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Zugunglück in Ohio: Donald Trump triumphiert mit Burgern gegen Joe Biden


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Chemieunfall von East Palestine
Trump trickst Biden mit Burgern aus

  • Bastian Brauns
Von Bastian Brauns, Washington

Aktualisiert am 23.02.2023Lesedauer: 4 Min.
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Wahlkampf bei McDonalds: In dieser Szene richtet Donald Trump einen frechen Spruch an die Mitarbeiter der Filiale. (Quelle: t-online)
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Die Zugkatastrophe von Ohio wird zur politischen Spielwiese für Trump. Geschickt führt der Ex-Präsident die Biden-Regierung vor – mit einfachsten Mitteln.

Viel mehr als die Eisenbahngleise und einen McDonald's gibt es in der amerikanischen Kleinstadt East Palestine im US-Bundesstaat Ohio nicht. Auf der Bahnstrecke verunglückte Anfang Februar ein Güterzug voller krebserregender Chemikalien. Für die rund 5.000 Einwohner von East Palestine ist es eine Tragödie.

Für Donald Trump ist es eine Gelegenheit, ganz nach seinem Geschmack. Darum flog der Ex-Präsident am Mittwoch mit seiner privaten Boeing nach Ohio. In der Burger-Filiale bestellte er für die örtliche Feuerwehr, die Ersthelfer der Katastrophe, eine Runde Big Macs. "Ich kenne dieses Menü wohl besser als ihr alle", sagte Trump. (Die Szene sehen Sie im Video oben oder hier.) Für die übrigen Einwohner spendete er 13 Paletten voll gepackt mit Wasserflaschen. Auf den Etiketten prangt sein Name. "Trump Spring Water" für die Vergessenen von East Palestine.

Was in East Palestine an diesem Mittwoch geschieht, zeigt eindrucksvoll, warum Donald Trump noch immer so erfolgreich ist. Mit einfachsten Mitteln und einer großen Portion Populismus gelingt es ihm, die Menschen und die Medien für sich einzunehmen. Dabei ist es vollkommen egal, was er als Präsident für die Betroffenen getan hätte.

Als Trump etwa gefragt wird, warum er die verschärften Bremsbestimmungen für Güterzüge der Obama-Regierung einst wieder zurückgenommen hat, bleibt er schmallippig. "Ich hatte nichts damit zu tun", sagt er. Wichtiger ist ihm, dass die Burger für die Feuerwehr fertig werden. Er unterbricht den fragenden Reporter und ruft an ihm vorbei in den Raum: "Lasst euch das Essen schmecken!". Dann bahnt er sich seinen Weg zur Kassiererin.

Joe Biden als Volksverrräter

Es ist eine kleine Geste mit großer Wirkung. Die Menschen von East Palestine sind dankbar. Und Trump wäre nicht Trump, wenn er nicht mit einem politischen Framing gekommen wäre. Bei seinem Presseauftritt bezeichnet er die Menschen vor Ort als "Opfer von Joe Bidens Verrat". Seit Tagen trommeln er, die Republikaner und vor allem sein mitgereister Sohn Donald Trump Jr. in den Medien ein Narrativ, das den US-Präsidenten als Verräter des Volkes darstellen soll.

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Statt sich um den Chemieunfall im eigenen Land zu kümmern und sich vor Ort blicken zu lassen, sei Joe Biden in die Ukraine geflogen und habe dort auch noch Hunderte Milliarden Dollar Steuergelder verteilt, twittert Trumps Sohn an seine fast zehn Millionen Follower. Für einen Krieg, denken immer mehr Menschen in Amerika, der nicht der ihre ist. Die rechtsextreme Kongressabgeordnete Marjorie Taylor Greene ging sogar so weit, Putins völkerrechtswidrigen Angriffskrieg in der Ukraine in einem Tweet als "Bidens Krieg" zu bezeichnen.

