Deutschland Hat Wowereit "keine Lust" mehr?
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) will sich offenbar noch vor der Sommerpause von seinem Amt zurückziehen. Er habe "keine Lust" mehr, soll Wowereit laut "B.Z." bei einem Treffen mit dem brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) und dem neuen BER-Flughafenchef Hartmut Mehdorn angedeutet haben.
Hinter verschlossenen Türen sei laut über den Pannenflughafen diskutiert worden. Wowereit hatte unlängst den Aufsichtsratsvorsitz für Platzeck geräumt und mit dem Gelingen des Projekts auch sein politisches Schicksal verknüpft. Nun sei die Nachricht durchgesickert, dass das Stadtoberhaupt bei diesem Treffen seinen Abschied angekündigt habe. "Er wird bald gehen", hieß es.
Obwohl es dafür bislang keine offizielle Bestätigung gibt, ist das Thema in den Reihen der Berliner SPD lebendig. Ist Wowereit regierungsmüde? "Dass Wowereit irgendwann zurücktreten wird, ist nicht neu“, so ein Insider, "sondern der Zeitpunkt, es möglicherweise noch vor der Sommerpause und damit auch vor der Bundestagswahl im September zu tun.“
Landesführung dementiert zuerst und ist nun alarmiert
SPD-Landeschef Jan Stöß bezeichnete die Rücktrittsgerüchte zuvor laut "Tagesspiegel" noch als „Quatsch“. Auch ein enger Vertrauter Wowereits nannte die Meldung demnach "einen Blödsinn“. Das Gegenteil sei der Fall. Der Regierende Bürgermeister sei dabei, politisch "wieder Tempo aufzunehmen".
Nun ist Stöß alarmiert. Nach Informationen der "B.Z." wollen die Berliner Genossen den Sachverhalt mit Wowereit am Wochenende auf dem Bundesparteitag in Augsburg klären.
Wowereit will seinen Abgang offenbar selbst bestimmen
Nach der vierten Verschiebung der BER-Eröffnung hatte nur ein Anruf des SPD-Bundesvorsitzenden Sigmar Gabriel einen Rücktritt Wowereits als Regierender Bürgermeister verhindert. Seitdem galt es in der Berliner SPD-Spitze als ausgemacht, dass Wowereit bis zur Bundestagswahl im September weiterregiert. Und danach für einen „geordneten Übergang“ sorgt.
Als Grund für einen früheren Abschied gilt taktisches Kalkül: Er wolle nicht für ein schlechtes Abschneiden bei der Bundestagswahl verantwortlich gemacht und so entmachtet werden. Der 59-Jährige ist seit 2001 Regierender Bürgermeister.