107. Gedenktag Biden gedenkt Völkermord an Armeniern – Türkei reagiert empört
Am Sonntag jährt sich der Gedenktag für den Mord an Hunderttausenden Armeniern zur Zeit des Osmanischen Reiches. Der US-Präsident hat diesen erneut als Völkermord bezeichnet – Kritik kommt aus Ankara.
US-Präsident Joe Biden hat die Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich während des Ersten Weltkrieges erneut als Völkermord bezeichnet und damit Entrüstung in der Türkei ausgelöst. "Wir lehnen solche Erklärungen und Entscheidungen ab, die historische Fakten aus politischen Motiven verzerren, und verurteilen diejenigen, die auf diesem Fehler beharren" teilte das Außenministerium in Ankara am Sonntag mit. Biden wiederhole damit einen Fehler, den er schon im vergangenen Jahr gemacht habe.
Die Türkei reagierte damit auf eine Erklärung Bidens von Sonntag. Darin schrieb er, der "Völkermord an den Armeniern" sei eine der schlimmsten Gräueltaten des 20. Jahrhunderts gewesen. "Heute gedenken wir der eineinhalb Millionen Armenier, die verschleppt, massakriert wurden oder im Rahmen einer Vernichtungskampagne zu ihrem Tod marschierten und wir trauern angesichts des tragischen Todes so vieler Menschen", so Biden.
Im vergangenen Jahr hatte Biden die Massaker an den Armenien bereits als Völkermord anerkannt und damit mit einem jahrzehntelangen Tabu gebrochen. Ankara hatte daraufhin gefordert, den "schwerwiegenden Fehler" zurückzunehmen.
Thema sorgte auch in der Türkei für Diskussionen
Rund 1,5 Millionen Armenier wurden Historikern zufolge im Ersten Weltkrieg Opfer systematischer Tötungen im Osmanischen Reich. Als dessen Rechtsnachfolgerin gibt die Türkei zwar Massaker an 300.000 bis 500.000 Menschen zu, weist die Einstufung als Völkermord aber zurück.
Das Thema sorgte am Sonntag in der Türkei auch für eine hitzige innenpolitische Debatte. Der armenische Oppositionspolitiker Garo Paylan geriet unter Druck, weil er beim Parlamentspräsidenten einen Gesetzesentwurf zur Anerkennung der Massaker als Völkermord eingereicht hatte. Der Antrag wurde umgehend abgelehnt. Fahrettin Altun, Kommunikationsdirektor des türkischen Präsidenten, bezeichnete den Vorgang als "Verrat" und "Verleumdung" der türkischen Nation sowie ihrer Geschichte.
- Nachrichtenagentur AFP