Drohen neue Beschränkungen? Erste Landkreise überschreiten den Corona-Grenzwert
Am Mittwoch legten Bund und Länder eine Infektions-Obergrenze fest. Schon jetzt liegen einige Landkreise über dem vorgegebenen Wert. Trotz klarer Empfehlung der Bundesregierung ist der Umgang damit ganz unterschiedlich.
Die neuen Vorgaben von Bund und Ländern im Umgang mit der Corona-Krise werden in den besonders vom Erreger betroffenen Landkreisen ganz unterschiedlich gehandhabt. Während dem nordrhein-westfälischen Kreis Coesfeld neue Beschränkungen in der Pandemie drohen, hält die Landrätin des Thüringer Kreises Greiz an den Lockerungen der Schutzmaßnahmen fest. Wie der Landkreis Steinburg in Schleswig-Holstein mit der überschrittenen Obergrenze umgehen will, ist noch nicht bekannt.
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Die drei Kreise überschritten den vorgegebenen Grenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche. Nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) lag dieser Wert am Freitag in Coesfeld bei 52,7, Steinburg kam am selben Tag auf 66 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner. In Greiz gab die Landesregierung am Donnerstag sogar 87,6 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner für die Woche an.
Seit Mittwoch gilt die neue Obergrenze
Bund und Länder hatten sich am Mittwoch darauf verständigt, dass zahlreiche im Zuge der Corona-Krise verfügte Einschränkungen des öffentlichen Lebens wieder gelockert werden. Bei einer Überschreitung dieser Obergrenze muss aber umgehend wieder ein Beschränkungskonzept umgesetzt werden.
Fahren Sie mit dem Mauszeiger über einen Landkreis, um zu erfahren, wie viele Neuinfektionen es in den vergangenen sieben Tagen pro 100.000 Einwohner gab. Die Daten stammen vom Robert Koch-Institut und werden täglich aktualisiert. Bitte beachten: Landkreise und gleichnamige Kreisstädte werden gesondert ausgewiesen. Um beispielsweise den Wert für die Stadt Rosenheim im Landkreis Rosenheim zu sehen, müssen Sie gegebenenfalls in die Karte hineinzoomen.
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Während der Kreis Coesfeld am Freitag erklärte, dass die Situation fortlaufend bewertet und über Maßnahmen beraten werde, kündigte die Greizer Landrätin Martina Schweinsburg (CDU) an, trotz der hohen Zahl von Coronavirus-Infektionen in der kommenden Woche mit Lockerungen bei den Beschränkungen beginnen. "Einerseits ist es wichtig, die weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern, andererseits können wir unserer Wirtschaft, unserer Gastronomie keine weiteren Blockaden aufbürden", erklärte Schweinsburg am Donnerstag.
Die Landrätin sagte, Ziel sei es, dass der Kreis sich soweit als möglich an der für nächste Woche angekündigten Thüringer Verordnung orientiere. "Denn es macht in meinen Augen wenig Sinn bei uns alles zu verbieten, was wenige Kilometer weiter möglich ist", so die CDU-Politikerin.
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In einem Fleischbetrieb gab es einen großen Ausbruch
Nach dem gehäuften Auftreten von Coronavirus-Infektionen im Landkreis Coesfeld hat das Land Nordrhein-Westfalen die landesweit geplanten Lockerungen der Anti-Corona-Maßnahmen in dem Landkreis um eine Woche auf den 18. Mai verschoben. Davon ausgenommen seien die Schulen, die davon nicht betroffen seien, sagte Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann am Freitag in Düsseldorf. Gleichzeitig ordnete er die vorläufige Schließung des Schlachtbetriebs an, in dem die gehäuften Infektionen auftraten.
In Coesfeld hatte sich das Virus zuletzt vor allem in dem fleischverarbeitenden Betrieb Westfleisch ausgebreitet. 129 Infizierte waren am Donnerstag nach Kreisangaben erfasst worden. Alle 1.200 Beschäftigten des Standortes sollten auf das Virus getestet werden.
- Nachrichtenagentur dpa