"Anne Will" Gottschalk vergleicht Trump mit Dieter Bohlen
Thomas Gottschalk mischt als Amerika-Kenner die Trump-Analyse bei "Anne Will" auf – und die Gäste geben Hillary Tipps fürs TV-Duell.
Die Gäste:
- Thomas Gottschalk, Fernsehmoderator
- Martin Schulz (SPD), Präsident des Europäischen Parlaments
- Oskar Lafontaine (Die Linke), Fraktionsvorsitzender im saarländischen Landtag
- Constanze Stelzenmüller, Brookings Institution Washington, D.C.
- Roger Johnson, amerikanischer Staatsbürger und Trump-Unterstützer
Worum es ging:
Wieder einmal darum, zu verstehen, warum Donald Trump im US-Wahlkampf so erfolgreich ist – kurz vor dem TV-Duell in der Nacht auf Dienstag. Zugleich stellten sich alle eine Kernfrage: Liegt es an den Amerikanern oder treiben Trump schlechte Lebensumstände und ein ignorantes politisches Establishment die Wähler in die Arme? Oder hat Konkurrentin Hillary Clinton einfach zu viele Fehler gemacht?
Der Frontverlauf:
Dass ein Präsident Trump eine Katastrophe für die USA und die Welt wäre, darin waren sich alle einig. Einzige Ausnahme: Roger Johnson, der zwar als Trump-Unterstützer vorgestellt wurde. Als glühender Verfechter kam allerdings auch er nicht rüber. Zudem war der Amerikaner in der Runde eher unauffällig. Einer seiner Thesen jedoch stimmten die meisten zu:
Amerika geht es nicht so gut, und das sorgt für Frust und Wechselstimmung bei den Wählern. Seine mitgebrachte Zahl zur Arbeitslosigkeit (30 Prozent) glaubte ihm keiner so richtig, war aber auch kein großes Debatten-Thema.
Schulz mahnte wie auch Stelzenmüller, die Sorgen der Wähler in den USA ernst zu nehmen. Das sei auch hierzulande kaum anders: "Wir in Europa diskutieren nur über Milliarden. Für die meisten Leute sind aber schon 1000 Euro viel Geld." Das Trump-Phänomen gebe es auch in Europa – zu sehen unter anderem an den Erfolgen von Marine Le Pen oder der AfD.
Das Überraschungs-Duell:
Dass Gottschalk mehrfach den Philosophen Peter Sloterdijk zitierte, der die US-Bürger als "Kindvolk" bezeichnet, ärgerte Stelzenmüller so richtig. Das sei ein Begriff nahe am Rassismus, urteilte die Politik-Expertin. Außerdem gebe es reale Gründe für das Wahlverhalten der Amerikaner, zum Beispiel wirtschaftliche Sorgen der Menschen. "Diese Probleme gibt es bei uns auch." Gottschalk brachte den fehlenden Charme Clintons allerdings gut auf den Punkt: "Sie macht einen Eindruck wie eine Chemielehrerin." Smart, aber eben nicht cool.
Die Kontrahenten:
In der recht angenehmen Talk-Runde ging es recht harmonisch zu. Einzig Lafontaines Analyse verfing bei Stelzenmüller nicht. "Trump sagt: Ich bin nicht käuflich. Das hat in Zeiten, wo Wahlkämpfe mit Milliarden finanziert werden, eine Wirkung." Ex-Präsident Jimmy Carter habe deshalb die heutige amerikanische Politik als käuflich bezeichnet. Clinton habe das Image, die Kandidatin der Wall Street zu sein und bekomme viel Geld aus der Öl- und Waffenindustrie. Das nutze Trump aus. Stelzenmüller verteidigte die demokratische Präsidentschaftsanwärterin allerdings: Diese Argumente stammten aus der "Mottenkiste des Antiamerikanismus". Dass Clinton zur Wall Street gehöre, stimme nicht. Ebenso wenig gebe es heute noch einen "militärisch-industriellen Komplex".
Der Überraschungsgast:
Thomas Gottschalk überraschte. Mit pointierten, manchmal frechen Antworten und einer gesunden Portion Selbstironie sorgte er für Gelächter. Sein eingängiger Trump-Vergleich: "Wenn Trump gewinnt, das wäre, wie wenn Dieter Bohlen Nachfolger von Herrn Gauck werden würde." Mit unbekümmertem Blick analysierte Gottschalk Trump aus Sicht des Entertainers – und kam zu dem Schluss, dass Trumps große Stärke sei, Emotionen zu wecken. Und die Amerikaner seien eben emotionale Menschen.
Tipps für Hillary fürs TV-Duell:
- Trump reizen, damit er Fehler macht (Stelzenmüller)
- Auf die eigene politische Erfahrung verweisen (Lafontaine)
- Die "Frauen-Karte" spielen und von Außenpolitik ablenken (Lafontaine)