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Missbrauchsfall Lügde: Landtag von NRW tagt wegen Beweis-Skandal


Lügder Missbrauchsfall
Wegen Beweis-Skandal: Sondersitzung im NRW-Landtag

Von dpa, TiK

Aktualisiert am 23.02.2019Lesedauer: 2 Min.
Polizeiabsperrung auf dem Campingplatz Eichwald: Hier wurden Kinder missbraucht.Vergrößern des Bildes
Polizeiabsperrung auf dem Campingplatz Eichwald: Hier wurden Kinder missbraucht. (Quelle: dpa)

Im Skandal um die verschwundenen Beweismittel zum Kindesmissbrauch auf einem Campingplatz soll der Landtag von Nordrhein-Westfalen nächste Woche tagen.

Wegen der abhanden gekommenen Beweisstücke im Fall von massenhaftem Kindesmissbrauch auf einem Campingplatz in Lügde soll nächste Woche eine Sondersitzung im Düsseldorfer Landtag stattfinden. Das wollen die Abgeordneten von SPD und Grüne beantragen. Zudem hat das Landesinnenministerium in dem Fall jetzt einen Sonderermittler des Landeskriminalamts eingeschaltet, der die Beweisstücke wieder aufspüren soll.

Alukoffer mit Datenträgern verschwunden

Mit Unterstützung durch LKA-Mitarbeiter soll er den Verbleib von 155 Datenträger klären, die in der Kreispolizeibehörde Lippe mit Sitz in Detmold verschwunden sind. NRW-Innenminister Herbert Reul hatte angekündigt, dass der LKA-Mitarbeiter "keinen Stein auf dem anderen" lassen werde, um den Verbleib der Datenträger aufzuklären. Ein Alukoffer und eine Hülle mit 155 Datenträgern seien zuletzt am 20. Dezember gesehen worden.

Nur drei CDs aus dem verschwundenen Beweismaterial seien ausgewertet worden, so Reul. Auf ihnen sei nichts Verdächtiges gefunden worden, habe ein Polizist gesagt. Ob auf den CDs und DVDs mit insgesamt 0,7 Terabyte Datenvolumen auch kinderpornografisches Material war, sei nicht auszuschließen, sagte Reul weiter. Auch bei der Auswertung sei es zu schweren handwerklichen Fehlern gekommen. Normalerweise müssen von Datenträgern, die als Beweismaterial gelten, Kopien gemacht werden. Aber nur von den drei CDs seien Kopien gezogen worden.

Kommt ein Untersuchungsausschuss?

Der Skandal dürfe an diesem Freitag auch im Landtag in Düsseldorf zur Sprache kommen. Auf der Tagesordnung steht bereits seit längerem ein Antrag der Regierungsfraktionen von CDU und FDP, wie der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Missbrauch verbessert werden kann. Die SPD-Opposition sieht im Lügder Ermittlungsskandal nun bereits genug Stoff für einen weiteren parlamentarischen Untersuchungsausschuss. Innenminister Reul sprach selbst von einem Debakel.

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter nannte das Verschwinden von Beweismitteln ebenfalls eine Katastrophe für das Ansehen der Polizei. "Die Bevölkerung vertraut uns, die Opfer vertrauen uns – und wir haben dieses Vertrauen hier offensichtlich verspielt – oder zumindest ist ein Fragezeichen, wie die Polizei arbeitet", sagte Oliver Huth, Vize-Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter dem WDR.


Wegen des Verdachts des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern und der Verbreitung von Kinderpornografie sitzen als Hauptverdächtige ein 56-Jähriger aus Lügde, ein 33-Jähriger aus Steinheim und ein 48-Jähriger aus Stade in Niedersachsen in Untersuchungshaft. Gegen drei weitere Verdächtige wird wegen mutmaßlicher Beihilfe ermittelt – unter anderem gegen zwei Polizeibeamte.

Bislang sind 31 minderjährige Opfer im Alter zwischen 4 und 13 Jahren identifiziert. Bei den Verdächtigen hatte die Polizei bereits auf zahlreichen Datenträgern Beweismaterial mit einem Datenvolumen von rund 14 Terabyte sichergestellt, wobei nur ein Teil der Fotos und Videos in Lügde entstand. Das Material reiche aus, um die Hauptverdächtigen zu überführen, sagte Innenminister Reul.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur: dpa
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