Corona in den USA Trump gibt Notfallgenehmigung für Plasmatherapie bekannt
Belege für die Wirksamkeit der Behandlung mit Immunplasma bei Covid-19 sind noch dürftig. In den USA soll es nun häufiger eingesetzt werden. Präsident Trump feiert das als "Durchbruch".
US-Präsident Donald Trump, der zuletzt öffentlich Druck auf die Behörde gemacht hatte, um schnellere Fortschritte verkünden zu können, bezeichnete die Notfallgenehmigung als "sehr historischen Durchbruch". Trump dürfte die Ankündigung vom Sonntagabend (Ortszeit) sehr gelegen kommen: Am Montagabend beginnt der Parteitag der Republikaner, bei dem er diese Woche offiziell als Kandidat für die Wahl im November nominiert werden soll.
Die Behandlungsmethode mit Plasma ist in den USA aber bereits weit verbreitet. Von einem Durchbruch zu sprechen, scheint daher eher übertrieben. Im Rahmen einer klinischen Sondergenehmigung haben bereits rund 70.000 Menschen Plasma erhalten, wie die FDA erklärte. Die Notfallgenehmigung entspricht zudem keiner formellen Zulassung, für die wesentlich höhere Hürden gelten. Auch ist das Plasma-Angebot begrenzt, da es nur aus Blutspenden Genesener gewonnen werden kann.
Der Schritt der FDA mache vor allem den Handel mit Plasma einfacher und dürfte Herstellern helfen, ihre Kosten zu decken, wie der frühere FDA-Chef Scott Gottlieb vorab dem Fernsehsender ABC sagte. Es handle sich aber insgesamt nur um einen kleinen Schritt, sagte er.
Auch in Deutschland läuft eine Studie zu dem Verfahren
Die Idee hinter der Plasma-Behandlung ist bestechend: Weil es noch keinen Impfstoff gibt, der die Bildung von Antikörpern gegen Sars-CoV-2 anregt, verabreicht man Patienten Antikörper von Menschen, die diese nach einer natürlichen Infektion gebildet haben. Zu dem Verfahren laufen weltweit Studien, auch in Deutschland. Bislang gibt es aber keinen überzeugenden Nachweis, ob und wie sehr Plasma Covid-Patienten tatsächlich hilft.
In den USA haben Forscher Daten aus der Anwendung der Mayo Clinic zu 35.000 zumeist schwer erkrankten Patienten erfasst. Ihre bislang unveröffentlichte Studie zeigt, dass Patienten, die drei Tage nach einer Covid-Diagnose eine Transfusion bekamen, eine etwas geringere Sterblichkeitsrate hatten als jene, die später behandelt wurden. Allerdings gab es bei der Studie keine Kontrollgruppe, die Ergebnisse sind also nur sehr begrenzt aussagekräftig. Weitere Studien, bei denen ein Teil der Probanden nur ein Placebo bekommt, laufen noch.
Trump spricht von "unglaublicher Erfolgsrate"
Trump wiederum sprach bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus von einer "wirkmächtigen Therapie" mit einer "unglaublichen Erfolgsrate". Seine Aussagen waren aber nicht von der schriftlichen Genehmigung der FDA gedeckt, die angesichts der bislang unzureichenden Datenlage vorsichtig von einer möglichen positiven Wirkung sprach.
Trump war am Wochenende in die Kritik geraten, weil er Druck auf die FDA machte, Behandlungsmöglichkeiten und Impfungen möglichst schnell zu genehmigen. Trump hat wiederholt gesagt, er hoffe, dass es in etwa bis zur Wahl im November einen einsatzbereiten Corona-Impfstoff gebe. Derzeit laufen mehrere große klinische Studien zu Impfstoffen. Eine Verfügbarkeit vor nächstem Jahr gilt jedoch bei einer Prüfung unter Einhaltung der wissenschaftlichen Kriterien als unwahrscheinlich.
Die Behandlung mit Plasma, dem sogenannten Rekonvaleszenten-Plasma, hat folgenden biologischen Hintergrund: Im Verlauf einer Infektion bildet das Immunsystem eines Menschen unter anderem Antikörper, um den eingedrungenen Erreger zu beseitigen. Diese Antikörper bleiben nach einer Infektion zumindest eine Weile im Körper erhalten. Man kann also aus dem Blut Genesener die Antikörper gewinnen und diese dann akut Erkrankten verabreichen – damit sie auch bei ihnen das Virus bekämpfen und die Schwere der Erkrankung abmildern.
- Pressekonferenz im Weißen Haus
- Nachrichtenagenturen Reuters und dpa