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US-Midterms: Wird jetzt Ronald DeSantis der neue Donald Trump?


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DeSantis gegen Trump
Der Machtkampf ist eröffnet

  • Bastian Brauns
Von Bastian Brauns, Atlanta

Aktualisiert am 09.11.2022Lesedauer: 4 Min.
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Ron DeSantis: Mit diesen Aktionen fiel Trumps potenzieller Nachfolger bisher auf. (Quelle: t-online)

Schon lange lauert Ron DeSantis auf seine Chance. Nach seinem großen Wahlsieg wird Floridas Gouverneur zur größten Gefahr für Donald Trump.

Ausgerechnet Trumps engste Verbündete schickte in der Wahlnacht eine Botschaft in Richtung Florida. Dem Ex-Präsidenten dürfte sie nicht sonderlich gefallen haben. Kari Lake, die von ihm unterstützte Gouverneurskandidatin aus Arizona, lobte darin Trumps größten Konkurrenten in der eigenen Partei: Floridas Gouverneur Ron DeSantis.

"Glückwünsche an Gouverneur Ron DeSantis zu deinem entscheidenden Wiederwahl-Sieg", schrieb Lake. Floridas erst 44 Jahre alter Regierungschef war da gerade mit deutlichen 59,4 Prozent wiedergewählt worden. Er gilt als neuer Stern am konservativen Himmel der Republikaner. "Du hast auf Ebene der Bundesstaaten den Standard für die landesweite konservative Führerschaft gesetzt", so Lake weiter. Sie werde versuchen, das in Arizona ebenfalls zu erreichen. Dort sind die Stimmen noch nicht ausgezählt.

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Lakes Botschaft ist der Spagat anzumerken, sich DeSantis' Gunst zu sichern, ohne es sich mit Trump zu verscherzen. Denn beide kommen als künftige Präsidentschaftskandidaten für die Wahl 2024 infrage und bleiben damit wichtig für Kari Lakes eigene politische Karriere. Einerseits betont sie die landesweite Bedeutung von Ron DeSantis' Sieg. Anderseits schränkt sie seinen Machtanspruch sogleich wieder ein, indem sie von der "Ebene der Bundesstaaten" spricht.

Vom Förderer zum Zerstörer

Es sind Nuancen, die da zutage treten. Doch sie stehen beispielhaft dafür, dass den Republikanern nun ein innerparteilicher Führungskampf drohen könnte. Denn die von Donald Trump versprochene "rote Welle" der von ihm unterstützten Kandidaten ist ausgeblieben. Sein Führungsanspruch damit nicht mehr unangefochten. Der deutlich jüngere Ron DeSantis, der schon vor den Midterms in Umfragen als neuer Liebling unter Republikanern galt, steht dagegen als strahlender Sieger da.

Wie wahrscheinlich aber ist eine Kandidatur des jungen Gouverneurs aus Florida für die GOP? Wird Ron DeSantis 2024 womöglich sogar zum neuen US-Präsidenten gewählt? Wird er gar "ein schlimmerer Trump", wovor insbesondere die Demokraten schon lange warnen?

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Trump scheint seinen Konkurrenten und einstigen politischen Ziehsohn inzwischen jedenfalls sehr zu fürchten. Hatte er DeSantis noch 2018 in dessen ersten Gouverneurs-Wahlkampf unterstützt, wendet er sich jetzt häufiger gegen ihn.

Immer wieder stichelte Trump in den vergangenen Monaten gegen DeSantis und nannte ihn zuletzt "DeSanctimonious", also einen Scheinheiligen. Auch die Umfragen zog er immer wieder in Zweifel. Laut einem Bericht des "Wall Street Journal" soll Trump noch in der Wahlnacht eine deutliche Warnung an Ron DeSantis ausgesprochen haben: "Wenn er kandidieren sollte, werde ich euch Dinge über ihn erzählen, die nicht sehr schmeichelhaft sind. Ich weiß mehr über ihn als jeder andere, mehr als vielleicht sogar seine Frau".

Bessere Chancen für Ron DeSantis

Solche erpresserischen Drohungen von Trump sind typisch. Der Ex-Präsident wendet diese Methode gegen jeden an, der nicht spurt. Warum Donald Trump die Republikaner wie ein Pate regiert, lesen Sie auch hier. Am 15. November will er wahrscheinlich seine eigene Kandidatur für 2024 bekannt geben. DeSantis soll ihm da nicht in die Parade fahren. Dabei hätte der womöglich sogar bessere Chancen gegen einen demokratischen Kandidaten zu gewinnen als Trump.

