FC Bayern fürchtet Pfeifkonzert Bericht: Scholz soll nicht auf Beckenbauers Trauerfeier sprechen
Am Freitag verabschiedet der FC Bayern München mit einer großen Trauerfeier die Klublegende Franz Beckenbauer. Auch der Kanzler wird zu Gast sein – allerdings nicht als Redner.
Der Bundeskanzler hat derzeit in Deutschland einen schweren Stand. Die Ampel befindet sich seit Wochen im Umfragetief, und bei öffentlichen Terminen wird Olaf Scholz (SPD) regelmäßig von der Menschenmenge ausgepfiffen. So auch, als er zum Jahreswechsel die Hochwassergebiete besuchte oder als Scholz am Sonntag das Spiel der deutschen Handballauswahl bei der Europameisterschaft in der Berliner Mercedes-Benz Arena verfolgte.
Am Freitag wird der Kanzler zum nächsten bundesweit beachteten Termin erwartet: Der FC Bayern München richtet in der Allianz Arena die Trauerfeier für den verstorbenen zweifachen Fußballweltmeister Franz Beckenbauer aus. Scholz wird als Gast dabei sein, reden soll der SPD-Politiker aber nicht. Denn offenbar will der FC Bayern verhindern, dass die Trauerfeier von einem Pfeifkonzert gegen Scholz überschattet wird. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) unter Berufung auf Quellen aus München und Berlin.
Das Kanzleramt wiegelt ab
Aus dem Kanzleramt hieß es dem Bericht zufolge, dass eine Rede des Bundeskanzlers ohnehin nicht geplant gewesen sein. Auch an der Trauerfeier für den 2022 verstorbenen Fußballspieler Uwe Seeler habe Scholz lediglich als Gast teilgenommen. Mit seiner Teilnahme an der Veranstaltung am Freitag wolle Scholz "seinen großen Respekt und seine Anerkennung für einen herausragenden Sportler unseres Landes bekunden", teilte am Freitag die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann mit.
Der FC Bayern begründet die Entscheidung anders. Dort will man offenbar eine zu große Nähe zum politischen Berlin vermeiden, da der Fußballverein enger mit der Stadt München und dem Bundesland Bayern verbunden sei. Der Oberbürgermeister der bayerischen Landeshauptstadt, Dieter Reiter, wird allerdings auch nicht sprechen. Markus Söder, CSU-Chef und Ministerpräsident Bayerns, steht hingegen laut "SZ"-Informationen auf der Rednerliste.
Auch Altkanzler Schröder nimmt an Beckenbauers Trauerfeier teil
Repräsentiert wird die Bundespolitik dann aber doch: Wie es in dem Bericht heißt, wird auf ausdrücklichen Wunsch der Bayern-Vereinsspitze und von Beckenbauers Witwe Heidi Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine Trauerrede für Franz Beckenbauer halten. Mehr zu Heidi Beckenbauer lesen Sie hier. Das deutsche Staatsoberhaupt hat offenbar eigens für diesen Termin andere Verpflichtungen verschieben lassen.
Zudem wird ein weiterer Gast erwartet, der zuletzt immer wieder die Aufmerksamkeit der deutschen Öffentlichkeit auf sich gezogen hatte. Wie Scholz soll auch Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) an der Trauerfeier teilnehmen. Schröder und Beckenbauer hatten sich seinerzeit gemeinsam für die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 an Deutschland starkgemacht. In den vergangenen Jahren ist Schröder vor allem durch seine Russland-Nähe und ein gescheitertes Parteiausschlussverfahren aufgefallen. Schröders Büro teilte laut "SZ" mit, dass die Teilnahme des Altkanzlers ausdrücklicher Wunsch von Beckenbauers Familie gewesen sei.
- sz.de: "Rednerliste bei Beckenbauers Trauerfeier wird zum Politikum" (kostenpflichtig)
- bild.de: "Handball-Boss: 'Tut mir leid für Herrn Scholz'"