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Donald Trump: Der Satz, der ihm die Wiederwahl sichern soll


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Post aus Washington
Der Satz, der Trump die Wiederwahl sichern soll

MeinungEine Kolumne von Fabian Reinbold

Aktualisiert am 08.11.2019Lesedauer: 5 Min.
Donald Trump beim Wahlkampf in Kentucky: Um die Mitte muss er kämpfen.Vergrößern des Bildes
Donald Trump beim Wahlkampf in Kentucky: Um die Mitte muss er kämpfen. (Quelle: Yuri Gripas/reuters)
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Wird Donald Trump trotz aller Skandale in einem Jahr wiedergewählt? Seine Fans möchten ihn am liebsten auf Lebenszeit im Weißen Haus sehen – und sein Wahlkampfteam zeigt bereits seine Muskeln.

Guten Tag aus Washington!

Heute vor drei Jahren ist etwas passiert, ohne das es diese Kolumne wohl nicht gäbe: Die Amerikaner haben Donald Trump zu ihrem Präsidenten gewählt. In einem Jahr will er sich wiederwählen lassen – heute schildere ich Ihnen, wie Trumps Chancen auf eine zweite Amtszeit stehen.

Ich war in dieser Woche im schönen Kentucky unterwegs – Bourbon, Pferdezucht, schwerer Südstaatendialekt. Trump war auch da, für einen Auftritt am Vorabend der örtlichen Gouverneurswahl, und so habe ich mich mit ein paar seiner Anhänger unterhalten und ihnen diese Frage gestellt: Können Sie sich etwas vorstellen, was Sie dazu bewegen könnte, Trump Ihre Unterstützung zu entziehen?

John Charles, im "Gott, Waffen und Trump"-T-Shirt, lachte laut los, als ob ich etwas Absurdes ausgesprochen hätte. "Wahrscheinlich nicht!", sagte er dann wie aus der Pistole geschossen, nächste Frage bitte.

Und dieser Herr, im selbst entworfenen Trump-Blazer musste auch nicht lange nachdenken: "Ich kann mir nichts vorstellen. Er hat meine totale Unterstützung." Trump liebe das Land noch viel mehr, als man ahnen könne, sagte Jimbo Simmons.

Und als ob das nicht genug wäre, lief mir Simmons ein paar Stunden später ein zweites Mal über den Weg. Da hatte er noch etwas zu ergänzen: "Ich hätte am liebsten einen Präsidenten Trump für den Rest meines Lebens. Er müsste dafür die Verfassung ändern, aber ich wäre damit einverstanden."

Kentucky ist eine Trump-Hochburg, keine Frage, doch die kleine Stichprobe scheint gar nicht so falsch zu sein: Am Folgetag wurde nämlich eine Umfrage veröffentlicht, die genau diese Frage ebenfalls gestellt hatte und nach der 62 Prozent der Trump-Anhänger tatsächlich angaben, nichts, was Trump tue, könne ihre Unterstützung erschüttern.

So tickt Donald Trumps berühmt-berüchtigte Wählerbasis, treu ergeben jenem Mann, der sie mit der täglichen Dosis Grenzmauer, America First und Tabubruch füttert. Sie verehrt Trump über alle Kosten-und-Nutzen-Abwägungen hinaus und liebt es, wenn er es den Gegnern so richtig zeigt. Er hat die Basis sicher.

Interessieren Sie sich für US-Politik und Donald Trump? Unser Washington-Korrespondent Fabian Reinbold schreibt über seine Arbeit im Weißen Haus und seine Eindrücke aus den USA unter Trump einen Newsletter. die dann einmal pro Woche direkt in Ihrem Postfach landet.

Dann gibt es aber auch noch jene Wähler, die Trump 2016 ebenfalls gewählt haben, denen aber seine Ausfälle und Tweets sowie die Daueraufregung überhaupt nicht gefallen. Nennen wir sie einmal vereinfacht die Mitte. Das zeigte sich auch in den Regionalwahlen dieser Woche, wo die von der Mittelschicht besiedelten Vororte wie schon 2018 stark für die Demokraten stimmten – selbst im Trump-Land Kentucky.

Für die Mitte braucht Trump eine andere Ansprache – und die probt das Trump-Team schon ein Jahr vor der Wahl. Mittwochabend, vergangene Woche, 21.17 Uhr: in einer Werbepause im entscheidenden Spiel der Baseball-Finalserie plötzlich ein Trump-Clip. Die tatsächlichen und vermeintlichen Erfolge Trumps (Sieg über den IS, 600.000 neue Jobs, Einwandererzahlen angeblich halbiert) werden zu dramatischer Musik gefeiert. Zum Ende der 30-Sekunden-Werbung ertönt ein interessanter Satz:

"He’s no Mr. Nice Guy, but sometimes it takes a Donald Trump to change Washington."

(Auf Deutsch sinngemäß: Er ist nicht der Nette von nebenan, aber manchmal braucht es einen Donald Trump, um Washington zu verändern.)

