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Türkei: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit "Mörder Deutschland"-Rufen begrüßt


Bei Besuch in Istanbul
Steinmeier mit "Mörder Deutschland"-Rufen begrüßt

Von dpa, afp
Aktualisiert am 22.04.2024Lesedauer: 2 Min.
Istanbul: Pro-Palästinensische Demonstranten werden bei ihrem lautstarken Protest beim Besuch von Bundespräsident Steinmeier von Sicherheitskräften weggedrängt.Vergrößern des Bildes
Istanbul: Pro-Palästinensische Demonstranten werden bei ihrem lautstarken Protest beim Besuch von Bundespräsident Steinmeier von Sicherheitskräften weggedrängt. (Quelle: Bernd von Jutrczenka/dpa)
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Erstmals seit zehn Jahren ist ein Bundespräsident wieder in der Türkei. Frank-Walter Steinmeiers Besuch wird allerdings von Demonstranten laut gestört.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den Beitrag türkischer Migranten zum wirtschaftlichen Wohlstand Deutschlands gewürdigt. Heute lebten in Deutschland fast drei Millionen türkeistämmige Menschen, "die unsere Gesellschaft mitprägen, mitgestalten", sagte Steinmeier in Istanbul zum Auftakt seines dreitägigen offiziellen Besuchs in der Türkei. "Sie haben unser Land mit aufgebaut, sie haben es stark gemacht und sie gehören ins Herz unserer Gesellschaft."

Steinmeiers Besuchsbeginn im historischen Bahnhof Sirkeci, von dem aus viele Türken in Richtung Deutschland aufgebrochen waren, wurde lautstark von einer Gruppe propalästinensischer Demonstranten gestört. Die etwa 50 Männer und Frauen skandierten auf einem Bahnsteig aus gut 50 Metern Entfernung Parolen und zeigten Plakate, auf denen nebeneinander Porträts von Steinmeier, Benjamin Netanjahu und Adolf Hitler sowie der blaue Davidstern und ein rotes Hakenkreuz zu sehen waren.

"Mörder Deutschland"

Die Demonstranten skandierten auf Türkisch Parolen wie "Mörder Deutschland" und "Genozidunterstützer". Sicherheitskräfte schritten ein, es kam zu einzelnen Rangeleien mit Demonstranten. Der Protest hielt einige Minuten an, er verlief friedlich. Steinmeier und Istanbuls Bürgermeister Ekrem İmamoğlu setzten den Rundgang trotz der Proteste fort.

Die starke Unterstützung Deutschlands für Israel stößt in der türkischen Öffentlichkeit auf großen Unmut. Die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdoğan unterstützt die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas. Erst am Wochenende hatte Erdoğan den Hamas-Auslandschef Ismail Hanija betont herzlich empfangen. Die EU betrachtet die Hamas hingegen als Terrororganisation.

"Vier Generationen tragen zu unserem Wohlstand bei"

Steinmeier erinnerte in seiner Rede später daran, dass die deutsch-türkische Migrationsgeschichte auch in die entgegengesetzte Richtung verlaufen sei. Im 19. Jahrhundert hätten Armut und Arbeitslosigkeit Handwerker aus Deutschland nach Anatolien getrieben. Und in der Zeit des Nationalsozialismus sei die Türkei ein Zufluchtsort für viele deutsche Künstler und Intellektuelle geworden.

"Während Deutsche in den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts die neue Hauptstadt Ankara mit entwarfen und bauten, waren es die Gastarbeiter aus der Türkei, die seit den 60er-Jahren die Wirtschaft der jungen Bundesrepublik mit aufbauten und die in mittlerweile vier Generationen entscheidend zu unserem Wohlstand beitragen", sagte Steinmeier.

Steinmeier: "Ein Land mit Migrationshintergrund"

Die Regierungen in Bonn und Ankara hatten 1961 ein Anwerbeabkommen unterzeichnet. Auf seiner Basis kamen nach Angaben des Auswärtigen Amts etwa 876.000 Menschen aus der Türkei nach Deutschland. Viele der sogenannten Gastarbeiter holten ihre Familien nach und blieben für immer. Die Geschichten türkisch-deutscher Einwanderer seien Teil unserer Geschichte, sagte Steinmeier. "Sie sind nicht Menschen mit Migrationshintergrund – Deutschland ist ein Land mit Migrationshintergrund."

Steinmeier wurde im historischen Bahnhof Sirkeci von Oberbürgermeister Ekrem İmamoğlu begrüßt, der bei den Kommunalwahlen soeben im Amt bestätigt wurde. Dieser gilt als Hoffnungsträger der Opposition und als möglicher künftiger Präsidentschaftsanwärter. Mit dem amtierenden Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan wird Steinmeier erst am dritten Tag seines Besuches in der Hauptstadt Ankara zusammentreffen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen AFP und dpa
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