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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Deutscher in US-Abschiebehaft "Er ist ganz offensichtlich sehr verstört"
Fabian Schmidt (34) wird in den USA ohne Anklage festgehalten, angeblich misshandelt und unter Druck gesetzt, auf sein Aufenthaltsrecht zu verzichten. Jetzt spricht sein Anwalt David Keller über verstörende Verhörmethoden.
Bastian Brauns berichtet aus Washington
Fabian Schmidt, ein deutscher Staatsbürger mit Greencard, lebt seit 17 Jahren in den USA. Nach einem Besuch in Deutschland wurde er bei seiner Rückkehr am Flughafen in Boston verhaftet – ohne offizielle Anklage. Seitdem sitzt er in einem Bundesgefängnis in Rhode Island, gemeinsam mit verurteilten Schwerverbrechern. Noch immer bleiben die genauen Gründe für seine Inhaftierung unklar.
Im Interview mit t-online spricht sein Anwalt David Keller über verstörende Details des Falls, der international für Aufsehen sorgt und Fragen über den Umgang mit legalen Einwanderern in den USA aufwirft. Keller spricht über unverhältnismäßige Verhörmethoden, verweigerte medizinische Versorgung und Versuche, Schmidt unter Druck zu setzen, auf sein Aufenthaltsrecht zu verzichten.
t-online: Mister Keller, Sie sind der Anwalt von Fabian Schmidt, dem deutschen Staatsbürger, der in Rhode Island inhaftiert ist. Wie geht es ihm?
David Keller: Er ist ganz offensichtlich sehr verstört. Das ist eine vollkommen neue Umgebung. Es handelt sich um ein Bundesgefängnis, und er ist diese Art von Behandlung oder eingesperrt zu sein, nicht gewohnt.
Es gibt Behauptungen, dass er von Bundesbeamten der Vereinigten Staaten gefoltert wurde. Können Sie erklären, was am Flughafen passiert ist?
Was ich sagen kann, ist: Herr Schmidt wurde zunächst von Freitag bis Dienstag unnötig lange festgehalten. Das ist wahrlich eine Schande. Und ich bin fassungslos darüber, wie er behandelt wurde. Es wurden unverhältnismäßige Vernehmungstaktiken angewandt. Ohne zu viel aus meinen persönlichen Gesprächen mit meinem Mandanten preiszugeben, aber das hat ihn schließlich so fertig gemacht, dass er aus medizinischen Gründen ins Krankenhaus gebracht werden musste.
Was war der medizinische Grund dafür?
Er hatte hohes Fieber und litt an einer Influenza B. Ihm wurde auch keine medizinische Behandlung gewährt, als er über sein Herzleiden klagte. Hinsichtlich seiner gesundheitlichen Bedürfnisse wurde er schlecht behandelt, weil ihm schlicht eine Behandlung verweigert wurde.
Wie lange war er dann im Krankenhaus?
Das war wohl für einen Tag. Ich bin immer noch auf der Suche nach seiner Krankenakte.
Geht es ihm jetzt besser?
Es geht ihm besser, relativ gesehen. Noch einmal: Er wird in einer staatlichen Einrichtung festgehalten, getrennt von seiner Familie und seinen Angehörigen. Daran ist er nicht gewöhnt, und er ist sehr dankbar für jegliche Unterstützung, die ihm entgegengebracht wird.
Fabian war in Deutschland, um seine Familie zu besuchen, bevor er verhaftet wurde, richtig?
Ja. Er ist ein deutscher Staatsbürger und war zu Hause bei seinem Vater. Er kehrte von einem einfachen Urlaub zurück in die USA. Dass er dann in Boston an der Grenze aufgehalten wurde, ist ein sehr tragischer Vorgang.
Fabian Schmidt besitzt eine sogenannte Greencard. Er lebt seit 17 Jahren in den Vereinigten Staaten. Dennoch wurde er inhaftiert, angeblich wegen einer früheren Drogenanklage. Können Sie das näher erläutern?
Ich kann das nicht näher ausführen, weil gegen Herrn Schmidt keine offizielle Anklage bezüglich seines Aufenthaltsstatus erhoben wurde. Er ist ein rechtmäßiger, ständiger Einwohner in den Vereinigten Staaten.
Aber können Sie bestätigen, ob er in Kalifornien, wo er bis 2022 lebte, wegen Drogenbesitzes angeklagt war?
Alle seine kalifornischen Angelegenheiten sind längst geklärt. Es ist nach wie vor unklar, ob dies in einem Zusammenhang mit seiner Inhaftierung besteht.
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Besteht denn eine Chance, dass Fabian Schmidt wieder freigelassen wird?
