Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kritik an "Elitensprache" Konservative und Liberale laufen Sturm gegen Gendern bei ARD & Co.
Einige Moderatoren bei den öffentlich-rechtlichen Sendern benutzen gendergerechte Sprache und legen dafür Pausen ein. Spitzenpolitiker von CDU und FDP kritisieren das scharf und drängen auf ein Verbot.
Gendersternchen und Binnen-I, "Zuschauer*innen" statt "Zuschauer" – in immer mehr Nachrichtensendungen und Zeitungen wird gegendert. Auch in den öffentlich-rechtlichen Sendern denken viele um, prominente Moderatoren wie Claus Kleber und Petra Gerster legten dort in ihren Moderationen bereits die umstrittene Sprechpause ein.
Spitzenpolitiker von Liberalen und Christkonservativen laufen nun gegen das Gendern bei ARD, ZDF & Co. Sturm. "Wenn Elitensprache benutzt wird, um Nachrichten zu übermitteln, dann nimmt man in Kauf, dass sich ein großer Teil der Menschen sprachlich ausgegrenzt fühlt", sagte Wolfgang Kubicki, stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP, der "Bild"-Zeitung. Er sehe die Gefahr eines "Akzeptanzproblems".
Embed
Der CDU-Wirtschaftsrat will den Medien das Gendern "Bild" zufolge sogar ganz verbieten. "Gerade Behörden und der öffentlich-rechtliche Rundfunk sind zur Neutralität verpflichtet, sie sollen grammatikalisch korrekt und ohne ideologischen Überbau kommunizieren", sagte CDU-Generalsekretär Wolfgang Steiger der "Bild". Der Landesverband der Hamburger CDU fordert bereits per Beschluss ein Verbot von "gendergerechter" Sprache in Behörden, Schulen und Universitäten.
Gerster: "Böse Briefe vor allem von Männern"
Es gibt bei den meisten öffentlich-rechtlichen Sendern keine Verpflichtung oder feste Regel zum Gendern. Moderatoren und Redaktionen ist das Gendern freigestellt, sie können je nach Thema entscheiden. "Wir möchten möglichst diskriminierungsfrei kommunizieren und achten dabei auch darauf, wie sich Gesellschaft und Sprache verändern", erklärte dazu im Januar das ZDF. "Die Redaktionen entscheiden selbst, welche Form der Ansprache für das jeweilige Format am besten geeignet ist."
ZDF-Moderatorin Petra Gerster verwendete das Gendersternchen, das in der Moderation als Pause hörbar ist, zum ersten Mal im vergangenen Oktober. Danach hätten sich rund 60 Zuschauer beschwert. "Das ist schon sehr viel", sagte Gerster. "Böse Briefe gab’s vor allem von Männern."
Doch die Meinungen gehen auch in konservativen Parteien auseinander. Saarlands CDU-Ministerpräsident Tobias Hans beispielsweise befürwortet das Gendern – auch in staatlichen Einrichtungen. "Bisher haben wir immer nur zu Männern geredet und Frauen einfach ungesagt mitgemeint. Das wird jetzt endlich anders. Das ist gut so. Warum sollen wir das verbieten?"