t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikDeutschlandGesellschaft

Armutsforschung: Jeder Fünfte in Deutschland arm und ausgegrenzt


Armut in Deutschland
Jeder Fünfte ist arm oder ausgegrenzt

Von reuters, dpa
05.11.2015Lesedauer: 2 Min.
Menschen, die in Mülleimern nach Pfandflaschen suchen, sind keine Seltenheit mehr.Vergrößern des Bildes
Menschen, die in Mülleimern nach Pfandflaschen suchen, sind keine Seltenheit mehr. (Quelle: dpa-bilder)
News folgen

Trotz Rekordbeschäftigung war im vergangenen Jahr ein Fünftel der Bevölkerung in Deutschland von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stieg die Zahl der Betroffenen um 300.000 auf 16,5 Millionen oder 20,6 Prozent.

Der Anteil armer oder sozial ausgegrenzter Menschen in der gesamten EU war mit 24,4 Prozent deutlich höher als in Deutschland.

Loading...

Alarmierende Entwicklung

Der Paritätische Wohlfahrtsverband und der Sozialverband VdK beklagten die nach ihrer Ansicht alarmierenden Entwicklung und forderten Konsequenzen in der Steuerpolitik.

Die Daten stammen aus der Erhebung "Leben in Europa" (EU-SILC). Danach gelten Menschen als von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, wenn ihr Einkommen unter der Armutsgefährdungsgrenze liegt, ihr Haushalt von erheblicher Entbehrung betroffen ist oder sie in einem Haushalt mit sehr geringer Erwerbsbeteiligung leben.

Wer 987 Euro im Monat halt, gilt als arm

Wichtigstes Kriterium ist die Armutsgefährdung. Als armutsgefährdet gilt, wer über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. 2014 lag der Schwellenwert für eine alleinlebende Person bei 987 Euro. Für zwei Erwachsene mit zwei Kindern unter 14 Jahren lag der Schwellenwert bei 2072 Euro im Monat.

Nach der EU-SILC-Statistik war im vergangenen Jahr hierzulande jeder sechste Bürger (16,7 Prozent) von Armut bedroht, insgesamt 13,3 Millionen Menschen. Der Anteil hat sich nach Angaben der Statistiker gegenüber 2013 um 0,6 Prozentpunkte erhöht.

Zu anderen Ergebnissen kommt der Mikrozensus: Nach dieser national erhobenen Statistik betrug die Gefährdungsquote im vergangenen Jahr 15,4 Prozent und war etwas niedriger als 2013 (15,5 Prozent). Beim Mikrozensus lag die Einkommensgrenze für Alleinstehende bei 917 Euro monatlich. Für die Differenz seien methodische Unterschiede verantwortlich, erläuterte ein Destatis-Sprecher.

Sozialverband fordert andere Steuerpolitik

Ulrich Schneider vom Paritätischen Wohlfahrtsverband sieht einen Verteilungsskandal im reichen Deutschland: "Die aktuellen Zahlen belegen einmal mehr die Notwendigkeit einer verteilungs- und damit steuerpolitischen Kurskorrektur", sagte Schneider. Nötig seien wirksame politische Maßnahmen und eine neue solidarische Steuerpolitik, um diese zu finanzieren.

Der Sozialverband VdK verlangte ein Gesamtkonzept: "Armutsvermeidung ist eine Querschnittsaufgabe, derer sich Steuerpolitik, Sozial- und Arbeitsmarktpolitik, Gesundheitspolitik und Bildungspolitik gleichermaßen annehmen müssen", sagte VdK-Präsidentin Ulrike Mascher.

Kritierium "materielle Entbehrung"

In die SILC-Armutsstatistik fließt auch das Kriterium "erhebliche materielle Entbehrung" ein. Davon sind fünf Prozent der Menschen in Deutschland nach ihrer eigenen Einschätzung betroffen. Sie gaben in einem Fragebogen unter anderem an, Probleme mit der Bezahlung von Miete oder Rechnungen zu haben oder sich keinen einwöchigen Urlaub im Jahr leisten zu können. In Deutschland seien dafür rund 26.500 zufällig ausgewählte Personen befragt worden, sagte ein Statistiker.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Neueste Artikel



Telekom