Als Erstes muss das Heimatschutzministerium ihm eine Vorladung zukommen lassen. Das ist bislang nicht geschehen. Dann wäre es auch möglich, eine Kaution für ihn zu beantragen.
Stehen Sie dazu auch mit den deutschen Behörden im Austausch?
Ich bin im ständigen Kontakt mit dem deutschen Konsulat in New York.
Können Sie etwas über sein heutiges Leben im Bundesstaat New Hampshire erzählen?
Er ist ein wunderbarer Mensch. Wenn ich mit ihm spreche, bin ich von seinem Charme, seiner Ausstrahlung und seiner hoffnungsvollen Einstellung beeindruckt. Es bricht einem das Herz, wenn man sieht, wie jemand, der so optimistisch ist, mit einer solchen Situation zu kämpfen hat. Er liebt seine Familie und leistet einen großen Beitrag für sein ganzes Umfeld. Ich habe unzählige Briefe der Unterstützung für ihn erhalten. Er ist ein fester Pfeiler in seiner Gemeinde, und es ist tragisch, dass er auf diese Weise festgehalten wird.
Wie sind die Bedingungen im Donald W. Wyatt Gefängnis?
Es ist ein Bundesgefängnis. Es ist nicht angenehm. Er weiß bis jetzt nicht, was ihm offiziell zur Last gelegt wird. Aber er ist trotzdem zusammen mit verurteilten Schwerverbrechern untergebracht.
Er ist nicht in einem separaten Flügel des Gefängnisses untergebracht?
Ich weiß, dass er mit verurteilten Straftätern untergebracht ist und mit ihnen zusammenleben muss.
Konnte er schon Mitglieder seiner Familie sehen?
Nein, das konnte er bisher nicht. Tatsächlich wartete seine Familie am Flughafen auf ihn und konnte nicht mit ihm sprechen. Er blieb einfach verschwunden. Seine Familie musste die Behörden einschalten, um herauszufinden, was überhaupt vorgefallen war.
Nur um das noch einmal klarzustellen: Er wird derzeit ohne offizielle Anklage in diesem Gefängnis festgehalten?
Seit dem 7. März hat er keine Benachrichtigung über seine Vorladung erhalten.
Es sind schon 2 Wochen vergangen. Darf man so lange ohne Anklage überhaupt festgehalten werden?
Das sollte nicht sein. Es kommt zwar vor, aber es sollte nicht sein. Stellen Sie sich vor, Sie werden eines Verbrechens angeklagt, festgehalten und Sie wissen nicht einmal, um welches Verbrechen es sich handelt. Das ist im Grunde seine Situation – bislang, wie gesagt, auch ohne die Möglichkeit, auf Kaution freizukommen.
Wie ist das überhaupt möglich?
Niemand sollte an der Grenze so behandelt werden, unabhängig von seinem Status. Die Vernehmungstaktiken gegen ihn waren grausam. Wenn jemand aufgrund der Haftbedingungen ins Krankenhaus eingeliefert werden muss, was sagt das über uns als Nation aus? Das ist ein ernsthaftes Problem.
Stimmt es, dass Bundesbeamte versucht haben, ihn dazu zu bringen, schriftlich auf seine Greencard, also auf seinen von den USA gewährten Aufenthaltstitel zu verzichten?
Nötigung wurde als Taktik eingesetzt, was sehr besorgniserregend ist. Wir sind dabei, dieser Sache auf den Grund zu gehen.
Hat er unterschrieben?
Nein, hat er nicht.
Es scheint, dass Fabians Fall längst nicht der Einzige ist. Zeichnet sich hier ein breiterer Trend ab?
Ja, leider. Wir erleben, dass Menschen mit legalem Aufenthaltsstatus an unseren Grenzen gestoppt und misshandelt werden. Wie wir dagegen vorgehen, muss laut ausgesprochen und unserer politischen Führung vorgetragen werden. Ich empfehle allen, die mit dieser Art von Verhalten und solchem Vorgehen nicht einverstanden sind, sich an die örtlichen Behörden und an ihre gewählten Vertreter zu wenden und um Hilfe zu bitten.
Müssen wirklich selbst Inhaber eines Visums oder einer Greencard jetzt Angst haben, in die USA zu reisen?
Ja, viele Menschen, die sich rechtmäßig in den USA aufhalten, fürchten sich derzeit vor Reisen aufgrund möglicher rechtlicher Komplikationen. Es gibt sogar Berichte über Puertoricaner – die ja US-Bürger sind – die inhaftiert wurden, bevor ihr Status überhaupt überprüft wurde.
- Eigene Recherchen
- Schriftlicher Austausch mit David Keller, Keller Law Group
