Keine Verringerung der Neuinfektionen RKI-Vize: Reproduktionszahl nicht allein entscheidend
Das Robert Koch-Institut hält die Abstandsregeln im Alltag aktuell für alternativlos. Die Reproduktionszahl des Virus wird sich laut Vizechef Schaade nicht mehr so schnell ändern.
Der Reproduktionsfaktor R ist bei der Ausbreitung des Coronavirus nach Angaben des Robert Koch-Instiuts nicht allein entscheidend, um die aktuelle Corona-Lage zu bewerten. Wichtig seien auch die Zahl der Neuinfektionen im Tagesvergleich, die Zahl der positiv ausgefallenen Tests sowie die Be- und Auslastung des Gesundheitswesens, sagte RKI-Vizepräsident Lars Schaade bei einem Pressebriefing in Berlin. Seine wichtigsten Aussagen sehen Sie oben im Video oder hier.
Die sogenannte Reproduktionszahl R könnte nach Schätzungen des RKI auch in den nächsten Tagen weiter bei etwa 1 liegen. Ursache sei, dass sich die Zahl täglicher Neuinfektionen kaum mehr verringere und sich einem Plateau nähere, sagte Schaade. Die aktuelle Reproduktionszahl, kurz R-Wert, bilde jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab, der am Montag gemeldete Wert zum Beispiel die Situation in der Zeit vom 28. April bis 3. Mai.
Generell unterliege der R-Wert Schwankungen – unter anderem, weil einzelne Ausbrüche den Wert stärker beeinflussen als bei insgesamt größeren Infektionszahlen. Daher werde das RKI künftig einen sogenannten geglätteten R-Wert mitteilen, bei dem solche Schwankungen besser ausgeglichen würden.
Keine Alternative zu Abstandsregeln – Grenzöffnungen möglich
Der RKI-Vize sieht aktuell keine Alternative zu den Abstandsregeln, sollte sich das Virus weiter ausbreiten und absehbar kein Impfstoff zur Verfügung stehen. Deshalb müsse das Verhalten im Alltag vorerst aufrechterhalten bleiben, sagt Schaade.
Unter gewissen Voraussetzungen hält es das RKI derweil für möglich, die Grenzen in Europa wieder zu öffnen. Wenn es einen Gleichklang und eine ähnliche epidemiologische Situation in den Nachbarstaaten gebe, könne man eine solche Grenzöffnung rechtfertigen, so Schaade.
Laut Medienberichten hatten Kanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Emmanuel Macron am Montagabend bei einem Telefongespräch über Lockerungen im deutsch-französischen Grenzverkehr beraten. Seit Wochen darf nur nach Deutschland einreisen, wer einen wichtigen Grund vorweisen kann. Das sind beispielsweise Lastwagenfahrer, Angehörige medizinischer Berufe oder Berufspendler. NRW-Regierungschef Armin Laschet (CDU) etwa hatte für Lockerungen plädiert.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters