Nach Empörung über Auffanglager Amtierender Chef der US-Grenzschutzbehörde tritt zurück
John Sanders ließ Migrantenkinder unter unhaltbaren Bedingungen einsperren. Nun hat der ranghöchste Grenzschützer nach zwei Monaten im Amt seinen Rücktritt verkündet. Einen Nachfolger soll es schon geben.
Der kommissarische Chef der US-Zoll- und Grenzschutzbehörde (CBP), John Sanders, hat nach nur zwei Monaten im Amt seinen Rücktritt angekündigt. Er werde den Posten am 5. Juli aufgeben, erklärte Sanders in einem Schreiben, aus dem am Dienstag mehrere US-Medien zitierten. Er hatte die Leitung der Behörde im April übernommen, nachdem Grenzschutzchef Kevin McAleenan als Nachfolger von US-Heimatschutzministerin Kirstjen Nielsen nominiert worden war.
Sanders nannte in dem Brief an die Mitarbeiter seiner Behörde keinen Grund für seinen Rücktritt, doch stand der Grenzschutz zuletzt wegen der katastrophalen Zustände in einem Auffanglager für minderjährige Einwanderer in Texas in der Kritik. "Ich werde es Ihnen überlassen, zu beurteilen, ob ich erfolgreich war," schrieb Sanders in seiner Mitteilung. Er selbst habe seine Arbeit in der Behörde als die erfüllendste und befriedigendste Chance in seiner bisherigen Karrierelaufbahn empfunden.
Schockierende Berichte
Menschenrechtsaktivisten, Ärzte und Anwälte beklagten unter anderem die mangelnde Hygiene in der überfüllten Einrichtung in dem Ort Clint. Fast 250 Kinder wurden nach den Enthüllungen verlegt, doch mussten rund hundert von ihnen nach Angaben der Grenzschutzbehörde wieder dorthin zurückkehren.
Unbegleitete minderjährige Einwanderer müssen laut US-Gesetz binnen 72 Stunden ihren Eltern oder den zuständigen Gesundheitsbehörden übergeben werden. Doch viele der in Clint untergebrachten Kinder mussten dort offenbar mehrere Wochen ausharren.
Trump will Nachfolger ernennen
Nach Informationen der "Washington Post" will US-Präsident Donald Trump den amtierenden Chef der Einwanderungsbehörde ICE, Mark Morgan, zu Sanders Nachfolger ernennen.
Trump hatte im Wahlkampf 2016 versprochen, die illegale Einwanderung zu stoppen. Die Zahl der Migranten stieg seit Beginn seiner Amtszeit jedoch stetig an. Allein im Mai wurden an der US-Südgrenze 144.000 Einwanderer aufgegriffen, darunter 57.000 Minderjährige.
Um die ungeregelte Einwanderung aus Zentralamerika in die USA zu bremsen, unterzeichnete die US-Regierung Anfang Juni ein Migrationsabkommen mit Mexiko. Es sieht unter anderem die Stationierung Tausender mexikanischer Soldaten an der Grenze zu den USA vor.
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Die Demokraten haben derweil im Repräsentantenhaus ein Nothilfepaket in Höhe von 4,5 Milliarden US-Dollar beschlossen, um die Situation an den Grenzen in den Griff zu bekommen. Präsident Donald Trump hat allerdings angekündigt, ein Veto gegen die Sofortmaßnahme einlegen zu wollen.
- Washington Post: Mark Morgan to replace John Sanders as border chief, as DHS shake-up continues
- Nachrichtenagentur afp