An griechischer Grenze Frontex-Mitarbeiter für Flüchtling gehalten und geschlagen
Die griechische Regierung bestritt bisher vehement, Migranten an der Grenze gewaltsam zurückzudrängen. Nun soll ein Fall aber genau das dokumentieren – durch einen Mitarbeiter der EU-Grenzschutzbehörde.
An der griechisch-türkischen Grenze soll ein Mitarbeiter der Grenzschutzbehörde Frontex fälschlicherweise für einen Flüchtling gehalten und gewaltsam in die Türkei gedrängt worden sein. Darüber berichtet die "New York Times". Demnach soll sich der Fall im September ereignet haben. Der Mitarbeiter soll gemeinsam mit Dutzenden Migranten durch einen sogenannten illegalen Pushback an der Einreise gehindert worden sein.
Der Mitarbeiter, der für Frontex als Übersetzer tätig sein soll, berichtete davon, dass er und die Migranten von Polizisten geschlagen und entkleidet worden seien. Auch sollen die griechischen Beamten versucht haben, ihm sein Handy, Geld und Dokumente abzunehmen. Als er sich als EU-Bürger und Angestellter der Agentur zu erkennen gegeben habe, sollen die Polizisten mit Gelächter und weiteren Schlägen reagiert haben.
Johannson besorgt
Die EU-Innenkommissarin Ylva Johannson soll am vergangenen Freitag Kontakt zu dem Mann aufgenommen haben. "Nach einem direkten, ausführlichen Gespräch mit der Person am 25. November war ich über seine Darstellung äußerst besorgt", sagte Johansson dem Bericht zufolge. "Zusätzlich zu seiner persönlichen Geschichte ist seine Behauptung, dass dies kein Einzelfall war, ein ernstes Problem", fügte sie hinzu. Der Mitarbeiter soll auch Beschwerde bei Frontex eingereicht haben.
Die griechische Regierung zog die Ausführungen des Mannes in Zweifel. Das Land hatte bisher bestritten, illegale Pushbacks an seiner Grenze durchzuführen. Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hatte erst in diesem Monat seine Flüchtlingspolitik als "hart, aber fair" bezeichnet.
- New York Times: "E.U. Interpreter Says Greece Expelled Him to Turkey in Migrant Roundup" (Englisch)