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Hart aber Fair: Sollten wir alle Vegetarier werden, Cem Özdemir?


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Fleisch-Talk bei "Hart aber Fair"
Sollten wir alle Vegetarier werden, Cem Özdemir?


Aktualisiert am 18.04.2023Lesedauer: 4 Min.
Cem ÖzdemirVergrößern des Bildes
Cem Özdemir: Der Grünen-Minister will, dass in Deutschland weniger Tiere verspeist werden. (Quelle: Christophe Gateau/dpa/Archivbild/dpa)

Sollten wir alle Vegetarier werden? Das war nur eine der Fragen, der sich die Talkrunde widmete — die Ansichten fielen doch sehr unterschiedlich aus.

Bei "Hart aber Fair" drehte sich am Montagabend alles um das Thema Fleischkonsum. Dabei wurde auch die Diskrepanz zwischen der Forderung nach mehr Bio-Qualität und landwirtschaftlich-unternehmerischen Realitäten deutlich.

Die Gäste:

  • Cem Özdemir: B'90/Grüne, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft
  • Ralf Zacherl: TV-Koch, Gastronom, Autor
  • Albert Stegemann: Bundestagsabgeordneter (CDU) und Landwirt
  • Gesa Langenberg: Landwirtin
  • Stefan Genth: Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland

Cem Özdemir beantwortete die besagte Frage gleich zu Beginn der Sendung — und zwar gewissermaßen mit einem "Nein, aber". "Wenn alle Vegetarier sind, haben wir auch ein Problem. Dann gibt es keine Kreislaufwirtschaft mehr. Wir brauchen den tierischen Dünger, gerade in einer Zeit, in der der mineralische Dünger teurer geworden ist", erklärte Özdemir.

Aber angesichts der planetaren Grenzen müsse man dafür sorgen, dass künftig weniger Tiere gegessen werden, so der Landwirtschaftsminister. Später legte er mit einem Appell nach: "Wofür ich werbe: Wenn wir alle zusammen weniger Fleisch essen, dann tun wir was für den Planeten. Und wir tun auch was für die eigene Gesundheit."

Stegemann: "Am Ende ist es immer eine unternehmerische Entscheidung"

Im Zentrum der Diskussion stand an diesem Abend aber nicht nur die ethische Frage zum Thema Fleischkonsum – sondern auch Fragen über Produktionsbedingungen. So wurde nicht nur von Landwirtin Gesa Langenberg, sondern auch in einem Einspieler von Starkoch Ralf Zacherl der Unterschied zwischen den Haltungsformen 2 und 4 in der Schweinezucht erläutert. In puncto Lebensqualität der Tiere fällt dieser definitiv enorm aus — in puncto Geschmack (Zacherl servierte einer Familie die beiden Kategorien im Blindtest) offenbar deutlich geringer.

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Was die beiden Haltungsformen außerdem noch trennt, sind hohe Investitionskosten für den landwirtschaftlichen Umbau, wie Langenberg aus eigener Erfahrung berichtete. "Wir sind veränderungsbereit. Aber: Ich brauche Planbarkeit. Das sind wahnsinnig hohe Investitionskosten, die vor mir stehen. Ich will das auch gerne angehen. Aber da brauche ich einige Dinge, bei denen mir Politik und Handel helfen".

Man spreche hier über Millionenbeträge, so Langenberg. Sie räumte zwar ein, als Landwirtin unternehmerische Risiken auf sich zu nehmen, forderte hier aber auch Planungssicherheit. Albert Stegemann, Bundestagsabgeordneter der CDU und selbst Landwirt, brachte es auf den Punkt: "Am Ende ist es immer eine unternehmerische Entscheidung".

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Fleisch wird immer teurer

Fleisch wird, genau wie andere Lebensmittel, immer teurer — und damit für viele ungewollt zum Luxusgut. Die Rentnerin Ursula Sachs erzählte, dass sie sich nur noch einmal pro Woche Fleisch leistet. Die ehrenamtliche Leiterin der Tafel "Laib und Seele" berichtete auch von ihrer Wohltätigkeitsarbeit: "Bei uns hat sich verändert, dass sehr viele Menschen mehr kommen und dass die Lebensmittel auch bei uns weniger werden. Fleisch ist kaum noch da. Die Leute stehen für Lebensmittel an.” Was sie zur Diskussion über Biofleisch hält? "Dass es den Tieren besser geht, finde ich gut. Aber dass es dann so teuer wird, dass es sich Leute wie ich nicht mehr leisten können, ist das nicht in Ordnung.

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Daraufhin der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland, Stefan Genth: "Das ist ein Riesenproblem. Diese Inflation wird durch Energiepreise getrieben. Da kann die Politik ansetzen, dort, wo es nötig ist. Wir im Handel versuchen vieles zu tun, um diese Preise nicht weiter steigen zu lassen. Wir haben harte Verhandlungen mit der Industrie."

Sollte man in Zukunft also tatsächlich am besten Vegetarier werden? Geht es nach Stegemann, lautet die Antwort: Nein. "Ich habe kein Problem mit vegetarischer Ernährung. Aber ich glaube, dass es kein Rezept ist, das am Ende den Planeten rettet", so der Politiker. "Wenn es darum geht, diesen Planeten ressourceneffizient zu unterstützen und weiterzuentwickeln, dann brauchen wir auch ein gesundes Maß an Tierhaltung, damit wir die Menschen auch morgen noch mit vernünftigen Proteinen und Energieträgern ernähren können".

Rolf Zacherl plädierte indes für mehr Bewusstsein für vegetarische Optionen: "Es geht darum, das Angebot zu schaffen. Und vor allem müssen wir transportieren, dass weniger Fleisch auf dem Teller nicht weniger Genuss bedeutet", erklärte der Koch. "Ich kann vegetarisch auch sexy präsentieren. Wenn wir diese Akzeptanz schaffen, dann haben wir alle weniger Probleme", so Zacherl weiter.

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Dass Özdemir dafür plädiert, an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Ernährung für Kinder zu verbieten ("Alles, was gezielt Kinder anspricht und zu viel Zucker, Fett oder Salz enthält, soll nicht mehr beworben werden"), lehnt Stegemann klar ab. Hier wolle die Politik in den Kühlschrank rein regieren, meinte er.

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Zacherl widersprach diesem Vorwurf: "Mir geht das zu weit". Der Koch relativierte außerdem: "Es gibt keine gesunden und ungesunden Lebensmittel. Es kommt darauf an, wie oft und in welcher Taktung ich das esse. Die Masse macht das Gift. Es geht um die Abwechslung. Deswegen bin ich dabei, wenn wir sagen, wir müssen unsere Kinder besser bilden."

Verwendete Quellen
  • "Hart aber fair" vom 17. April 2023
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