"Tägliche Verletzungen" Ramelow fordert mehr Respekt für Ostdeutsche
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow bemängelt die Akzeptanz Ostdeutscher im Westen. Der Umgang miteinander sei bisweilen "verheerend", so der Linken-Politiker.
Kurz vor dem Tag der Deutschen Einheit klagt Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow über den Umgang der Deutschen miteinander. Dieser sei bis heute "oftmals verheerend", sagte der Linken-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Auf der emotionalen Seite erleben die Menschen im Osten nahezu täglich Verletzungen." Diese machten immer wieder die Erfahrung, sich rechtfertigen zu müssen. "Für alles", so Ramelow.
"Wir leisten doch genau so viel für die deutsche Einheit wie die Menschen im Westen." Die Menschen im Osten würden länger arbeiten, weniger Lohn erhalten und müssten sich dann noch anhören, sie seien "undankbar". "Es geht aber nicht um Dankbarkeit, sondern um Respekt", sagte Ramelow.
Einheitsfeier in Berlin
Vor dem Tag der Deutschen Einheit werden in Berlin am Dienstag Zehntausende Besucher bei einem Bürgerfest am Brandenburger Tor erwartet. Auf Bühnen vor dem Wahrzeichen und im Tiergarten treten Soul-, Rock- und Popsänger auf.
In Zelten wird unterdessen diskutiert: über die SED-Diktatur, die Mauer und die friedliche Revolution sowie über Rechtsextremismus im vereinten Deutschland. Das dreitägige Fest läuft seit Montag und erreicht am Mittwoch seinen Höhepunkt. Dann feiert die gesamte Staatsspitze in Berlin die deutsche Wiedervereinigung vor 28 Jahren.
Biedenkopf: Keine Spaltung in Deutschland
Der frühere sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf warnte vor dem Feiertag, von einer Spaltung in Deutschland zu sprechen. Dieser Begriff sei "falsch und gefährlich", sagte der CDU-Politiker der "Rhein-Neckar-Zeitung". "Wir setzen uns für unsere Überzeugungen ein, kämpfen um den Erhalt politischer Vorstellungen und ringen um Antworten: alles im Rahmen einer demokratischen und rechtsstaatlichen Ordnung."
Schädlich sei allerdings "die Schlamperei im politischen Diskurs und in den Medien", so Biedenkopf. "Politiker und Journalisten sollten auch die positive Seite dieses Landes betonen."
- dpa