"Ich wäre da skeptischer" SPD-Politiker Steinbrück zweifelt an Aufholjagd von Scholz
Er war einst selbst Kanzlerkandidat der SPD und verlor: Nun sieht Peer Steinbrück auch für Olaf Scholz schlechte Chancen bei der anstehenden Wahl.
Der frühere Bundesfinanzminister Peer Steinbrück zweifelt daran, dass die SPD unter Olaf Scholz bei der kommenden Bundestagswahl erfolgreich sein kann. "Die Wahrscheinlichkeit weist darauf hin, dass die SPD mit ihm an der Spitze erkennbar nicht die stärkste Partei wird", sagte Steinbrück im t-online-Podcast "Tagesanbruch". Zwar habe es in der Vergangenheit überraschende Erfolge gegeben, etwa Gerhard Schröders "irrsinnig erfolgreiche Aufholjagd" im Jahr 2005 oder Scholz' Wahlsieg 2021. Letzterer stehe jedoch "sehr unter dem Eindruck des damals gewonnenen Rennens gegen alle Wahrscheinlichkeit und gegen viele Wahlprognosen". Die Ausgangslage sei inzwischen aber eine andere.
Steinbrück erklärte, dass Olaf Scholz heute eine deutlich schwerere Rolle innehabe: "Er war damals ein zuständiger, wichtiger Fachminister, aber heute ist er verantwortlich für die Gesamtpolitik." Zudem hätten die vergangenen drei Jahre bei vielen Menschen einen bleibenden Eindruck hinterlassen, der Scholz nun belaste. Diese Erfahrungen müsse Scholz "in seinem Rucksack mit über die Hürden des Wahlkampfs" schleppen.
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Innerhalb der SPD kritisierte Steinbrück eine zu optimistische Haltung: "Die Hypnose, man könne einfach das Sommerwunder von 2021 wiederholen. Ich wäre da sehr viel vorsichtiger, um nicht zu sagen: skeptischer."
Auch zur nicht geheimen Wahl von Scholz zum Kanzlerkandidaten am kommenden Samstag äußerte sich Steinbrück kritisch. Er halte viel von geheimen Wahlen, weil sie ein ehrliches Stimmungsbild abgeben. Ein Handzeichen-Verfahren hingegen könne eine ehrliche Meinungsäußerung erschweren: "Die meisten trauen sich sowieso nicht, mögliche Reservehaltungen zurückzuhalten, nach dem Motto: Das beschämt mich ja im Umkreis der anderen, die um mich herum sitzen."
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- "Tagesanbruch"-Podcast