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Joe Biden: Nach TV-Duell | Das ist die letzte Chance der Demokraten


Meinung
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Bidens bemitleidenswerter TV-Auftritt
Er kann nicht mehr


28.06.2024Lesedauer: 5 Min.
Joe Biden muss eine schwere Niederlage verkraften: Sein Auftritt im TV-Duell gegen Donald Trump löst Panik bei den Demokraten aus.Vergrößern des Bildes
Joe Bidens katastrophaler Auftritt im TV-Duell gegen Donald Trump löst bei den Demokraten Panik aus. Kann man ihn noch loswerden? (Quelle: Brian Snyder)

Das Entsetzen, das Joe Biden mit seinem gebrechlichen Auftritt im TV-Duell gegen Donald Trump ausgelöst hat, ist groß. Die Wahl scheint jetzt schon verloren. Die Demokraten haben nur noch eine Chance.

In der Fantasyserie "Game of Thrones" trägt Jaime, ältester Sohn des Hauses Lannister, den Beinamen "Königsmörder". Er trägt ihn, weil er den fiktiven Kontinent Westeros von König Aerys Targaryen befreit hat. Ihm hatte Jaime Lannister einst Treue geschworen, und doch verriet und tötete er ihn. Denn der Regent war schädlich, ja gefährlich für sein Reich geworden. "Before long, half the country was against him", so erklärt Jaime seinen Verrat einmal: "Bald war das halbe Land gegen ihn."

Joe Biden hat definitiv das halbe Land gegen sich, aber er ist nicht der "Mad King", der "Verrückte König" aus dem blutrünstigen Epos. Aerys Targaryan hatte den Verstand verloren, herrschte brutal, tötete Tausende aus Verfolgungswahn oder nur zu seinem Vergnügen. Wie das so ist bei "Game of Thrones". Natürlich hat Joe Biden nichts auch nur annähernd Vergleichbares getan.

Aber er ist zu einer Belastung für die Vereinigten Staaten geworden. Sogar zu einer Gefahr. Das TV-Duell in der Nacht zu Freitag hat das bewiesen. In dem Zustand, in dem er dort aufgetreten ist, schadet er Amerika. So darf er nicht für das Amt des mächtigsten Mannes der Welt antreten. Allein der Gedanke an eine zweite Amtszeit ist absurd angesichts des jammervollen Bildes, das Biden im Moment abgibt. Dass er das selbst erkennt und aufgibt, kann wohl nicht erwartet werden. Das bedeutet: Amerika braucht einen Königsmörder.

Der muss, wie Jaime Lannister in Westeros, aus dem engsten Kreis des noch amtierenden Präsidenten kommen: aus seiner eigenen Partei. Es muss jemand sein, dem Joe Biden vertraut. Der Verräter muss sich trotzdem seinem Land mehr verpflichtet fühlen als dem Präsidenten.

Für den politischen Mord am Regenten hat der amerikanische Jaime Lannister zwei mögliche Waffen. Das Wort und den Kampf. Er kann also versuchen, Joe Biden davon zu überzeugen, dass dessen Kraft, dessen Vitalität und dessen geistige Frische nicht mehr ausreichen für eine Aufgabe, an der das Wohl einer ganzen Nation hängt. Vielleicht das der gesamten freiheitlich-westlichen Welt. Es müsste ihm gelingen, dem kraftlosen König das Zepter sanft aus der Hand zu nehmen.

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Joe Biden aber scheint nicht loszulassen. Er klammert sich an längst verlorene Stärke. Noch immer scheint er zu glauben, er könne wiederholen, was keiner außer ihm bislang geschafft hat: Donald Trump in einer fairen Wahl zu besiegen. Er baut auf seine Erfahrung aus den langen Jahren im Oval Office, allein und zuvor an der Seite von Barack Obama. Aber diese Jahre haben ihn gezeichnet. Im TV-Duell gegen den brachialen Herausforderer Donald Trump wirkte Biden wie ein Greis und hoffnungslos, analysieren Körpersprache-Experten.

Dieser König hat nicht mehr, was der Thron von ihm verlangt. Amerika und mindestens die halbe Welt zu führen, im schlimmsten Fall gegen die andere Hälfte der Welt, erfordert Stärke. Ausdauer. Einen klaren Geist und kaum vorstellbare Leidensfähigkeit. Könnte Joe Biden das Unmögliche schaffen und das Weiße Haus noch einmal erobern, wäre er am Ende seiner vierjährigen Amtszeit seinem 90. Geburtstag näher als seinem 80. Er wirkt schon jetzt abwesend, gebrechlich, verwirrt. Verglichen mit ihm scheint Donald Trump, obwohl nur drei Jahre jünger, zupackend. Zu allem entschlossen, frisch und bereit. Biden kann diesen Kampf nicht gewinnen.

