es sich um einen sogenannten Pre-Print gehandelt, also eine Art Diskussionspapier, das zur Kritik einlädt, findet Reichelt fadenscheinig: "Dann hätte Drosten daraus keine politische Handlungsempfehlung ableiten dürfen."

  • Tonspur Wissen: Der Corona-Podcast bei t-online.de

Dass die Debatte um den Umgang mit dem Coronavirus hochkocht, führt Reichelt darauf zurück, dass Deutschland gerade in zwei Lager zerfalle: Die eine Seite bestehe aus sogenannten Hygiene-Demonstranten, angetrieben auch von Verschwörungstheoretikern. Die andere Seite hingegen "verehrt und vergöttert alles, was aus dem Komplex Bundesregierung oder Christian Drosten an Politik hervorgegangen ist, und erwartet, dass das nicht zu hinterfragen ist". In wenigen Wochen, sagt Reichelt, würden sich die beiden Lager "ähnlich unversöhnlich gegenüberstehen wie in der Flüchtlingskrise".

Die "Bild" hatte ihre Kritik mit Zitaten von Wissenschaftlern untermauert, die meisten davon Statistiker. Doch diese distanzierten sich von der Kritik. Der Wissenschaftler Alexander Kekulé aus Halle hatte im Berliner "Tagesspiegel" ebenfalls Kritik an der Studie zur Verbreitung des Coronavirus durch Kinder geübt. Darauf twitterte der Chefvirologe der Berliner Charité: "Kekulé selbst könnte man nicht kritisieren, dazu müsste er erstmal etwas publizieren" – eine vernichtende Beurteilung der fachlichen Autorität des Professors.

Drosten berät Bundeskanzlerin Merkel

Die Aufregung um Drosten ist auch deshalb so groß, weil in Deutschland wohl kein Virologe in der Corona-Krise einen solchen Einfluss hat wie er. Drosten gilt als einer der maßgeblichen Ratgeber von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten.

Zu hören ist das vor allem in einem Podcast des NDR, der zehntausendfach abgerufen wird und von dem bereits mehr als 40 Folgen erschienen sind. Darin verteidigte er in der Ausgabe vom Dienstag auch die Studie gegen die Kritik der "Bild": "Die Aussage ist einfach klar: Es gibt auch bei Kindern sehr hohe Viruslasten."

Drosten selbst ärgerte sich in der ersten Phase seiner wachsenden Bekanntheit erkennbar über Kritik und wirkte schnell eingeschnappt. Vor einem Monat sagte er der "Süddeutschen Zeitung" über sein "Fell" gegenüber diesem Ärger: "Vielleicht ist es schon dicker geworden."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Nachrichtenagentur AFP
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