Demo gegen Kohleausstieg Gewerkschafter demonstrieren vor Haus von Umweltschützerin
Der Streit um die Zukunft der Braunkohle wird immer hässlicher: Rund 100 Mitglieder der Bergbau-Gewerkschaft IGBCE haben vor dem Privathaus einer Umweltschützerin demonstriert. Und auch der RWE-Chef fühlt sich bedroht.
Wirbel um einen "Hausbesuch" von rund 100 Pro-Braunkohle-Demonstranten in Buir in der Nähe des Hambacher Forst: Umweltschützerin Antje Grothus, Mitglied der Kohlekommission, hat sich durch den Aufmarsch von Mitgliedern der IGBCE (Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie) an ihrer Privatadresse bedroht gefühlt. Die Gewerkschaft kritisiert ihre eigenen Mitglieder und geht auf Distanz.
Die Gruppe stand am Mittwochmittag mit Trillerpfeifen und Plastikflaschen zum Lärmen vor dem Haus von Grothus, die auch Koordinatorin Kohlepolitik NRW bei der Klima-Allianz Deutschland ist. Sie skandierten neben "Hambi weg" auch "Grothus raus". Das Verhalten der Gruppe habe sehr aggressiv auf sie gewirkt. "Das war sehr bedrohlich", sagte Grothus.
Betriebsratsvorsitzender vorne dabei
In erster Reihe dabei war auch der Kölner Betriebsratsvorsitzende bei RWE Power AG, Walter Butterweck, wie ein Video zeigt. Die Vorsitzende der NRW-Grünen, Mona Neubaur, erklärte, die "Methoden grenzen an Psychoterror". Buttwerweck wies das zurück: "Das ist eine Ortsbegehung."
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In dem Video ist dokumentiert, dass Teilnehmer auch verteidigen, auf das Grothus-Grundstück gegangen zu sein. Hausfriedensbruch – "das ist das, was die Aktivisten den ganzen Tag machen". Dabei geht es um die Besetzung des Hambacher Forsts. Auf Plakaten mit dem Foto der Umweltschützerin stand der Satz "Arbeitnehmerfeind Nummer 1".
Grothus vertritt in der Kohlekommission die Interessen von Tagebaubetroffenen, setzt sich aber auch für den Erhalt des Hambacher Forsts ein. Die Polizei habe sie kurz vor dem Aufmarsch darüber informiert, dass sie diese Demo auf der Straße vor ihrem Haus zulasse.
Die Aachener Polizei wollte sich später zu dem Vorgang äußern. Nach empörten Anfragen zu dem Vorgehen äußerte sich die IGBCE über ihren Twitter-Account – und verurteilte die Aktion.
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Die "Mahnwache" sei nicht geplant gewesen. Diese Form der Auseinandersetzung sei falsch, die IGBCE "distanziert sich von persönlichen Anfeindungen. Protest muss aller Job-Sorgen zum Trotz angemessen bleiben." Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre erklärte, mit dem Aufmarsch vor dem Privathaus hätten "RWE und IGBCE endgültig jedes Maß verloren". Grthus sei auch auf einem Plakat als "Arbeitnhemerfeindin Nr. 1" dargestellt worden.
RWE-Vorstandschef geht nicht mehr in Hambacher Forst
Der Vorstandsvorsitzende von RWE, Rolf Martin Schmitz, berichtete unterdessen, er werde wegen des Konflikts um den Hambacher Wald von Aktivisten bedroht. "Ich bekomme E-Mails und Briefe, die würden Sie erschrecken", sagte Schmitz der Wochenzeitung "Die Zeit". Sein Unternehmen sei auf Twitter mit Nazis verglichen worden, "da ist jegliches Maß verloren gegangen", so Schmitz weiter.
In den Hambacher Forst ist Schmitz in den vergangenen Wochen nicht mehr gegangen. "Unsere Sicherheitskräfte waren der Meinung, es ist zu gefährlich und bringt nichts." Aktivisten, die dort Baumhäuser bauten, nannte Schmitz "Straftäter". Sie hätten allein in den vergangenen zwei Jahren 34 seiner Mitarbeiter verletzt.
- Eigene Recherchen
- Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre: "Hetze von RWE und IGBCE gegen Klimaschützer und Tagebau-Betroffene geht weiter"