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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Christian Schmidt über Wutausbruch "Mir ist der Kragen geplatzt"
Dieser Wutausbruch sorgt für Schlagzeilen. Jetzt versucht CSU-Mann Christian Schmidt seinen Auftritt in Bosnien-Herzegowina zu rechtfertigen.
Christian Schmidt, der Hohe Repräsentant der Internationalen Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina, hat seinen Wutausbruch mit Verweis auf die politische Kultur im Land verteidigt. "Mir ist der Kragen geplatzt, weil hier alles politisch instrumentalisiert wird und nur darauf abgeklopft wird, ob es den eigenen Interessen dient", sagte der CSU-Politiker und ehemalige Bundeslandwirtschaftsminister t-online.
"Ich vermisse die Fähigkeit in der bosnischen Politik zum konstruktiven Kompromiss, der die Substanz der Demokratie ist. Deswegen muss man warnen und verhindern, dass der Weg nach Europa verhindert wird", sagte Schmidt weiter.
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"Nicht ein einziges der Gesetze, die für die Europareife erwartet werden, ist in den letzten Wochen durchs Parlament gegangen. Da bedarf es auch einmal lauter Aufforderungen“ erklärte Schmidt seinen Wutausbruch, den er am Mittwoch bei einem Besuch in der Kleinstadt Goražde in englischer Sprache hatte.
"Unsinn, völliger Unsinn"
"Rubbish, full rubish. I am rid of this." (in etwa: "Unsinn, völliger Unsinn. Ich habe genug davon.") hatte Schmidt dort sichtlich erregt gesagt. Dabei hatte er auch gesagt: "Ich habe diese Situation satt. Jeder gibt jedem die Schuld. Freunde, so kommt man nicht nach Europa!" Aufnahmen des Auftritts machten im Internet die Runde.
In Goražde im Osten des Landes hatte Schmidt nach der Frage einer Journalistin die Fassung verloren. Sie hatte gefragt, ob er bereit sei, Änderungen des Wahlgesetzes durchzusetzen, da es keine politische Einigung gebe. Der CSU-Politiker sagte dazu in eher undiplomatischem Ton: "Die Leute hier verdienen es, dass die Politiker, die sie gewählt haben, arbeiten und sich nicht nur beschweren! Das ist das Kernproblem!"
Zuvor hatte es in Sarajewo, der Hauptstadt Bosniens Protest gegen Schmidt gegeben. Ihm wurde dabei vorgeworfen, die ethnische Spaltung des Landes voranzutreiben. Schmidt wies dies zurück. Als Hoher Repräsentant für Bosnien und Herzegowina (OHR) obliegt ihm die Umsetzung des sogenannten Abkommens von Dayton, das im Jahre 1995 geschlossen worden ist. Kroatien und die Bundesrepublik erkannten darin unter anderem die Souveränität Bosniens und Herzegowinas an. Schmidts Wutausbruch wurde in Bosnien selbst sehr kritisch aufgenommen.
- Anfrage bei Christian Schmidt
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa