"Frag mich" Stellen Sie Ihre Fragen an einen Ex-Neonazi
Mehr als 20 Jahre lang war Maik Scheffler Rechtsextremist, war in der NPD Sachsen sogar stellvertretender Landesvorsitzender. Vor vier Jahren stieg er aus – und stellt sich nun Ihren Fragen zu seiner Vergangenheit.
Was treibt einen Menschen in den Rechtsextremismus? Welche Tat bereuen Sie am meisten? Wann haben Sie sich entschieden, auszusteigen? Diese und viele weitere Fragen beantwortet Ihnen Maik Scheffler. Schicken Sie Ihre Fragen in der Kommentarspalte oder per Mail an: leseraufruf@t-online.de.
Das ist Maik Scheffler
Maik Scheffler wurde 1974 in Leipzig geboren, schloss in der DDR die Schule ab, machte aber später in der BRD sein Abitur. 20 Jahre lang war er Rechtsextremist, bis er 2015 den Ausstieg schaffte. In diesen 20 Jahren war er unter anderem bei den "Hammerskins", einer Untergrundorganisation, und gründete des Neonazi-Netzwerk "Freies Netz Mitteldeutschland".
Von 2009 bis 2014 war er bei der NPD Sachsen und war zeitweise sogar stellvertretender Landesvorsitzender.
Maik Scheffler stellt sich vor
"Meinem endgültigen Ausstieg ging der Austritt und Bruch aus der NPD vorher. Nachdem mein politischer Mentor Holger Apfel (Landes- und Bundesvorsitzender) aufgrund eines schweren internen Vergehens aus der Partei entfernt wurde, brach der damalige Flügel (der vermeintlichen seriösen Radikalität) weg und in der Partei begann ein Hauen und Stechen um Posten und Listenplätze. Ich selbst befand mich als Wahlkampfleiter Leipzig und Nordsachsen in der Situation, nur noch ein politisches Geschäft zu machen. Neben parteiinternen Intrigen war ich auch einer enormen Belastung durch Angriffe des politischen Gegners ausgesetzt. Meine Ehe zerbrach, und das Sicherheitsgefüge meiner ganzen Familie geriet in Gefahr.
Nach Verlassen der Partei hielt ich es noch bis März 2015 im freien Spektrum aus und zog mich dann zurück, weil ich eine Verfassung erreicht hatte, wo ich raus wollte. Erst einmal versuchte ich es allein und in meinem alten Beruf als Lehrkraft in der Erwachsenenbildung. Darüber kam ich zu einem Integrationskurs für Flüchtlinge, welcher mein Leben auf den Kopf stellte und der Anfang einer tiefgründigen Auseinandersetzung mit meiner Ideologie und Weltanschauung war.
Mit diesen Eindrücken und Kontroversen kam ich kaum zurecht. Ende 2015 kam ich über einen Sozialpädagogen zu Exit-Deutschland. Dort durchlief ich einen circa 2 Jahre andauernden Prozess der sozialen und existenziellen Neuordnung, des vollständigen Bruchs mit meiner Ideologie und Aufarbeitung meines rechtsextremen Daseins. Am Ende stand die Tattoo-Entfernung, und mein Ausstieg war als erfolgreich beendet. Seither arbeite ich bis heute ehrenamtlich und nebenberuflich für Exit-Deutschland in der Fallbetreuung, Szene- und Raumanalyse, Community Coaching und betreue unter anderem Projekte des Social-Media-Bereichs im Aktionskreis ehemaliger Extremisten (AK-Exit)."