Der Satz transportiert eine mächtige Botschaft. Das ganze Trump-Drama, das viele Amerikaner der Mitte so erschöpft, ist in dieser Erzählung eingebettet in einen größeren Plan: Ja, es ist kräftezehrend mit ihm, aber so muss es nun einmal zugehen, wenn einer die Politik umkrempeln will. Haltet ihm die Treue, dann ruckelt sich alles schon zurecht.

Die Message kann funktionieren: Zwar ist Trump äußerst unbeliebt für einen amtierenden Präsidenten und er steht in der Hauptstadt so sehr unter Druck wie noch nie. Doch mehr Amerikaner lehnen "Washington" und den Kongress ab als Trump. Das anlaufende Impeachment-Drama könnte diese Sicht noch befeuern.

Trump könnte bei denen, die stärker nach Kosten und Nutzen abwägen, auch hiermit punkten: Die Wirtschaft brummt weiterhin, trotz aller Warnzeichen, die die Ökonomen ausmachen.

Die Mitte schaut auch zu den Demokraten. Ist dort ein wahrer Gegner in Sicht?

Bei den Demokraten wird manchen mittlerweile schon mulmig ob des eigenen Personals. Dreieinhalb Favoriten haben sich aus dem Kandidatenkreis herausgeschält, doch auf jedem von ihnen lasten große Zweifel, ob sie dann auch gegen Trump bestehen.

Ex-Vizepräsident Joe Biden wäre der ideale Kandidat für jene Wechselwähler, die die Nase voll haben vom Chaos in Washington. Zudem hat er, wie ich in Iowa beobachtet habe, eine einzigartige Gabe, seine Anhänger emotional zu berühren. Doch Biden wirkt tattrig: Wenn er in der Öffentlichkeit spricht, ist man geneigt, mitzuleiden, so oft verhaspelt er sich. Da wirkt er nicht wie ein ebenbürtiger Gegner für Trump. Die Ukraine-Affäre wirft auch ein Schlaglicht darauf, dass er bei den Engagements seines Sohnes ein ganz schlechtes Gespür bewiesen hat. (Je stärker Biden in die Kritik rutscht, desto mehr Aufmerksamkeit bekommt momentan der ähnlich moderate, aber doch ganz andere 37-jährige homosexuelle Provinzbürgermeister Pete Buttigieg. Und nun will wohl auch noch der Milliardär und frühere New Yorker Großstadtbürgermeister Mike Bloomberg antreten.)

Zuletzt habe ich mir Elizabeth Warren genauer angeschaut. Sie ist im Stillen an die Spitze des Bewerberfelds geklettert, ist wie Trump Populistin, aber eben von links, und sie hat eine klare Vorstellung davon, wie sie das Land umkrempeln will. Sie hat viele neue Anhänger gefunden – doch ihre Pläne für den radikalen Umbau des Gesundheits- und Bildungswesens würden in der umkämpften Mitte reichlich Raum für Trump lassen.

Und Bernie Sanders? Der 78-Jährige hat weiterhin eine sehr treue Anhängerschaft, doch nach seinem Herzinfarkt treten neue Zweifel auf neben den alten, ob ein selbst erklärter Sozialist wirklich die entscheidenden Staaten gewinnen kann.

Die Demokraten können sich über Erhebungen freuen, nach denen diese drei Kandidaten bundesweit in Umfragen deutlich vor Trump liegen, Biden gar zehn Prozentpunkte. Doch schaut man in die voraussichtlich wahlentscheidenden Swing States, zeigt sich laut einer aktuellen Umfrage ein anderes Bild. Da wäre es momentan eng zwischen Trump und jedem der drei. Momentaufnahmen nur, gewiss, aber wichtig. Denn letztlich zählen eben nicht die nationalen Umfragen, fragen Sie mal Hillary Clinton.

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Die Vorwahlen der 50 Staaten beginnen im Februar und es ist völlig offen, wer sich wie und wann durchsetzen wird: Gelingt es den Demokraten, binnen weniger Wochen einen Sieger zu küren und sich hinter ihm oder ihr rasch zu sammeln? Oder wird es ein quälend langer Prozess, wie 2016 Bernie gegen Hillary, nur eben noch hässlicher, beschädigender?

Eines ist klar: Wer auch immer als strahlender Sieger oder taumelnder Überlebender aus dem Demokraten-Rennen emporsteigt, wird sogleich von der Trump-Wahlkampfmaschine unter Beschuss genommen.

Denn während bei ihnen immer noch über ein Dutzend Kandidaten um Aufmerksamkeit und Spender ringt, läuft bei den Republikanern alles ungeteilt bei Trump ein. Er war der erste Präsident, der noch am Tag seiner Amtseinführung die Formalien für eine zweite Kandidatur einreichte und seitdem Geld sammelt. 300 Millionen Dollar haben Trump und die Republikaner bereits eingesammelt, 158 Millionen Dollar davon haben sie auf der hohen Kante liegen. Das ist doppelt so viel, wie Barack Obama ein Jahr vor seiner Wiederwahl angesammelt hatte.


Trumps Wahlkampfmaschine schwimmt also in Geld und wird aus allen Rohren feuern können. Der Werbespot beim Baseballfinale war nur ein kleiner Vorgeschmack.

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