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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Lanz macht klare Ansage im Gaza-Talk "Ein unfassbar ekelhaftes, zynisches Spiel"
Eine Journalistin wirbt bei Lanz dafür, dass Deutschland Israel zur Ordnung ruft. Starker Gegenwind kommt von CDU-Frau Serap Güler und dem Moderator selbst.
Zum Thema Gaza-Krieg hat bei "Markus Lanz" am Mittwoch eine "sehr intensive Runde" diskutiert, wie es der Moderator selbst beschrieb. Unterschiedliche Antworten gaben seine Gäste auf die Frage: Ist Israel ein Apartheidstaat? Aufgekommen war dieser Begriff im Zusammenhang mit Ausführungen der Journalistin Khola Maryam Hübsch.
Die warb bei Lanz immer wieder dafür, den jüngsten Überfall der Hamas auf Israel im Kontext des seit Jahrzehnten schwelenden Konflikts und der humanitären Lage in Gaza zu betrachten.
Die Gäste
- Serap Güler, CDU-Politikerin
- Uwe Dziuballa, Gastronom
- Yazan Abo Rahmie, Student
- Khola Maryam Hübsch, Journalistin
Die Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" habe in Bezug auf Israel von einem "Apartheidsystem" gesprochen, erklärte Hübsch unter anderem. "Ist für Sie Israel ein Apartheidstaat?", wollte Lanz deswegen von ihr wissen. Sie würde erst mal "nur zitieren", wich Hübsch aus. Lanz ließ das nicht gelten und hakte weiter nach.
Sie sehe sich nicht in der Lage, angemessen zu beurteilen, ob Israel ein Apartheidstaat sei, antwortete die Journalistin schließlich und fügte hinzu: Der palästinensischen Bevölkerung fehlten grundlegende Bürgerrechte.
Klare Antwort von Serap Güler
Eine deutliche Antwort auf die gleiche Frage bekam Lanz von CDU-Politikerin Serap Güler. "Nein!", antwortete sie deutlich. Israel sei kein Apartheidstaat. An Hübsch gewandt fügte sie hinzu: "Wenn man das zitiert, teilt man die Meinung irgendwo." "Ich sehe durchaus den Punkt", räumte Hübsch ein. Lanz hielt kurz und ohne Einspruch fest: "Für Sie ist Israel ein Apartheidstaat, das entnehme ich dem!"
Es war nicht das einzige Mal, dass Hübsch am Mittwoch aneckte. So kritisierte sie die Bundesregierung scharf dafür, dass sie Israel als humanitärer Demokratie begegne und darauf vertraue, dass sich die Regierung an das Völkerrecht halte. "Beschämend" sei es, dass Außenministerin Annalena Baerbock noch keinen Waffenstillstand gefordert habe, so Hübsch.
"Wer ein Fünkchen Menschlichkeit in sich trägt, der muss sagen: Waffenstillstand, jetzt sofort!", erklärte die Journalistin. Die Bundesregierung müsse Rückgrat zeigen und Israel "als Freund" darauf hinweisen, dass es "über die Stränge geschlagen" habe und "auf der Stelle aufhören" müsse, führte Hübsch aus. Auf Lanz‘ Nachfrage stellte sie klar: "Natürlich" habe Israel das Recht, sich zu verteidigen und die Hamas zu vernichten. "Aber wie?"
Güler prangert "Hamas-Propaganda" an
Auf wenig Gegenliebe stieß Hübsch bei Güler. "Waffenstillstand können wir morgen haben, wenn die Hamas sich ergibt", stellte die Unionspolitikerin klar. Auch ließe sich der Bundesrepublik und dem Westen nicht vorwerfen, man schaue dem Konflikt nur zu.
Außenministerin Annalena Baerbock müsse aus ihrer Sicht viel eher dafür kritisiert werden, dass sie sich bei der UN-Resolution zu Gaza Ende Oktober enthalten habe, anstatt mit "Nein" zu stimmen. Diese Resolution hatte unter anderem zu einer "sofortigen dauerhaften und nachhaltigen humanitären Waffenruhe" aufgerufen. Mit Blick auf Hübschs Aussagen stellte Güler klar: "Es ist eine pure Hamas-Propaganda!"
Hamas-Angriff als "Hilfeschrei" – das lässt Lanz nicht stehen
Als Hübsch ein weiteres Zitat in die Runde einwarf, platzte auch Lanz der Kragen. Um den Konflikt zu lösen, sei es wichtig, die Ursachen zu kennen, erklärte die Journalistin. Man frage sich deswegen, warum die Hamas Israel überhaupt angreife, wenn sie doch wisse, dass "Vergeltungsschläge" eine Vielzahl an Opfern aus den eigenen Reihen mit sich brächten. Einige sagten, es sei eine Art "Hilfeschrei", erklärte die Journalistin. "Ich finde das ein bisschen euphemistisch."
Güler bleibt kritisch
"Das können Sie nicht ernsthaft meinen", reagierte Lanz. Die Hamas sei maßgeblich selbst an der Situation schuld, unter der die "arme palästinensische Zivilbevölkerung" leidet, erklärte der Moderator. "Deswegen ist das kein Hilfeschrei, sondern das ist ehrlich gesagt ein unfassbar ekelhaftes, zynisches Spiel", stellte er klar.
"Da stimme ich Ihnen doch zu, ich bin doch nicht hier, um die Hamas zu verteidigen", antwortete Hübsch und bekannte, sie habe Sorge, in der Runde in ihrer Position völlig falsch verstanden worden zu sein. Güler blieb mit Blick auf Hübsch bis zum Schluss bei ihrer Linie: "Das, was Sie gesagt haben, finde ich problematisch."
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- zdf.de: "Markus Lanz" vom 15. November 2023