Wenn aber kein Wort aus seinem engsten Kreis ihn davon überzeugen kann, dann bleibt dem Königsmörder nur, was Jaime Lannister dem "Verrückten König" angetan hat: Verrat. Ein Dolchstoß. Jemand aus dem obersten Machtzirkel der demokratischen Partei muss sich gegen ihn erheben. Dieser Verrat wäre die offene Rebellion. Der Verräter müsste erklären: "Ich trete gegen Joe Biden an. Ich löse ihn ab, bevor Donald Trump es tut."

Selbst dieser Verrat braucht wahrscheinlich am Ende die Einsicht des noch amtierenden Präsidenten. Denn: Auf dem Parteitag der Demokraten Mitte August in Chicago ist keine Kampfkandidatur mehr möglich. Die Delegierten, die dort den Bewerber ihrer Partei für die nächste Präsidentschaft wählen werden, sind schon jetzt an die Ergebnisse der Vorwahlen in ihren Heimatstaaten gebunden. So schreiben es die Statuten der Partei vor. Wer die sich abzeichnende krachende Niederlage Bidens gegen Trump noch verhindern will, der muss diese Statuten ändern – was kaum möglich ist, denn Biden hat die Partei bislang bestens im Griff. Eigentlich müsste Biden seine Kandidatur freiwillig zurückziehen, erklärt auch USA-Experte Julius van der Laar im Interview mit t-online.

Wer aber jetzt seinen Hut in den Ring wirft und sich bereit erklärt, Biden die Kandidatur noch zu entreißen, der entfacht immensen Druck. Sowohl auf die Partei als auch auf Joe Biden selbst. Unter dem bemitleidenswerten Eindruck, den Biden vor einem Millionenpublikum beim TV-Duell hinterlassen hat, könnte ein Gegenkandidat erklären: Wir müssen Donald Trump das Weiße Haus nicht kampflos überlassen. Wir müssen nicht Joe Biden, diesen verdienten alten Mann, in eine Schlacht schicken, die er am Ende gedemütigt verlieren wird.

Politik und Medien in den USA sind unter dem Eindruck dieses TV-Duells offenbar bereit, einer solchen Gegenkampagne eine Chance zu geben. Der liberale CNN-Moderator Anderson Cooper fuhr Bidens Vizepräsidentin Kamala Harris wütend in die Parade, als die den kraftlosen Auftritt ihres Chefs schönredete. Van Jones, Coopers Kollege und glühender Biden-Anhänger, gab mit erstickter Stimme zu: "Ich liebe diesen Kerl. Er ist ein guter Mann. Aber er wurde getestet heute, und er hat versagt."

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Nach allem, was man hört, herrscht in Bidens Partei Panik. Deshalb ist genau jetzt der Moment für den Königsmörder gekommen. Er muss den Demokraten und der ganzen Nation öffentlich zurufen: "Joe Biden kann nicht mehr. Seine Schwäche ist eine Gefahr für unser Land. Ich übernehme seine Kandidatur." Vielleicht hilft dieser Druck, Biden und die Demokraten zum Umdenken zu zwingen.

Wer könnte der Königsmörder sein? Die ehemalige First Lady Michelle Obama etwa, die ihn besser kennt als die meisten anderen? Oder Vizepräsidentin Kamala Harris, die in den vergangenen vier Jahren aus nächster Nähe miterleben musste, wie Joe Biden vor aller Augen verging? Gavin Newsom, der vitale Gouverneur von Kalifornien? Oder seine Amtskollegin Gretchen Whitmer aus Michigan? Mehr zu den möglichen Kandidaten lesen Sie hier.

Wer auch immer jetzt Joe Biden ersetzt und somit verrät, der sollte sich keine Illusionen machen: Wahrscheinlich wird er nicht mal der nächste Präsident der Vereinigten Staaten. Zu weit dürfte Donald Trump in diesem TV-Duell enteilt sein. Ihn noch aufzuhalten, wird für jeden neuen Kandidaten der Demokraten extrem schwierig. Für Joe Biden scheint es – Stand jetzt – unmöglich.

 
 
 
 
 
 
 

Und man wird ihn nicht feiern dafür. Geliebt wird der Verrat, nicht der Verräter. Das wusste schon Julius Cäsar, und Jaime Lannister hat es in der Serie "Game of Thrones" bitter erlebt. Bis zu seinem Tod im großen Finale blieb er der Königsmörder. Der Eidbrecher. Der Treulose. Das Stigma des Verräters trug er bis zuletzt. König wurde am Ende ein kleiner Junge, der mit dem Königsmord selbst nichts zu tun hatte.

Darauf können die Demokraten hinarbeiten, wenn sie sich jetzt gegen Joe Biden stellen. Auf einen neuen Hoffnungsträger. Für sie geht es längst um mehr als um die nächsten vier Jahre im Oval Office. Wie wird man in 20 Jahren auf sie schauen, wenn sie jetzt einen hilflos wirkenden alten Mann gegen alle inneren und äußeren Bedrohungen antaumeln lassen? Dieses historische Versagen wird man nicht vergessen. Es geht um ihre Zukunft als ernst zu nehmende Kraft, die sich Donald Trump und seiner Bewegung entgegenstellt. Schlimmstenfalls eben in acht Jahren.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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