Demos in Berlin und Köln Tausende fordern schnellen Kohleausstieg
Vor Beginn der UN-Klimakonferenz haben sich tausende Bürger bei Demostationen in Berlin und Köln für einen schnellen Kohleausstieg eingesetzt.
"Kohle stoppen" und "Aussteigen" – so lauten die Forderungen mehrerer tausend Demonstranten in Berlin und Köln. Unmittelbar vor Beginn des Klimagipfels in Kattowitz wollen sie ein Zeichen setzen. Ein Zeichen für eine Energiewende, die diesen Namen wirklich verdient hat.
Unmittelbar vor dem nächsten Weltklimagipfel haben Tausende Menschen in Berlin und Köln gegen die Kohleverstromung und für mehr Klimaschutz demonstriert. Die Veranstalter sprachen von insgesamt 36.000 Teilnehmern, die unter dem Motto "Kohle stoppen - Klimaschutz jetzt" auf die Straße gingen. Die Polizei nannte erheblich niedrigere Zahlen. "Die Bundesregierung hat das Klimaziel 2020 aufgegeben, obwohl sie es durch entschlossenes Handeln noch erreichen könnte", erklärten die Organisatoren, ein Bündnis aus Umweltverbänden und -initiativen wie BUND, Nabu und Greenpeace. "Wir sind im Endspiel um unsere Zukunft und die unserer Kinder und Enkel."
Die Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Kattowitz beginnt an diesem Montag. Dabei sollen die Diplomaten unter anderem Regeln für die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens von 2015 erarbeiten, das die nationalen Klimaschutz-Beiträge vergleichbar macht.
Demonstrationen in Berlin und Köln
Beim Protestzug in Berlin liefen nach Veranstalterangaben 16.000 Menschen mit, die Polizei zählte mehr als 5000. In Köln waren es laut Veranstalter 20.000 Demonstranten, hier ging die Polizei von mehr als 10.000 Teilnehmern aus. Start und Ziel war in Berlin das Kanzleramt. Eine Sprecherin der Initiative Campact sagte: "Mit diesem Zuspruch zeigt sich, dass der Wunsch nach einem schnellen Kohleausstieg und der Protest gegen die Untätigkeit der Bundesregierung beim Klimaschutz aus der Mitte der Gesellschaft kommt."
Teilnehmer der Demo waren unter anderem als Gewitterwolke oder als brennender Baum verkleidet – um auf die Folgen der klimaschädlichen Kohleverstromung für das Klima hinzuweisen. Die Klimakrise sei längst "bittere Realität", hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung der Veranstalter. Redner kritisierten demnach, dass Interessen der Kohleindustrie Vorrang vor dem Klimaschutz eingeräumt werde. Gefordert wurde, den Ausstoß von Treibhausgasen wesentlich zu senken.
Kampf um den Hambacher Forst
In Köln demonstrierten die Menschen auch für den Erhalt des Hambacher Forstes, den der Energiekonzern RWE für die Braunkohleförderung abholzen will. Auf Transparenten und Plakaten war zum Beispiel zu lesen: "Die grauen Herren verheizen unsere Zukunft" und "Hambi bleibt". Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Das ist ein Protest gegen das Versagen der Bundesregierung, die nun mit leeren Händen zur Klimakonferenz fährt."
Unter den Demonstranten in Berlin waren mehrere Grünen-Politiker wie der ehemalige Bundesumweltminister Jürgen Trittin. Er bezeichnete die deutsche Klimapolitik in einem Interview als "Desaster". "Aus dem ehemaligen Vorreiter Deutschland beim Klimaschutz ist ein Blockierer geworden", sagte Trittin der "Rheinischen Post".
- Hambacher Forst: Rodungsstopp – RWE droht mit Stellenabbau
- Kampf gegen Energiewende: Das ist der Pakt hinter der Rodung des Hambacher Forsts
Auf Druck vor allem der Kohleländer Sachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt hat die Regierungskommission zum Kohleausstieg soeben ihre Arbeit bis in den Januar verlängert. Das Gremium soll sich intensiver Gedanken über konkrete Maßnahmen für den Strukturwandel in den betroffenen Regionen machen, bevor ein Plan für den Kohleausstieg mit einem festen Datum vorgelegt wird.
- Nachrichtenagentur dpa