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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mutter, Hindu, Second Lady Das Rätsel um Usha Vance

Usha Vance gibt als Second Lady ihrem Ehemann J. D. seit dessen Amtsübernahme im Januar politische Rückendeckung. Wer ist die Juristin, die nun aufgrund von Donald Trumps Plänen für Grönland mitten im Weltgeschehen steht?
Es ist eine Ankündigung, die international Unmut auslöst. US-Vizepräsident J. D. Vance und seine Ehefrau Usha werden am Freitag Grönland besuchen. Es ist kein gewöhnlicher Besuch. Denn die US-Regierung von Donald Trump würde Grönland gerne in Besitz nehmen. Dabei gehört das grönländische Territorium offiziell zum Königreich Dänemark, auch wenn die Grönländer sich weitgehend autonom verwalten können.
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US-Vizepräsident Vance sagte am Dienstag in einem Video auf X: "Die Aufregung um unseren Besuch in Grönland an diesem Freitag war so groß – deshalb habe ich beschlossen, dass ich nicht möchte, dass sie den ganzen Spaß allein hat." Das ist aber wahrscheinlich nur die halbe Wahrheit. Denn die Grönländer, die eine gewaltsame Annexion durch die USA fürchten, haben bereits Protest angekündigt.
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Eigentlich war vorgehen, dass Usha Vance allein nach Grönland reist, was nicht unüblich gewesen wäre. Das Amt der Second Lady eröffnet Spielraum dafür, eigene politische Termine absolvieren zu können. Doch die bevorstehende Grönlandreise ist Grund genug, einen genaueren Blick auf die Frau des Vizepräsidenten zu werfen.
Tochter indischer Einwanderer
Usha Bala Chilukuri Vance wurde 1986 in San Diego, einer Großstadt südlich von Los Angeles im Bundesstaat Kalifornien, geboren. Sie ist die Tochter von indischen Einwanderern, die in den 1980er-Jahren in die Vereinigten Staaten kamen. Ihre Eltern sind heute beide als Professoren der Universität in San Diego tätig. Ihr Vater als Ingenieur, ihre Mutter als Mikrobiologin.
Ihre Eltern legten großen Wert darauf, ihrer Tochter Usha bereits in der Kindheit die religiösen Traditionen und Praktiken des Hinduismus nahezubringen. Usha Vance bezeichnete diese in einer Rede auf dem Parteitag der Republikaner 2024 in der Kleinstadt Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin als die Grundlage ihrer Wertevorstellungen.
Mit ebendiesen Wertvorstellungen und ihrer Migrationsbiografie setzt sich Usha Vance von ihrem Mann J. D. ab. Trumps Vizepräsident machte in der Vergangenheit wiederholt mit migrationskritischen Aussagen auf sich aufmerksam. Auf der Conservative Political Action Conference (CPAC) im Januar bezeichnete der 40-Jährige die Migration als "größte Bedrohung" für die USA.
Es ist auf den ersten Blick rätselhaft, wie diese politische Haltung zur Migrationsbiografie von Usha Vance passt. Aber auch J. D. Vance machte im vergangenen Jahrzehnt einen politischen Wandel durch. Noch im Jahr 2016 verglich der heutige Vizepräsident Donald Trump mit Adolf Hitler. Ob seine Frau eine ähnliche politische Kehrtwende vollzogen hat, ist unklar.
Historikerin, Juristin und dreifache Mutter
Die heute 39-Jährige absolvierte zunächst ein Bachelorstudium in Geschichte an der Yale University, ihren Master in Moderne Geschichte machte sie bis 2010 am Clare College im britischen Cambridge. Danach schloss sie allerdings bis 2013 noch ein Jurastudium an der Yale Law School ab, wo sie ihren späteren Ehemann kennenlernte. 2014 heiratete das Paar in einer interreligiösen Zeremonie – die Hochzeit vereinte religiöse Elemente aus dem Katholizismus und dem Hinduismus.
Drei Jahre nach der Hochzeit wurde ihr Sohn Evan geboren. 2020 kam ihr zweiter Sohn Vivek auf die Welt, 2022 ihre Tochter Mirabel Rose.
Karriere als Anwältin: vom US-Bezirksgericht zum Supreme Court
Beruflich war Usha Vance viele Jahre als Juristin für verschiedene Gerichte und Kanzleien tätig. Nach Stationen in Kentucky und Columbia arbeitete sie sich bis zum Supreme Court hoch. Dort arbeitete sie 2017 ein Jahr lang für Chief Justice John Roberts, den Vorsitzenden des obersten US-Gerichts.
