Bei Wahlkampf in Erfurt "Querdenker" stürmt zu Laschet – der erntet Kritik
Armin Laschet hat bei einer Wahlkampfveranstaltung mit einem "Querdenker" diskutiert – und zog damit auch Kritik auf sich, unter anderem von Karl Lauterbach. Laschet selbst verteidigt sein Handeln.
Ein bekannter "Querdenker" ist in Erfurt bei einem Wahlkampfauftritt von CDU-Chef Armin Laschet auf die Bühne gestürmt, um mit dem Kanzlerkandidaten zu debattieren. Mit einem Satz sprang er aus dem Zuschauerbereich neben Laschet, der erst einmal einen Schritt zur Seite machte. "Herr Laschet, ich hab da als Bürger ...", setzte Thomas Brauner an, als Pfiffe aus dem Publikum ertönten.
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"Lass den Mann", ruft Laschet seinem Personenschützer zu und in Richtung von Brauner: "Erst einmal abregen, zweitens Frage stellen." Der Mann – in der "Querdenker"-Szene als Busfahrer Thomas Brauner bekannt – will über die Lage an Schulen diskutieren. Ihn rege auf, dass Kinder sich testen lassen oder eine Maske tragen müssten. Er wolle keine Impfpflicht für Kinder. Die Szene wurde auf einem Video einer "Bild"-Reporterin festgehalten.
"Ich nehme Sie beim Wort, Herr Laschet"
Laschet schickt den Mann danach zurück hinter die Absperrung und antwortet: "Die Frage, die er jetzt gestellt hat, ist eine berechtigte." Er gibt Brauner sein Wort, dass es für Kinder keine Impfpflicht geben werde. "Ich nehme Sie beim Wort, Herr Laschet", ruft dieser daraufhin. "Ja, das können Sie. Ich gebe Ihnen dann die Nummer vom Kanzleramt", entgegnet Laschet – und erntet dafür Jubel von seinen Anhängern.
Dass Brauner tatsächlich das Kreuz bei der CDU machen wird, ist unwahrscheinlich. Er unterstützt die Partei "Die Basis", der viele bekannte "Querdenker" angehören. Brauner selbst gehört zur Prominenz der Szene: Vor etwa einem Jahr erregte er mit einem Video aufsehen. In seiner Funktion als Busfahrer forderte er in seinem Bus sitzende Kinder dazu auf, ihre Masken abzunehmen. Berichten zufolge wurde deswegen gegen ihn wegen Nötigung ermittelt, zudem wurde ihm der Führerschein entzogen.
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"Das ist keine Bürgernähe, sondern einfach dumm"
Kritik an der Szene kam vom SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach: "Unfassbar", twitterte er. "Armin Laschet lässt sich von einem Querdenker ohne Maske mit 20 cm Abstand anschreien. Das ist keine Bürgernähe, sondern einfach dumm."
Laschet reagierte am Samstag bei einer Rede in Potsdam auf Lauterbachs Kritik und verteidigte sich. In zwei Punkten habe er dem Mann widersprochen, so Laschet. Bei der Impfpflicht aber habe er ihm beipflichten können. "Und was erlebe ich heute?", sagt Laschet. "Karl Lauterbach macht mir das zum Vorwurf, sagt, mit diesen Leuten darf man nicht reden und vergiftet damit erneut das Klima." Wenn Politiker keine Antworten geben, so Laschet, werde das gesellschaftliche Klima noch rauer.
- Eigene Recherche
- Tweets von Annika Raasch, Karl Lauterbach und Armin Laschet