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USA: Donald Trump verbreitet Verschwörungstheorien nach Hurrikan in Asheville


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Trumps Lügen nach Hurrikan
Die Wut wird größer


Aktualisiert am 29.10.2024Lesedauer: 7 Min.
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"Anwohner können Leitungswasser immer noch nicht trinken." So ist die Lage im Hurrikan-Ort Asheville. (Quelle: t-online)

Die Kleinstadt Asheville in North Carolina wurde vom Hurrikan "Helene" schwer getroffen. Seitdem versucht Donald Trump, die Bevölkerung in dem Swing State mit Lügen gegen die Regierung aufzuwiegeln.

David Schafbuch berichtet aus Asheville

Es war keine Minute vergangen, da holte Donald Trump zum Angriff aus: Gegen die Gewalt der Natur könne man eben nichts tun, sagte der ehemalige Präsident vor einer Woche nach seiner Ankunft in dem von Hurrikan "Helene" zerstörten Dorf Swannanoa in North Carolina. Aber man könnte natürlich trotzdem "einen besseren Job" machen als die aktuelle Regierung. Wenn er Präsident sei, werde er neue Leute in die Region schicken, die den Aufräumarbeiten besser gewachsen seien, kündigte Trump an.

Durch den Wirbelsturm Anfang September ist nach Angaben des Bundesstaates bisher ein Schaden von 53 Milliarden US-Dollar entstanden, fast 100 Menschen sind durch "Helene" ums Leben gekommen.

Trumps Kritik zielte nicht nur auf die Regierung, sondern auch auf die von ihr geleitete Katastrophenschutzbehörde Fema: Deren Rettungsbemühungen seien "fast nicht vorhanden" gewesen, sagte Trump. Zudem habe die Behörde auch nicht die Mittel, die dafür nötig seien. Denn die Regierung von Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris gebe das Geld stattdessen dafür aus, illegale Migranten in die USA zu lassen.

Seit die Stürme "Helene" und "Milton" über das Land gefegt sind, geht das schon so: Innerhalb der vergangenen Wochen haben Trump und seine Unterstützer kaum eine Gelegenheit ausgelassen, das Katastrophenmanagement der Regierung zu kritisieren und gleichzeitig die Bevölkerung in North Carolina mit Verschwörungstheorien und Lügen gegen sie aufzubringen.

Mal soll die Behörde die Hilfsgelder zweckentfremdet haben, mal heißt es, die Behörde würde nur einen sehr geringen Geldbetrag an Betroffene auszahlen und den dann auch noch zurückfordern. Belege für all das liefert Trump nicht.

Trump versucht auf diese Art vor allem noch unentschlossene Wähler in North Carolina für sich zu gewinnen, einem der wenigen US-Bundesstaaten, in dem sie noch den Ausschlag geben könnten. Denn North Carolina zählt zu den sogenannten Swing States. An den Menschen in den betroffenen Gebieten geht das nicht spurlos vorbei.

"Ich dachte, dass der Hurrikan schon vorbei war"

Erin McRorie, Anfang fünfzig, graues T-Shirt, grüne Schirmmütze, lebt unweit der Innenstadt von Asheville. Eigentlich sei er ein "Wetterfreak", der die Berichte immer genau verfolge, sagt er. Aber am Morgen, als "Helene" über Asheville zog, habe er nur bemerkt, dass die Bäume vor seinem Haus etwas stärker im Wind wippten als üblich. "Ich dachte, dass der Hurrikan schon vorbei war", erinnert sich der Mann, als er sein Auto durch seinen zerstörten Wohnort lenkt. Ähnlich schlecht vorbereitet wie er sei allerdings auch die US-Regierung von Joe Biden gewesen. "Es wurden keine Vorkehrungen im Vorfeld getroffen", klagt McRorie. Es klingt ein wenig wie die Vorwürfe von Donald Trump.

Denkt McRorie also darüber nach, Trump zu wählen, weil dieser verspricht, als Präsident die Hilfsmaßnahmen in Asheville zu verbessern? McRorie schüttelt den Kopf. Er sei immer ein Wähler der Demokraten gewesen – und Trump aus seiner Sicht ein "Faschist". An dessen Theorien glaubt McRorie nicht, genauso wenig daran, dass irgendetwas unter Trump besser werde.

