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Der Dreikampf von Biden, Trump und Obama


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Das steckt hinter Trumps Flugzeug-Auftritt

  • Bastian Brauns
Von Bastian Brauns, Washington

Aktualisiert am 07.11.2022Lesedauer: 5 Min.
"Es kommt nicht mehr auf die Kandidaten an": Trump will die Kontrolle über die StimmzettelVergrößern des Bildes
"Es kommt nicht mehr auf die Kandidaten an": Trump will die Kontrolle über die Stimmzettel. (Quelle: IMAGO/ARCHIE CARPENTER)
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Um Trump zu schlagen, rücken Biden und Obama nun sogar zusammen an. Das Drama der Demokraten wird am Wochenende vor den Midterms offensichtlich.

Mit einem Mal ist Donald Trump bereit, alles zu geben. Schlampig und lustlos wirkten seine Auftritte in den vergangenen Monaten. Das Publikum bei den vielen Rallys im ganzen Land schien auch zunehmend gelangweilt von den immergleichen Geschichten ihres 2020 aus dem Amt gefegten Präsidenten: der Wahlbetrug, die Mauer und die bösen Demokraten.

In Pennsylvania wirkt an diesem Wochenende alles anders. Auf einem kleinen Flughafen östlich von Pittsburg landet Trump zum ersten Mal seit langer Zeit wieder mit seinem großen Flugzeug. Bekannt ist die blau-weiß-rot lackierte Boeing 757 als "Trump Force One" seit seinem ersten Präsidentschaftswahlkampf im Jahr 2016. Sie dient nicht nur zum Protzen. Sie ist ein Symbol des Machtanspruchs. Das Publikum wirkt elektrisiert. "Four more years!" ruft die Menge immer wieder.

Bald soll es so weit sein. Am 14. November, so heißt es, soll Trump seine neue Kandidatur für eine zweite Amtszeit bekannt geben. Das wäre genau der Tag, an dem er vor dem Untersuchungsausschuss des US-Kongresses zum 6. Januar aussagen soll.

Der Kampf des MAGA-Königs

Je größer der Sieg der Republikaner bei den Zwischenwahlen, desto besser für Trump: politisch, wirtschaftlich und auch juristisch. Der Bundesstaat Pennsylvania ist dafür entscheidend.

Sollte dort der Sitz für den Senat an den Kandidaten Mehmet Oz, einen Trumpisten, gehen, könnte seine Partei sogar in beiden Parlamentskammern die Mehrheit erringen. Trump will die blauen Demokraten mit einer "Red Wave", besser noch einem "Red Tsunami", versenken.

Hinter Trumps Rednerpult auf dem Flugfeld wurde die sonst übliche Zuschauertribüne nicht aufgestellt. Das Flugzeug ist heute wichtiger als die jubelnden Unterstützer. Die Fernsehkameras sollen es einfangen. Langsam rollt die Maschine ins Fernsehbild. Die weißen Buchstaben auf der Seite prägnant in Szene gesetzt: T - R - U - M - P. Auf seinem Kopf die rote "Make America Great Again"-Kappe, schreitet der 45. Präsident der Vereinigten Staaten die Gangway herunter.

Trump ist in seinem Element. Im Battleground-State Pennsylvania berichten auch die großen Medien wieder über eine seiner Reden. Fox News, MSNBC und sogar CNN. Denn an diesem Samstagabend sind noch zwei andere Präsidenten anwesend. In Philadelphia kämpfen Barack Obama und Joe Biden zum ersten Mal in diesem Wahlkampf sogar gemeinsam auf einer Bühne für die Kandidaten der Demokraten. Als Trump bei Pittsburgh zu reden beginnt, sind Obama und Biden in Philadelphia schon fertig. Trump weiß, die Primetime gehört jetzt ihm.

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"Ich bin der MAGA-König!", ruft er und macht sich damit über seinen Nachfolger im Weißen Haus lustig. Joe Biden hatte in den vergangenen Monaten immer wieder vor den extremen Trumpisten gewarnt und Trump als deren "großen MAGA-König" betitelt. Die Demokraten seien keine Sozialisten mehr, sondern längst Kommunisten, sagt Trump. Als er davon spricht, wie findig seine Gegner beim Fälschen von Stimmzetteln seien, offenbart Trump dann sogar seine eigene anti-demokratische Strategie. "Es kommt nicht mehr auf die Kandidaten an, sondern auf jene, die die Stimmen auszählen", sagt er. Es ist ein Hinweis auf seine Strategie, künftig Wahlen in seinem Sinne zu manipulieren. Hier lesen Sie mehr dazu.

Trumps Lösung für ein nicht existierendes Problem sieht so aus: Solche Personen als Wahlverantwortliche einsetzen, die Ergebnisse liefern, die ihm gefallen. Das wird auch deutlich, als er seine Rede für eine kleine Präsentation mit Umfrageergebnissen auf einer Leinwand unterbricht. Trump macht sich gar nicht die Mühe, zu verbergen, dass er dort nur ihm genehme Ergebnisse aufführen lässt. Als ihm bei einer Folie der Abstand zu einem Konkurrenten nicht groß genug ist, sagt er, das könne nicht sein. Das müsse ein Fehler sein. Wie dieses Ergebnis in die Präsentation gekommen sei? Er hätte das nicht zugelassen. Was Trump auf dem Flugfeld erzählt, ist für jeden sichtbar und hörbar. Es ist sein Kampf.

Obama und ein Hauch von 2008

Vor diesem Szenario warnen Joe Biden und Barack Obama in Philadelphia so eindringlich, wie sie nur können. "Es geht nicht nur um ein Referendum", ruft Biden. "Es geht um das Recht, zu wählen." Obama fragt die Zuhörer: "Überlegt euch, wer würde im Zweifel für euch kämpfen? Wer würde für eure Freiheiten kämpfen?" Er warnt vor einer drohenden erzkonservativen Agenda, die dabei ist, liberale Rechte zurückzunehmen. Wer dafür kämpfen würde, dass es egal ist, wen man liebe oder wann man eine Familie gründen wolle. "Denkt daran, in welchem Jahrhundert wir leben!"

Ein Hauch von 2008 liegt in der Luft, wenn Obama spricht, als wäre er ein Motivationscoach vor einem wichtigen Footballspiel an einem College. Ohne Anzug, mit einem himmelblauen Hemd, versucht er, die Wichtigkeit der Zwischenwahlen zu betonen: "Wir sind manchmal so fokussiert auf den Präsidenten." Aber der könne alleine gar nicht arbeiten. Er brauche den Kongress. Joe Biden mache schon einen Super-Job. "Wenn ihr wählen geht, dann kann er sogar mehr machen. Aber es kommt auf euch an!", ruft Obama. "Unsere Demokratie funktioniert nur als Teamsport!"

Doch der demokratische Kandidat für den US-Senat schwächelt. Ein Schlaganfall zeichnet John Fetterman im gnadenlosen Kampf mit den Republikanern um den Senatssitz. Biden und Obama versuchen ihn in Pennsylvania mit vereinten Kräften über die Ziellinie am Dienstag zu schieben. Fetterman macht einen Witz: "Wisst ihr, was das Schlimmste ist, wenn du einen Schlaganfall hattest? Wenn du danach vor Barack Obama sprechen musst." Solcher Humor und auch sein Kampfgeist kommen an. Aber sein einstiger Vorsprung ist immens zusammengeschrumpft. Ob es am Ende reicht, ist unklar.

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Das Rennen gegen Mehmet Oz und damit gegen Trump ist eines der knappsten Rennen im ganzen Land. So knapp, dass Biden für die Intervention nicht ausreicht. Mehr als zehnmal ist der amtierende Präsident im Wahlkampf in diesen Bundesstaat gereist. Doch angesichts von Inflation und Kriminalität schwächelt Biden. Der ehemalige Vize-Präsident braucht seinen Vor-Vorgänger Barack Obama jetzt mehr denn je.

Seinen stärksten Moment hat Obama, als er davon spricht, dass es nicht um "politische Korrektheit" gehe. "Es geht um fundamentale Werte, die mir meine Großeltern in Kansas beigebracht haben." Es gehe um Ehrlichkeit, Fairness, um Chancen und um harte Arbeit. Zuvor hatte er den republikanischen Senat-Kandidaten Mehmet Oz angegriffen. Der verkaufe heute politisches "Schlangen-Öl" – so wie er früher medizinische Produkte im Fernsehen verkauft habe, die den Menschen schadeten. Oz hatte als Arzt im Fernsehen medizinische Produkte zum Abnehmen verkauft, die unter anderem zu Leberschäden führen können.

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So wie Trump seine Menge bei Pittsburgh begeistern kann, ist Obama in der Lage, den Massen in Philadelphia Hoffnung zu geben. Auch er, der "Hope and Change Guy" fühle sich angesichts der Lügen, des Hasses und des um sich greifenden Zynismus extrem hoffnungslos. Wenn seine Frau Michelle ihn frage, was nur werden solle, dann sage er ihr, dass "alles gut werde" – denn er wisse, dass alle gut werde. "Aber ich weiß auch, dass nur alles gut wird, wenn wir etwas dafür tun."

Obama und Trump – zwei Ex-Präsidenten machen in Pennsylvania das Rennen. Aber nur einer von ihnen kann 2024 wiedergewählt werden: Obama kann nach seinen zwei vorherigen Amtszeiten nicht nochmals antreten. Das heißt auch: Selbst wenn die Demokraten die rote Welle am Dienstag halbwegs gut überstehen, brauchen sie am Ende mehr. Nämlich einen mitreißenden Kandidaten oder eine Kandidatin für 2024.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen und Recherchen
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