Mail an die Redaktion "Es fällt mir schwer, die steigende Zahl von Toten zu tolerieren"
Auch in schweren Zeiten sollten Demokratie, Föderalismus und Meinungsfreiheit stets ein unersetzliches Gut bleiben. Das meint ein t-online-Leser, doch er führt an, dass es angesichts der aktuellen Lage eventuell besser wäre, über Notstandsgesetze der Bevölkerung den größtmöglichen Schutz zu bieten.
Wir fragen unsere Leser regelmäßig, welche Themen sie momentan besonders beschäftigen und bitten sie, auf die Berichterstattung von t-online zu reagieren. In Lesermails an die Redaktion formulieren sie ihre Gedanken, die sie publik machen wollen. Hier eine Auswahl:
23. März 2021: t-online-Leser Klaus Dieter Stein über Demokratie und Regierung in Zeiten von Corona – "In dieser pandemiegeprägten Zeit wäre es förderlich, über bestehende Notstandsgesetze den bestmöglichen Schutz der Bevölkerung zu erreichen"
"Die allgemeine Lage in der Pandemie, die weltweit das Leben der Menschen beeinflusst, führt logisch und nachvollziehbar zu unterschiedlichen Ansichten. Das Wesen unser Demokratie ist geprägt von Meinungsvielfalt – einer Freiheit, die unsere Gemeinschaft bislang in vielen Bereichen positiv beeinflusst hat. Auch der grundgesetzlich verankerte Föderalismus hat sich jahrzehntelang bewährt.
In dieser pandemiegeprägten Zeit wäre es jedoch förderlich, über bestehende Notstandsgesetze den bestmöglichen Schutz der Bevölkerung zu erreichen. Die für eine Bundesregierung demütigenden Auseinandersetzungen mit den Ministerpräsidenten der Länder über Konzepte zur Bekämpfung der Pandemie ist ein Eingeständnis des Versagens aller Beteiligten.
Wer heute und in der Vergangenheit weitgehende Lockerungen von Einschränkungen fordert, handelt extrem leichtsinnig. Er agiert unüberlegt, verharmlost den Ernst der Lage und setzt Menschenleben aufs Spiel. [...] Als begeisterter Vertreter einer freiheitlichen Demokratie kann ich nur sagen: Es fällt mir schwer, die steigende Totenzahl zu tolerieren, weil ausschließlich wirtschaftliche Gründe als lebenserhaltend angeführt werden."
23. März 2021: t-online Leser Josef Schöpf über Elektroautos – "Wer möchte einen sieben Jahre alten Gebrauchten, ohne zu wissen, wer für die Folgekosten aufkommt?"
"Es regt zum Nachdenken an, warum gebetsmühlenartig batterieelektrisch angetriebene Fahrzeuge dem Käufer förmlich aufgedrängt werden. Leider wird in Fachsendungen über die Nachteile nur wenig berichtet und wenn schon, dann zu Zeiten, wo das arbeitende Volk längst schläft. Die bei der Produktion entstehende Umweltschädigung verhält sich wie der Strom aus der Steckdose, der Kunde sieht nichts davon. Eine Garantie von bis zu acht Jahren auf die Akkus verkauft sich gut, verschleiert jedoch elegant die immensen Folgekosten.
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Wer möchte beispielsweise einen sieben Jahre alten Gebrauchten, ohne zu wissen, wer für die Folgekosten von bis zu 20.000 Euro eines möglicherweise notwendigen Akkuwechsels aufkommt? Die weiteren Unannehmlichkeiten werden für die vielen Laternenparker bei extremer Kälte erst sichtbar. Längst ist bekannt, welch massiven Leistungsabfall jede Batterie bei Minusgraden hat. Stromfresser wie Heizung, Licht und andere ohmsche Verbraucher reduzieren die versprochene Kilometerleistung drastisch. Auch der Ladevorgang gestaltet sich nicht immer problemlos und die nächstgelegene Ladestation muss angesteuert werden.
'Schalten Sie die Heizung, das Gebläse, sowie die Sitz- und Heckscheibenheizung und nicht dringend erforderliche Stromabnehmer ab, damit Sie die nächste Ladestation erreichen', sollte serienmäßig als Ansage im Sprachcomputer integriert sein. Für weite Reisen im Winter sollten alle E-Autobesitzer den Morgen für die Abfahrt wählen, um nicht eine unfreiwillige Übernachtung riskieren zu müssen, denn die Akkus speisen an den Raststellen nicht so flott wie ihr Besitzer."
