Vergeltung für Streit? US-Außenminister schließt Reporterin von Reise aus
Nach einem heftigen Streit zwischen US-Außenminister Mike Pompeo und einer Journalistin muss nun offenbar eine Reporter-Kollegin dafür büßen. Sie darf nicht mit ins Ausland reisen.
Das US-Außenministerium hat eine Reporterin des Radiosenders NPR von einer anstehenden Auslandsreise von Ressortchef Mike Pompeo ausgeschlossen – möglicherweise als Reaktion darauf, dass Pompeo kürzlich mit einer anderen Journalistin des öffentlichen Senders aneinandergeraten war.
Die NPR-Korrespondentin Michele Kelemen dürfe nicht bei der am Mittwoch beginnenden Reise nach Großbritannien, in die Ukraine sowie andere Länder dabei sein, teilte die Vereinigung der im State Department arbeitenden Journalisten mit. Daraus könne nur geschlossen werden, dass das Ministerium an NPR "Vergeltung übt". Die Journalisten-Vereinigung protestierte scharf gegen den Ausschluss.
Pompeo soll Journalistin beschimpft haben
Pompeo war in der vergangenen Woche mit der NPR-Mitarbeiterin Mary Louise Kelly während eines Interviews in Streit geraten. Auslöser war eine Frage zur Ukraine-Affäre rund um Präsident Donald Trump. Kelly berichtete anschließend, nach dem Interview habe sie der Außenminister beschimpft. Pompeo warf der Journalistin seinerseits vor, ihn wiederholt belogen zu haben.
In dem Interview hatte Kelly den Außenminister zunächst zu dem US-Konflikt mit dem Iran befragt. Danach lenkte sie das Gespräch auf die Ukraine-Affäre, um die es im Amtsenthebungsverfahren gegen Trump geht. Die oppositionellen Demokraten werfen Trump vor, durch sein Drängen bei der ukrainischen Regierung auf Korruptionsermittlungen gegen Ex-Vizepräsident und Präsidentschaftsbewerber Joe Biden sein Amt missbraucht zu haben.
Interview endete vorzeitig
Im Rahmen der Untersuchungen zur Ukraine-Affäre war auch Pompeo in die Kritik geraten, weil er die frühere US-Botschafterin in Kiew, Marie Yovanovitch, nicht in Schutz genommen haben soll, als diese vergangenes Jahr plötzlich zurück nach Washington beordert wurde. "Schulden Sie Botschafterin Marie Yovanovitch eine Entschuldigung?", wollte Kelly von Pompeo wissen. Es folgte eine hitzige Auseinandersetzung zwischen der Journalistin und dem Außenminister, der das Interview schließlich abbrach.
Kelly erhielt dann nach eigener Darstellung von einem Mitarbeiter des Außenministers eine Einladung zu einem Hintergrundgespräch mit Pompeo in dessen Dienstwohnung im Außenministerium. Dabei habe Pompeo sie angeschrien und beleidigt, sagte Kelly in ihrem Podcast. "Denken Sie, die Amerikaner interessieren sich für die Ukraine?", habe er zudem gefragt.
In einer schriftlichen Stellungnahme warf Pompeo der Journalistin vor, ihn belogen zu haben. Das Hintergrundgespräch sei nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen, teilte der Minister mit. Es sei beschämend, dass Kelly die Grundregeln des Journalismus und des Anstands verletzt habe.
Die US-Regierung und vor allem Trump fahren einen oftmals konfrontativen Kurs gegenüber einem Großteil der US-Medien. Der Präsident prangert distanziert und kritisch über ihn berichtende Medien immer wieder als "Volksfeinde" an.
- Nachrichtenagentur AFP