Im Jahr 2015 trat sie in die renommierte Großkanzlei Munger, Tolles & Olson LLP ein, wo sie bis zur Aufgabe ihrer beruflichen Tätigkeit im vergangenen Jahr arbeitete. Laut offiziellen Angaben, um ihren Ehemann bei seiner Kandidatur für das Amt des US-Vizepräsidenten zu unterstützen.
Auch politisch wechselte sie die Seiten. Während Usha Vance mindestens bis 2014 als Wählerin der Demokraten registriert war, war sie spätestens ab dem Jahr 2022 offiziell Wählerin der Republikaner.
Als Second Lady vermeidet sie es allerdings nun, sich in der Öffentlichkeit allzu lautstark politisch zu positionieren. Während sie früher von Freunden und Kollegen als politisch liberal beschrieben wurde, hält sie sich jetzt besonders mit Blick auf die kontroversen Themen des Trump'schen "Make America great again"-Lagers nach außen bedeckt.
Die Farbe ihres Kleides – reiner Zufall?
US-Medien sagen ihr allerdings nach, versteckte politische Botschaften zu senden. Berichten zufolge habe sie sich etwa bei ihrem ersten großen Auftritt auf dem republikanischen Parteitag im Juli 2024 bewusst für ein blaues Kleid entschieden – die Farbe der Demokraten.
In ihrer Rede, die weltweit viel Beachtung fand, sprach sie allerdings primär über ihren Mann und attestierte ihm eine liebevolle und einfühlsame Seite. Trump oder die republikanische Partei erwähnte sie dabei mit keinem Wort. Der heutige US-Präsident ließ sie kalt.
In ihrer Funktion als Second Lady nimmt sie seit dem Amtsantritt des US-Präsidenten primär repräsentative und beratende Aufgaben wahr. Sie leitete etwa die US-Delegation bei den Special Olympics Anfang März und Trump berief sie zudem in den Vorstand des "John F. Kennedy Center for Performing Arts", des größten Kulturzentrums in Washington, D.C., und eines der bedeutendsten Zentren für darstellende Künste weltweit.
Besuch in Grönland – zur Würdigung kultureller Zwecke?
Auch ihr Besuch in Grönland soll laut der US-Regierung in diesem kulturellen Zusammenhang gesehen werden. In einer offiziellen Erklärung des Weißen Hauses heißt es: Man wolle "historische Stätten besuchen" und "etwas über das grönländische Erbe erfahren". Zudem würden sich Frau Vance und die Delegation darauf freuen, "die grönländische Kultur und Einheit zu feiern".
Doch auch wenn das Weiße Haus ihre Rolle herunterspielt – Usha Vance findet aktuell international viel Beachtung, insbesondere in der Heimat ihrer Eltern, Indien. Indische Medien feiern sie, neben Kamala Harris, als Amerikanerin mit indischen Wurzeln, die Karriere in der internationalen Politik gemacht hat. Dabei hat die Second Lady bislang nie in Indien gelebt.
- Nachrichtenagentur Afp
- bbc.com: "Who is Usha Vance? The woman who could become America's second lady" (Englisch)
- whitehouse.gov: "Usha Vance" (Englisch)
- biography.com: "Who Is Usha Vance? All About J.D. Vance’s Wife" (Englisch)
- nytimes.com: "Usha Vance Steps Into the Spotlight" (Englisch, kostenpflichtig)
- elections-daily.com: "Meet Usha Vance" (Englisch)
- sonntagsblatt.de: "J.D. Vance: Wie der US-Vizepräsidentschaftskandidat zu Religion und Glaube steht"
- marketscreener.com: "Die indische Familie von Usha Vance, der Frau von Trumps Vizepräsidentschaftskandidaten, ist für ihn ein politisches Kapital"
- n-tv.de: "Von der Demokratin zur Frau des Trump-Vize: Wer ist Usha Vance?
- fr.de: "Grönland-Besuch wird von 'Second Lady' Usha Vance geleitet""
- welt.de: "Reaktion auf Kritik von Vance: Wer nicht will, dass die AfD irgendwann das Kanzleramt betritt, muss den Kontrollverlust beenden"