16. März 2021: t-online-Leser Günther Jurreit über Haftung und Schadensersatz in Zeiten von Corona – "Der eine Verantwortliche wird nicht zu ermitteln sein."
"Ich sitze gerade vor einem Testzentrum und stelle mir die Frage: Wer haftet bei steigenden Fallzahlen für die Folgen der Schulöffnungen? Was meine ich damit? Sollten meine minderjährigen Kinder ihre beiden vorerkrankten, aber noch nicht geimpften Eltern durch eine aus der Schule eingeschleppte Corona-Infektion verlieren, gibt es keine Möglichkeit, die verantwortlichen Politiker auf Schadensersatz zu verklagen. Der eine Verantwortliche wird nicht zu ermitteln sein.
Nachdem ich fast ein Jahr lang kaum das Haus verlassen habe und seit Mitte Dezember quasi in Isolation gegangen bin, macht mich das wütend. Im ersten Paragrafen des Grundgesetzes steht das Recht auf körperliche Unversehrtheit. Zur Bundestagswahl wird es fast 100.000 Corona-Tote geben. Menschen, die zum Bruttosozialprodukt unseres Staates nichts mehr beitragen können, und Hunderttausende, deren Langzeitschäden unseren Staat noch ein Vermögen kosten."
11. März 2021: t-online-Leser Klaus Wagner über die Kanzlerfrage – "Unabhängig von Personen sollte die CSU auch einmal die Möglichkeit haben, den Kanzlerkandidaten zu stellen."
"In den letzten Tagen wird immer öfter die Nachricht verbreitet, dass wohl Armin Laschet der einzige Kanzlerkandidat der Union ist.
Ist Markus Söder wirklich ganz aus dem Rennen? Das fände ich aus verschiedenen Gründen nicht gut. Unabhängig von Personen sollte die CSU auch einmal die Möglichkeit haben, den Kanzlerkandidaten zu stellen.
Im persönlichen Vergleich zwischen Laschet und Söder scheint mir Söder der bessere Kandidat zu sein. Er hat in der Pandemiebewältigung einfach ein besseres Bild abgegeben als Laschet. Aus meiner Sicht wäre dieser auch mit der Doppelfunktion als CDU-Parteivorsitzender und möglicher Bundeskanzler überfordert. Nimmt man den Maskenskandal noch mit in den Blick, hat Armin Laschet ohnehin schon alle Hände voll zu tun. Sollte er wirklich der Kanzlerkandidat werden, dann sehe ich möglicherweise einen Bundeskanzler Habeck eine Grün-Rot-Rote-Koalition anführen."
2. März 2021: t-online-Leser Dieter Hoffmann über das Technologieland Deutschland – "Eine Pandemie straft uns ab, weil wir ein starkes Datenschutzgesetz haben"
"Was ist los im Technologieland Deutschland? Man sieht hier langfristige Fehler in der Gesetzgebung. Eine solche Pandemie straft uns ab, weil wir so ein starkes Datenschutzgesetz ohne Löcher haben. Warum ist es in einer solchen Lage nicht möglich, Bewegungsprofile zu erstellen und diese den Gesundheitsämtern zur Verfügung zu stellen? Eine automatische Nachverfolgung der Kontakte ist so, ohne dass ein Mensch diese Daten zu Gesicht bekommt, sicherzustellen. Diese Einschränkung eines Grundrechts ist wesentlich milder als die derzeitigen Einschränkungen.
Auch das Vorgehen bei Impfungen sollte anders geregelt werden. Jeder Hausarzt impft seine Patienten auf Wunsch jeden Herbst gegen Grippe. Weshalb ist es nicht möglich, dies auch für die Corona-Impfung umzusetzen? Die Hausärzte kennen ihre Patienten und werden die Impfung wie vorgegeben durchführen! Die Kosten für das Impfen durch die Hausärzte sind bestimmt wesentlich günstiger als die großen Zentren zu nutzen. Außerdem kommen viele Menschen nicht leicht zu den Impfzentren hin. Denken Sie an die vielen im häuslichen Bereich gepflegten Menschen. Diese Personen mit Pflegegrad eins bis fünf sind meist entweder immobil oder dement.
Die Schnelltests sind ebenfalls immer nur eine Momentaufnahme und können schlimmstenfalls zu Überheblichkeit der Getesteten führen. Jetzt getestet – in einer Stunde Covid!"
Die in Lesermails geäußerten Ansichten geben die Meinung der Autoren wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der t-online-Redaktion.
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