"Präsident Trump besucht die Menschen in East Palestine, Ohio, und bringt ihnen Wasser und Vorräte, während Joe Biden sich nur darum kümmert, weiter Krieg zu schüren und noch mehr US-Gelder in die Ukraine zu schieben" schrieb Taylor Greene weiter. "Vielen Dank, Präsident Trump, dass Sie weiterhin zeigen, wie America First aussieht." Beim Bürgermeister von East Palestine hat sich diese Lesart schon verfangen. In einem Interview mit dem Sender Fox News sagte Trent Conaway, Bidens Besuch in der Ukraine sei für seine Gemeinde der "größte Schlag ins Gesicht".

Bidens instinktloser Verkehrsminister

Fast scheint es, als habe sich die große amerikanische Politik den Werbespruch der Kleinstadt im US-Bundesstaat Ohio zu Herzen genommen. "Willkommen in East Palestine, dem Ort, an dem Sie sein wollen", heißt es auf der Website der 4.700-Einwohner-Gemeinde. Plötzlich will wirklich jeder dorthin, die bekannte Umweltaktivistin Erin Brockovich und sogar Bidens seit Wochen kommunikativ desaströs agierender Verkehrsminister Pete Buttigieg will am Donnerstag in die Kleinstadt reisen.

Aber gegen Trump und dessen anpackende Art sieht Buttigieg schwach aus. Trump fällt es leicht, mit einer großen Portion Burgern Volksnähe zu zeigen. Buttigieg weicht aus. Am Tag bevor er in sein Flugzeug stieg, wurde Pete Buttigieg bei einem Spaziergang mit seinem Ehemann mitten in Washington von einer Reporterin des rechten Meinungsmediums "Daily Caller" auf das Unglück angesprochen.

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Er forderte sie auf, ihn in Ruhe zu lassen, machte ein Foto von ihr und sagte, er habe jetzt "private time". Als die mitfilmende Journalistin ein Video von der Konfrontation veröffentlichte, war das nächste Kommunikationsdesaster perfekt. Tenor der Kritik: Statt sich endlich persönlich um die Katastrophe zu kümmern, zieht sich Buttigieg ins Private zurück.

Trump in East Palestine brauchte dann nur noch in die Kameras zu sagen: "Buttigieg sollte längst hier sein". Wenn er jetzt kommt, kommt er nach Trump. Begeisterung wird Buttigieg kaum entgegenschlagen. Und Burger wird er wohl auch nicht kaufen. Aber sich kümmern, das heißt eben auch kleine Gesten der Wertschätzung zu zeigen.

Ihr kümmert euch nicht, weil dieser Teil des Landes für euch politisch ohnehin verloren ist. Das weckt Erinnerungen an Hillary Clinton und ihre einstige Äußerung über Trumps Wähler, sie seien erbärmlich, bedauernswert. J. D. Vance hingegen, Trumps frisch gewählter Senator für Ohio, gilt als Volksversteher und ist ebenfalls nach East Palestine gekommen. "Das Wichtigste" sei jetzt, sagte er, dass die Menschen hier in den nächsten zwei Jahren nicht vergessen würden. Er dankte Trump und seinem Sohn. "Es ist gut, euch hier zu haben."

Zwar war die Umweltbehörde EPA auch in East Palestine vor Ort und hat nun die verantwortliche Eisenbahngesellschaft Norfolk Southern dazu verurteilt, für die Beseitigung der Schäden aufzukommen. Doch die gesundheitlichen Bedenken der Bevölkerung wegen des verseuchten Bodens kann die Regierung in Washington nicht zerstreuen. Trumps Trinkwasser ist buchstäblich Wasser auf die Mühlen dieser Sorgen.

Der Ärger des Bürgermeisters von East Palestine scheint sich inzwischen etwas gelegt zu haben. Wenn Joe Biden jetzt hier auftauche, werde er ihn "nicht wegschicken", sagte Trent Conaway bei Trumps Presseauftritt. Und dann machte er deutlich, worauf es ihm wirklich ankommt: "Wir wollen nicht als politische Schachfiguren benutzt werden". Egal, zu wessen Gunsten das politische Spiel am Unglücksort in Ohio am Ende ausgeht: Trump war der Erste, der am Zug war.

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