McRorie hatte Glück, dass er durch "Helene" nicht von einem Baum erschlagen wurde, als er seinen Wagen an seinem Wohnhaus vorbei lenkte. Die Straßen rund um sein Haus sind größtenteils Alleen. Als "Helene" vor einem Monat tobte, hörte er in der Nähe seines Hauses plötzlich ein lautes Krachen: Parallel zu seinem Wagen war ein Baum durch den Hurrikan auf die Straße gekracht und hatte ihn nur knapp verfehlt. "Wäre der Wind aus einer anderen Richtung gekommen, wäre ich jetzt tot." Er habe nicht gewusst, dass er sich zu dem Zeitpunkt im Auge des Hurrikans befunden habe, sagt der 52-Jährige und meint damit das nahezu windstille Zentrum des Wirbelsturms.

Heute sind die Bäume an diesem warmen Herbsttag in bunte Blätter gehüllt, in Ashville ist "Indian Summer", wie diese Jahreszeit hier genannt wird. "Seit der Hurrikan vorbei ist, haben wir jeden Tag strahlenden Sonnenschein", sagt McRorie und muss kurz lachen.

Politisch denken viele Leute in Asheville ähnlich wie McRorie: Die Stadt gilt als ein alternatives Zentrum in dem ansonsten eher ländlich geprägten Westen des Staates. Wer durch die Innenstadt läuft, findet Kunstgalerien neben Mikrobrauereien, bunt tätowierte Frauen und Männer mit langen Bärten und Batikshirts, die genauso gut in den hippen New Yorker Stadtteil Brooklyn passen würden.

Anders als viele andere Orte ist das Zentrum von Asheville von "Helene" zudem kaum betroffen gewesen: Die hügelige Stadt befindet sich in den Appalachen, die Innenstadt liegt vergleichsweise hoch. Am Samstagnachmittag spielt dort eine Rapgruppe in einem Park ein Konzert auf einem bunten Bus, während rundherum Künstler ihre Bilder verkaufen.

Die Stimmung ändert sich allerdings, wenn man sich nur wenige Kilometer außerhalb der Stadt befindet. In verschiedenen Untersuchungen wird vermutet, dass eine Vielzahl von unentschlossenen Wählern in Vorstädten lebt. 2020 gingen alle Landkreise rund um Bumcombe County an Donald Trump.

Don Robinson schippt Schlamm aus einer Lagerhalle in Ashevilles Nachbarort Swannanoa. Zwei weitere Männer fahren mit Radladern über die Ruine, die einst sein Teppichhandel war. Für ihn ist klar, dass die US-Regierung zu viel Geld an die falschen Stellen fließen lässt: "Es fließen Milliarden ins Ausland, und unsere eigenen Leute sterben, werden krank, verlieren ihr Haus und ihren Job."

Der 77-Jährige will bei der Präsidentschaftswahl für Donald Trump stimmen. Allerdings habe er die Entscheidung für Trump unabhängig von den Auswirkungen von "Helene" getroffen. "Als er noch im Amt war, lief es in den Finanzen und auf dem Arbeitsmarkt gut", erklärt Robinson seine Entscheidung. Der Unternehmer habe aber auch verfolgt, was Trump am Dienstag in Swannanoa über die Arbeit von Fema und der Regierung im Katastrophengebiet gesagt hat. Und er gibt ihm recht. Auch Robinson weiß nicht, wofür die Katastrophenschutzbehörde Fema genau ihr Geld einsetzt, wüsste es aber gern.

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"Ich hatte ein wirklich gutes Geschäft", sagt der 77-Jährige. Robinsons "Carpet City" liegt direkt an der Hauptstraße von Swannanoa. Wenige Hundert Meter entfernt liegt der gleichnamige Fluss, der durch "Helene" zu einem reißenden Strom wurde. Entlang der Hauptstraße türmen sich entwurzelte Bäume, vor den verwüsteten Geschäften reiht sich bergeweise Schutt auf. Rund um das zurückgegangene Flussbett liegen noch immer etliche zerstörte Autos. Das Leitungswasser ist in der Region weiterhin so verunreinigt, dass es nicht getrunken werden darf. In den betroffenen Gebieten hängt an vielen Orten der Gestank der Kanalisation in der Luft.

Robinson habe am Tag vor dem Sturm wie immer am Abend seinen Laden abgeschlossen und sei nach Hause gefahren. Am Freitagmorgen sei es dann "ein totaler Schock" gewesen, als er vor seinem zerstörten Geschäft stand. "Helene" hatte den Fluss so stark ansteigen lassen, dass weite Teile des Ortes überschwemmt wurden. "An einem Tag bist du im Geschäft, am nächsten ist alles die Straße heruntergespült worden."

Den Wert des Teppichhandels schätzt Robinson auf 1,5 Millionen Dollar. Eine Versicherung gegen solche Naturkatastrophen habe er wie die meisten in der Region nicht besessen. Als klassisches Hurrikangebiet gilt die Region um Asheville nicht. Der Teppichhändler sei allerdings nicht ruiniert: Das Grundstück, auf dem sich sein Laden befindet, sei weiterhin wertvoll.

Tatsächlich ist es auch die Aufgabe der Katastrophenschutzbehörde Fema, sich um mögliche Entschädigungen zu kümmern. Für Privathäuser kann die Behörde in diesem Jahr bis zu 42.500 Dollar auszahlen, die nicht zurückgezahlt werden müssen. Für entsprechende Anträge hat die Behörde auch in der Region Asheville eigene Büros eingerichtet.

Fema-Sprecher Darrell Habisch wehrt sich gegen die Vorwürfe, die Behörde sei zu träge gewesen: "Wir waren so schnell zur Stelle, wie es nur möglich war." Schon im Vorfeld von "Helene" seien Millionen von Essensrationen gesammelt worden. Auch die Kritik, dass die Fema in Asheville zu wenig Präsenz zeige, weist er zurück: Seine Leute seien keine Ersthelfer, sondern für die Koordinierung zwischen den kommunalen, bundesstaatlichen und nationalen Verantwortlichen zuständig: "Deshalb sieht man auch keine Leute mit unserem Logo auf der Straße."

Doch versteht das auch jeder in der Bevölkerung? Werden die Menschen nicht angestachelt durch Trumps Vorwürfe? "Wir kümmern uns nicht um die Dinge, die in der politischen Arena spielen. Was uns am meisten beschäftigt, ist das Wohlbefinden der Überlebenden dieses schrecklichen Vorfalls", sagt Habisch. Ebenso sei der weitaus größte Teil der Bevölkerung froh über die Hilfe, die die Behörde im Katastrophengebiet leistet.

Gleichzeitig warnt Habisch vor der Verbreitung von Verschwörungstheorien und Gerüchten: Denn diese schadeten vor allem den Bedürftigen. "Sie können Betroffene daran hindern, sich tatsächlich Hilfe zu suchen."

"Kann Jahre dauern"

Gänzlich reibungslos läuft die Arbeit der Helfer allerdings auch nicht. "Wir durften zwei Tage unser Hotel nicht verlassen", erklärt ein Mann, der sich als Rob vorstellt. Seinen vollständigen Namen will er nicht nennen. Er arbeite für das Unternehmen WSP, das die Inspektionen der Schäden im Auftrag der Fema aufnimmt. Es hieß, dass eine Miliz in der Region unterwegs sei und es deshalb aktuell zu gefährlich sei, im Auftrag der Behörde unterwegs zu sein. "Dabei will ich doch nur helfen", klagt der Mann. Auch sei es nach der verhängten Ausgangssperre zu einer Festnahme gekommen, erinnert er sich.

Tatsächlich wurde Mitte Oktober die Arbeit der Fema ausgesetzt, nachdem ein Mann laut Polizeiangaben die Mitarbeiter der Behörde in den Orten Lake Lure und Chimney Rock bedroht haben soll. Demnach habe der 44-Jährige eine Pistole und ein Gewehr bei sich getragen. Die Arbeit wurde nach seiner Festnahme allerdings wieder aufgenommen. Nachdem der Mann gegen Kaution wieder freigekommen war, hat er der Fema vorgeworfen, den Bürgern nicht ausreichend geholfen zu haben.

Unabhängig vom Wahlergebnis glaubt Fema-Sprecher Habisch allerdings, dass seine Behörde noch über den Termin hinaus in Asheville und Umgebung bleiben wird. Denn auf alle Behörden komme noch eine Menge Arbeit zu. "Das kann Jahre dauern."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen und Beobachtungen
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