Verurteilte Kapitol-Stürmerin Ehemalige "Maga"-Oma lehnt Trumps Begnadigung ab
Eine Kapitol-Stürmerin lehnt Trumps Begnadigung entschieden ab: Sie wolle kein Teil einer Umdeutung der Ereignisse vom 6. Januar 2021 sein.
US-Präsident Donald Trump hat direkt nach seiner Amtsübernahme rund 1.500 Menschen begnadigt, die an der Erstürmung des US-Kapitols am 6. Januar 2021 beteiligt waren. Die Vorwürfe gegen diese Personen reichten von Widerstand gegen die Staatsgewalt bis zu Angriffen gegen Polizisten. Unter ihnen waren auch die zu langen Haftstrafen verurteilten führenden Mitglieder rechtsextremer Milizen, denen besonders schwere Straftatbestände wie "aufrührerische Verschwörung" zur Last gelegt wurden.
Während viele von ihnen nun durch Trumps Begnadigung aus der Haft entlassen wurden und die wiedergewonnene Freiheit feiern, hat eine Verurteilte sich kritisch über Trumps Vorgehen geäußert. Pamela Hemphill, die in Medien als "Maga"-Oma bekannt wurde, sagte, sie werde seinen Erlass nicht annehmen. Seine Anhänger hätten "falsch" gehandelt, als sie am 6. Januar das Kongressgebäude stürmten. Die Abkürzung "Maga" bezeichnet Anhänger von Trumps "Make America Great Again"-Bewegung.
"Eine Begnadigung anzunehmen, wäre nur eine Beleidigung für die Polizisten des Kapitols, den Rechtsstaat und natürlich unsere Nation", sagte Hemphill der britischen BBC. "Wir haben an diesem Tag Unrecht getan. Wir haben das Gesetz gebrochen. Es sollte keine Begnadigungen geben".
Die Erstürmung des Kapitols durch fanatische Anhänger von Donald Trump gilt als eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte der US-Demokratie. Trump akzeptierte seine Niederlage bei der Präsidentschaftswahl gegen Joe Biden nicht, stiftete Chaos und verbreitete Falschbehauptungen über Wahlbetrug.
Trump-Unterstützer überrannten Absperrungen, prügelten Polizisten brutal nieder und drangen gewaltsam in das Parlamentsgebäude ein. Trump und seine Familie schauten tatenlos zu. Fünf Menschen kamen bei den Krawallen ums Leben.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Hemphill: "Es war ein Aufruhr"
Die 71-jährige Hemphill, die aus dem Bundesstaat Idaho stammt, war an dem Tag dabei. Die damals 68-Jährige hatte laut einem Bericht des "Spiegel" auf Facebook gepostet: "Die geplante Trump-Rallye am 6. Januar wird kein SPASS, es ist ein KRIEG!" Die Staatsanwaltschaft hatte ihr vorgeworfen, sich "kontinuierlich an die vorderste Front der Gewalt stellen". Vor Gericht im Jahr 2022 bekannte sie sich schließlich schuldig. Hemphill wurde zu 60 Tagen Gefängnis, drei Jahren Bewährung und 500 US-Dollar Schadensersatz verurteilt.
"Ich habe mich schuldig bekannt, weil ich schuldig war, und würde ich einer Begnadigung zustimmen, würde es auch dazu dienen, ihr Gaslighting und ihre falschen Darstellungen zu unterstützen", sagte Hemphill nun der BBC über Trump und seine Anhänger. Dem amerikanischen Nachrichtensender CNN sagte sie: "Sie versuchen, die Geschichte umzuschreiben und zu behaupten, der 6. Januar sei kein Aufstand gewesen. Und ich möchte nicht Teil davon sein. Es war ein Aufstand. Es war ein Aufruhr".
Hemphill wies bei CNN auch die viel verbreitete Behauptung zurück, das US-Justizministerium werde von den Demokraten als Waffe gegen Trump-Anhänger eingesetzt. "Tatsächlich hatte ich einen wunderbaren Richter", erklärte sie, "ich bin froh, keine längere Haftstrafe bekommen zu haben, aber ich will auch nichts mit einer Begnadigung zu tun haben."
"Es ist wie ein Schuss Heroin"
Hemphill sagt von sich selbst, sie sei nie besonders politisch gewesen. In einem Interview mit dem "Spiegel" aus dem Jahr 2024 erzählte sie von einer schwierigen Kindheit und einem bewegten Leben, das von Gewalt und Missbrauch geprägt war und in dem auch Drogen eine Rolle spielten. Später, im Ruhestand, sei dann die Einsamkeit gekommen. Eines Tages habe sie die "Maga Girls", eine Gruppe rechter Frauen, in Idahos Hauptstadt Boise entdeckt. Sie habe sich ihnen angeschlossen und begonnen, deren Kundgebungen mit dem Handy live zu streamen.
"Ich hatte schnell viele Follower", so Hemphill in dem Interview. "Ich wurde süchtig nach Drama. Maga ist ein einziges Drama. Es ist wie ein Schuss Heroin. Allein wie sie sprechen. Gruselgeschichten", schildert sie. Später stieg Hemphill dann bei der antistaatlichen Bewegung "People’s Rights" ein, die vom rechtsradikalen Aktivisten Ammon Bundy in Idaho gegründet worden war. Das sei das auch ihre "Einstiegsdroge" gewesen, berichtete "Spiegel", die später auch zu ihrer Beteiligung am Kapitol-Sturm geführt habe. "Es war der schlimmste Tag der Geschichte", so Hemphill. "Und ich war ein Teil dieser Kacke."
Trump: "Sie haben bereits jahrelang im Gefängnis gesessen"
Nun dürfte Hemphill sich wieder allein fühlen. Zumindest mit ihrer Einschätzung zu den Ereignissen als Beteiligte der Kapitol-Randale. Zahlreiche Anhänger der rechtsradikalen Gruppierung "Proud Boys" feierten die Begnadigungen in den sozialen Medien. Der als "QAnon"-Schamane bekannte Jacob Chansley schrieb auf der Plattform X: "Ich wurde begnadigt, Baby! Danke Präsident Trump!" Die Bilder von Chansley, wie er mit nacktem Oberkörper, einer Büffelhornmütze und einem Speer mit US-Flagge durch den Kongress marschierte, gingen damals um die Welt.
In einer Pressekonferenz am Dienstag im Weißen Haus sagte Trump zu seiner Massenbegnadigung: "Diese Leute haben bereits jahrelang im Gefängnis gesessen, und sie haben ihre Strafen auf grausame Weise abgesessen." "Es ist ein abscheuliches Gefängnis. Es war schrecklich. Es ist unmenschlich. Es war eine furchtbare, furchtbare Sache."
Hemphill sieht das anders. Bei CNN sagte sie, sie habe ihren Anwalt und ihren Bewährungshelfer schon über ihren Wunsch informiert, den Erlass ihrer Bewährungsstrafe abzulehnen. Laut einem Urteil des Obersten Gerichtshofs der USA aus dem Jahr 1833 ist es Einzelpersonen gestattet, Begnadigungen durch den Präsidenten abzulehnen, wenn sie dies wünschen.
- edition.cnn.com: 'A slap in the face to the Capitol police': Convicted woman doesn't want Trump's Jan. 6 pardon (englisch)
- bbc.com: Convicted US Capitol rioter turns down Trump pardon (englisch)
- spiegel.de: Wie aus Häftling 58271-509 die "Ex-MAGA Granny" wurde (kostenpflichtig)
- x.com: Pam Hemphill
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa