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"Illner" zur US-Wahl: Hat sich Trump mit seinem Vize J.D. Vance verrechnet?


US-Wahl-Talk bei "Illner"
Politologin: Vielleicht Trumps entscheidender Fehler


Aktualisiert am 19.07.2024Lesedauer: 4 Min.
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Politologin Liana Fix: Sie sieht in der Wahl Trumps für seinen Vize eine Fehlentscheidung (Quelle: IMAGO/teutopress GmbH/imago)

Joe Biden ist bei "Illner" fast schon abgeschrieben. Aber auch Donald Trump gehe mit J.D. Vance volles Risiko, heißt es – und könne Putin ein Eigentor bescheren.

"Wie macht man Wahlkampf gegen einen Märtyrer, der noch lebt?", fragte Maybrit Illner am Donnerstagabend. Am besten gar nicht, empfahlen ihre Gäste US-Präsident Joe Biden. Während der sich mit einer Corona-Erkrankung in seinem Privathaus isoliert, lässt sich Herausforderer Donald Trump in Milawaukee bejubeln. "Sind die Tage gezählt von Joe Biden?", frage Illner. "Wir können jetzt schon in Stunden rechnen", meinte der Politikwissenschaftler Peter Neumann vom King’s College London.

Die Gäste

  • Ruprecht Polenz (CDU), Außenexperte
  • Wolfgang Ischinger, Sicherheitsexperte
  • Peter Neumann, Politikwissenschaftler
  • Annika Brockschmidt, Journalistin und Autorin
  • Liana Fix, Historikerin und Politikwissenschaftlerin
  • Katharina Nocun, Verschwörungstheorie-Expertin

"Ja, so sieht es tatsächlich aus", sagte auch die Politikwissenschaftlerin Liana Fix. Dass Biden nun auch noch an Corona erkrankt ist, unterstreiche den Gegensatz zu dem nach dem Attentat so vital erscheinenden Trump. Wobei der auf dem Parteitag der Republikaner vielen Beobachtern fragiler erschien als sonst. Dennoch berichtete die aus Washington, D.C., zugeschaltete Expertin der Denkfabrik Council on Foreign Relations: Gerüchten zufolge sei es nur noch eine Frage der Zeit, bevor Biden sich aus dem Rennen um die nächste Präsidentschaft zurückziehe.

"Er ist ein wirklich guter Präsident gewesen", schien der CDU-Politiker Ruprecht Polenz fast schon den Nachruf auf den US-Regierungschef anzustimmen. Bei den Wählern sei aber die Frage entscheidend, ob ein Kandidat das Amt vier Jahre lang ausfüllen könne – "und nicht nur bis Ostern".

Als wahrscheinlichste Kandidatin im Falle eines Rückzugs Bidens sah Polenz die Vizepräsidentin Kamala Harris: "Das wäre vielleicht die Kronprinzessin." Zwar hatte sich Harris während ihrer Zeit im Weißen Haus nicht so als natürliche Nachfolgerin Bidens etabliert, wie bei den Demokraten erhofft. Laut der Journalistin Annika Brockschmidt könnte ihre Nominierung aber genau der Funke sein, den die Partei im Kampf gegen Trump benötigt. Denn das Rennen sei auch nach dem Attentat noch keineswegs entschieden.

Verschwörungsmythen um Trump-Anschlag

Nun komme es darauf an, welche Partei ihre Basis stärker mobilisieren könne. Bei Trump spielten dabei nach dem misslungenen Anschlag Verschwörungstheorien wieder eine besondere Rolle, sagte die Politikwissenschaftlerin (und frühere Politikerin der Piratenpartei) Katharina Nocun.

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Laut einer Umfrage der Wochenzeitung "The Economist" mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov glauben mittlerweile 49 Prozent der volljährigen Amerikaner, dass Trump die Wahl gewinnen wird. Dieser Ansicht waren selbst 16 Prozent der Demokraten. Nur 26 Prozent rechneten mit einem Sieg Bidens. Aber immerhin 25 Prozent sind laut der Umfrage unentschlossen.

Im Kampf um die Wechselwähler könnte Trump nun einen entscheidenden Fehler begangen haben, spekulierte Fix mit Blick auf Trumps möglichen Vizepräsidenten, den Hardliner J.D. Vance. "Hochmut kann vor dem Fall kommen", warnte die Politologin.

Trump hat es ihrer Ansicht nach verpasst, sich mit seinem "Running Mate" neue Wählergruppen zu erschließen, etwa Republikaner der alten, gemäßigten Schule. Sollte Harris oder ein anderer Demokrat anstelle von Biden antreten, könne es für Trump noch mal eng werden.

Trump plus Vance: "Bitte keine Panik"

Zunächst aber wollte Illner wissen: Wie eng wird es für Europa durch Vance? "Bitte keine Panik", forderte der aus Milwaukee zugeschaltete Diplomat Wolfgang Ischinger. Es gebe keinen Grund, Trump und Vance zu "dämonisieren", sagte der Präsident des Stiftungsrats der Münchner Sicherheitskonferenz. Europa solle jetzt nicht "kollektiv jammern", sondern auf die Republikaner zugehen, um eigene Interessen zu sichern.

Von solchen Gesprächen könne auch die Ukraine profitieren, meinte Ischinger, der in Milwaukee Kontakte für die Münchner Sicherheitskonferenz knüpfen will. Den USA müsse deutlich gemacht werden: Sollten sie die Ukraine fallen lassen, werde dies nach dem überstürzten Rückzug aus Afghanistan von Peking und Moskau als weiteres Zeichen der Schwäche interpretiert.

Fix hielt es sogar für vorstellbar, dass sich Trump für Russlands Machthaber Wladimir Putin als "Eigentor" erweisen könnte. Denn sollte der Kreml-Chef den Krieg in der Ukraine eskalieren, könne ein US-Präsident Trump möglicherweise überreagieren und so stark gegen Russland zurückschlagen, wie es Biden nie erlaubt hätte.

"Project 2025" nur "eine von vielen Blaupausen"

"Ich will nur die Temperatur ein bisschen runterfahren", meinte der ehemalige deutsche Botschafter Ischinger auch, als es bei Illner um das "Project 2025" ging. Der Anfang 2023 vorgestellte Plan stammt von der Heritage Foundation, laut Brockschmidt die einflussreichste konservative Denkfabrik. Die habe bereits für Ronald Reagans erste Amtszeit eine Blaupause für die Regierungsarbeit vorgelegt.

"Es reicht nicht, dass Konservative Wahlen gewinnen", heißt es auf der Internetseite von "Project 2025". Um das Land aus dem Griff der "radikalen Linken zu retten", müssten vom ersten Tag der konservativen Regierung an die richtigen Leute bereitstehen, um die Pläne in die Tat umzusetzen. Unter anderem sollten 54.000 unliebige Beamte ausgetauscht und autoritäre Strukturen geschaffen werden, warnte Brockschmidt und meinte: "Es ist absolut an der Zeit für Alarmismus".

Fix widersprach aus Washington: "Project 2025" sei eine von mehreren Blaupausen, die in der Hauptstadt kursierten. Viele ideologische Strömungen innerhalb der Republikanischen Partei buhlten um Trumps Gunst. Es heißt nicht, dass es so kommen wird, sagte die Politikwissenschaftlerin.

Verwendete Quellen
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