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Melania Trump spricht aus, was alle denken – Parteitag der US-Republikaner


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Trump-Familie auf dem Parteitag
Melania spricht aus, was alle verschweigen


Aktualisiert am 26.08.2020Lesedauer: 4 Min.
Melania Trump: Die First Lady wählte in ihrer Parteitagsrede versöhnliche Töne.Vergrößern des Bildes
Melania Trump: Die First Lady wählte in ihrer Parteitagsrede versöhnliche Töne. (Quelle: Michael Reynolds/imago-images-bilder)
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Beim Parteitag der Republikaner rücken Donald Trumps Angehörige ins Zentrum. Die Kinder überraschen mit ungewöhnlichen Auftritten – und dann setzt Melania einen ganz eigenen Schwerpunkt.

Es dauerte bis zum letzten Auftritt, bis doch noch die Realität in den Parteitag der Republikaner drängte. Es war ausgerechnet Melania Trump, die sonst eher redescheue First Lady, die aussprach, was Dutzende Redner zuvor verschwiegen hatten: Dass die Amerikaner unter einer Pandemie leiden, die noch immer viele Tote fordert, und dass Amerikas Erbe der Sklaverei derzeit für viele Verwerfungen sorgt. "Es ist die harte Realität, dass wir auf Teile unserer Geschichte nicht stolz sind", sagte Trump.

Der Auftritt der 50-Jährigen war ein bemerkenswerter Kontrast zum Restprogramm, in dem so getan wurde, als ob Corona ein Problem aus der fernen Vergangenheit sei und nicht an vielen Tagen noch knapp tausend Amerikaner daran sterben würden. Oder als ob die wütende Debatte um rassistisch gefärbte Polizeigewalt nicht das Land erschüttern würde. Beides sind gewaltige politische Probleme für ihren Ehemann.

Die Rede war auch bemerkenswert, weil sie weniger über die Schwerpunkte ihres Mannes redete als über ihre eigenen. Melania first. Frau Trumps Rede war der Höhepunkt des zweiten Parteitagabends und dabei nur einer von drei Auftritten des Trump-Clans. Ausschnitte aus ihrer Rede sehen Sie oben im Video oder hier.

Ungewöhnliche Auftritte der Trump-Kinder

Der Parteitag der Republikaner ist zwar formell eine Veranstaltung der Partei, doch in Wahrheit eher die persönliche Show Donald Trumps. Anders als bei den Demokraten liegen wichtige frühere Parteianführer mit dem Kandidaten über Kreuz und verzichten auf einen Auftritt. Und so sind Trumps Familienmitglieder ins Zentrum der Bühne gerückt.

Reden von Ehepartner und Kindern gehören auf amerikanischen Parteitagen zwar dazu, außergewöhnlich ist allerdings, dass die Hälfte der Hauptredner an den vier Abenden den Nachnamen Trump trägt. Das verdeutlicht die nun seit Jahren zu beobachtende Entwicklung, wie der Präsident, dem Loyalität über alles geht, seine Familie für die Politik einspannt.

Und die drei Trump-Kinder lieferten höchst ungewöhnliche Auftritte ab. Sie machten den Kandidaten nämlich nicht als Menschen greifbar, wie es üblich ist und sie selbst es 2016 auch noch taten. Nein, sie lieferten stattdessen eine wütende Anklage der Gegner ihres Vaters ab. Sie wetterten gegen Joe Biden, Demokraten und die Medien, ganz so, wie es Trump senior ebenfalls formulieren würde.

Kein Wort über ihren Vater

Selbst Tiffany Trump, als Trump-Tochter aus zweiter Ehe in der Hackordnung der Kinder unten zu finden, bekam einen Auftritt. Die frischgebackene Jura-Absolventin sprach über vieles: Arzneimittelpreise, die Sorgen von Studenten und die "Manipulation" durch Medien, die die "Menschen versklavt" hielten. Nur nicht über ihren Vater. Es ist allerdings auch nichts über ein herzliches Verhältnis der beiden bekannt.

Eric Trump, der die Geschäfte der "Trump Organization" führt, wetterte gegen die "Eliten", zu denen er sich selbst wohl nicht zählt, und die "extremen Linken". Er machte es immerhin klar, zu wem er in erster Linie sprach: nicht so sehr zu den Republikanern, noch weniger zu den Amerikanern allgemein und umso mehr zum Senior selbst. "Dad, ich will dich direkt ansprechen", sagte der 36-Jährige in einer menschenleeren Halle in Washington, "ich liebe dich sehr." Seine Ehefrau Lara, die im Wahlkampf arbeitet, spricht am Mittwoch.

Interessieren Sie sich für die US-Wahl? Unser Washington-Korrespondent Fabian Reinbold schreibt über seine Arbeit im Weißen Haus und seine Eindrücke aus den USA unter Donald Trump einen Newsletter. , die dann einmal pro Woche direkt in Ihrem Postfach landet.

Ähnlich war es schon beim 42 Jahre alten Donald Trump Jr. am Vorabend, der anders als 2016 nichts Persönliches berichtete, sondern gegen die "liberals" und "Peking-Biden" ätzte. Seine Partnerin lieferte vor ihm einen lauten Auftritt ab, der für Spott sorgte.

Tochter Ivanka (38), die offiziell als Beraterin im Weißen Haus arbeitet und dort auch ein Büro hat, spricht am Donnerstag direkt vor dem Präsidenten.

Die Art der Auftritte der Kinder verrieten etwas über die Verhältnisse im Trump-Clan. Sie sprachen so, wie auch der Vater über die politischen Themen spricht, und wirkten ihm ergeben. Offenbar haben sie nicht das Selbstbewusstsein ihrer Stiefmutter Melania, eigene Schwerpunkte zu setzen.

Die sprach an einem größtenteils virtuellen Parteitag live aus dem Rosengarten des Weißen Hauses vor rund hundert Zuschauern – die Regierungszentrale wurde immer wieder für den Parteitag genutzt, was sich eigentlich verbietet. Trump begnadigte im Weißen Haus etwa einen Bankräuber und bürgerte fünf Einwanderer ein, was in Einspielfilmen gezeigt wurde.

Melanias unterschätzte Rolle

Der Druck auf die First Lady war hoch. Beim letzten Nominierungsparteitag 2016 hatte sie eine Rede gehalten, die teilweise wörtlich vom Parteitagsauftritt Michelle Obamas im Jahr 2008 abgekupfert war – eine höchstpeinliche Angelegenheit.

Melania Trump ist – oft unterschätzt – eine entscheidende Verbündete für den Präsidenten, um Wählerinnen zu erreichen. Gerade bei Frauen büßte er zuletzt Zustimmung ein. Das machte ihre Rede nun so wichtig. Sie verzichtete, ganz anders als die Kinder, auf Angriffe auf die Demokraten.

Während sie ihre eigenen Schwerpunkte als First Lady betonte, wie den Kampf gegen Cyber-Bullying und die Opioid-Epidemie und das Land aufforderte, bei allem Streit über das Erbe des Rassismus zusammenzufinden, lobte sie natürlich auch ihren Ehemann. Sie bezeichnete ihn als authentischen Mann, der niemandem etwas vormache.

Über ihren Donald, dem in seiner Amtszeit mehr als 20.000 Lügen nachgewiesen worden sind, sagte die First Lady ohne einen Hauch von Ironie: "Totale Ehrlichkeit ist das, was wir Bürger von unserem Präsidenten verdienen."

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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