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Mit seinen Abschlüssen an Eliteuniversitäten wie Yale und der Harvard Law School verfügt DeSantis über einen Werdegang, der für künftige US-Präsidenten durchaus von Vorteil ist. Anders als Trump hat er in der US-Armee gedient, besonders für einen Republikaner ist das nie verkehrt. Der Frage, ob er für 2024 kandidieren wird, ist DeSantis immer gekonnt ausgewichen. Auch, ob Trump die Wahl 2020 gestohlen wurde, umschiffte er bislang. Er gehört zumindest nicht zu den vielen eindeutigen "election deniers" (Wahlleugnern), die Trumps Lüge vom Wahlbetrug verbreiten.

Extremer als Donald Trump

Was ihn in den Augen der Demokraten aber dennoch gefährlicher macht als Trump, ist seine extrem konservative Agenda. Ron DeSantis Ideen stellen die Äußerungen und Pläne von Trump bisweilen weit in den Schatten.

  • Wie Kari Lake aus Arizona führt der Mann aus Florida einen Kulturkrieg gegen liberale Ideen. Besonders sein als "Anti-Gay-Bill" kritisiertes Gesetz ruft bei sexuellen Minderheiten Ängste vor einer reaktionären Wende hervor. DeSantis entzog dem in Florida ansässigen Disney-Konzern sogar steuerliche Sonderrechte, weil sich das Unternehmen öffentlich gegen eines seiner Gesetze aussprach. Das Gesetz verbietet es Schulen, Homosexualität bis zur dritten Klasse im Unterricht überhaupt zu thematisieren.
  • Auch in Rassismus-Fragen gilt DeSantis vielen als extremer als Donald Trump. Mit seinem "Stop Woke Act" gab Floridas Gouverneur die Richtung auch für andere republikanisch regierte Bundesstaaten vor, die Lehren der sogenannten "Critical Race Theory" an Schulen zu verbieten. Diese beschäftigt sich mit den rassistischen Strukturen des Landes. Er wolle "keinen Steuerzahler-Dollar dafür einsetzen, damit Kindern beigebracht wird, ihr Land zu hassen" sagte DeSantis. Eltern bekämen deshalb die Möglichkeit, Schulen zu verklagen, sollten diese gegen sein Gesetz verstoßen. Das Geld für die Anwaltskosten stelle der Bundesstaat bereit.
  • Floridas Gouverneur hat in diesem Jahr das restriktivste Abtreibungsgesetz in der modernen Geschichte des Bundesstaates unterzeichnet. Es lässt Schwangerschaftsabbrüche nur bis zur 15. Woche zu. Es enthält keine Ausnahmen für Frauen, die infolge von Vergewaltigung, Inzest oder Menschenhandel schwanger werden.
  • Fast schon vergessen: In der Pandemie wandte sich DeSantis gegen die Impfpflichten und pries stattdessen andere Medikamente an. Während Trump bisweilen auf seinen eigenen Rallys sogar ausgebuht wurde, weil er "seinen Impfstoff" empfahl, sammelte DeSantis Punkte mit seinem "Freedom State". Mit Sätzen wie "Don't Fauci my Florida" machte er Stimmung gegen Joe Biden und dessen Gesundheitsberater Anthony Fauci. "Ich will keinen biomedizinischen Sicherheitsstaat", sagte er und kämpfte juristisch vehement und erfolgreich gegen aus Washington verordnete Maskenpflichten.

Ungeachtet der ausgesprochenen Drohungen hat Donald Trump an seinem Wohnort Florida Ron DeSantis aber nach eigenen Angaben selbst gewählt. Ob er damit gewissermaßen zu dessen großem Erfolg und darum zu seinem eigenen Untergang beigetragen hat, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Der Druck auf Trump wird jetzt steigen. Einen prominenten und reichen Unterstützer hat DeSantis auch schon. Elon Musk, der Tesla-Chef und neue Eigentümer von Twitter, schrieb auf Twitter vor einiger Zeit, er würde Floridas Gouverneur Trump vorziehen.

Ein einstiger Schulfreund von Ron DeSantis ließ sich vor einiger Zeit mit den Worten über ihn zitieren: "Sein Ziel war es, Präsident der Vereinigten Staaten zu werden. Ob das abwegig klang? Viele Dinge, über die wir […] damals gesprochen haben, waren abwegig. Und vieles davon ist eingetreten."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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