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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nicht mehr im Trend Börsendrama: Corona-Bier stürzt ab
Ein dramatischer Kurssturz beim Hersteller von Corona-Bier hat den Wert der Aktie massiv einbrechen lassen. Ist das veränderte Kaufverhalten der Verbraucher ein Alarmsignal für die gesamte Branche?
Am Freitag erlebte die Aktie des US-Unternehmens Constellation Brands, bekannt für Biermarken wie "Corona" und "Modelo Especial" oder "St. Pauli Girl", einen dramatischen Kurssturz von mehr als 15 Prozent. Der Aktienpreis fiel auf 182,48 Dollar – den niedrigsten Stand seit Ende 2020. Auslöser war die gesenkte Umsatzprognose: Statt eines Wachstums zwischen vier und sechs Prozent rechnet der Konzern nun nur noch mit zwei bis fünf Prozent.
Der Grund? Ein verändertes Kaufverhalten der Verbraucher. Laut Konzernchef Bill Newlands haben viele Amerikaner mit geringerem Einkommen begonnen, kleinere Bierpackungen oder günstigere Alternativen zu bevorzugen. Das schwächere dritte Quartal spiegelte diesen Trend wider und löste große Verunsicherung an der Börse aus.
Warum wird weniger Bier getrunken?
Der Rückgang im Bierkonsum betrifft nicht nur das US-Unternehmen Constellation Brands, sondern hat auch Auswirkungen auf andere Brauereien weltweit. In den USA gibt es mehrere Faktoren, die den Bierkonsum beeinflussen:
- Verändertes Konsumverhalten: Besonders in wirtschaftlich schwierigen Zeiten achten Verbraucher verstärkt auf ihre Ausgaben. Statt teurer Premiummarken wie "Corona" greifen viele zu billigeren Alternativen.
- Gesundheitstrends: Immer mehr Menschen trinken weniger oder gar keinen Alkohol. Alkoholfreie Biere und andere alkoholfreie Alternativen gewinnen an Popularität.
- Konkurrenz durch andere Getränke: Die Konkurrenz durch Wein, Spirituosen und Trendgetränke ist stark.
Dieser Trend ist jedoch nicht einheitlich: In Ländern wie Mexiko oder China bleibt Bier weiterhin beliebt, besonders in jüngeren Zielgruppen. Auch innerhalb der USA gibt es regionale Unterschiede.
In Deutschland hat sich das Trinkverhalten in Bezug auf Bier in den vergangenen Jahren spürbar verändert. Der Pro-Kopfverbrauch ist seit Jahren rückläufig, da viele Menschen zunehmend auf einen gesundheitsbewussten Lebensstil achten. Und zu dem gehört weniger Alkohol und mehr alkoholfreie Alternativen. Dennoch bleibt Bier auch in Deutschland ein populäres Getränk: Vor allem regional gebraute Biere erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit.
Prognose für die Branche
Die Bierbranche steht vor einer Phase der Anpassung. Laut Branchenexperten dürfte sich der Biermarkt in den nächsten Jahren stabilisieren, wobei besonders Premium- und Craft-Biere sowie alkoholfreie Varianten Wachstumspotenzial bieten.
Unternehmen wie Constellation Brands reagieren mit Investitionen in neue Produkte wie Hard Seltzer (alkoholhaltiges Sprudelwasser) und alkoholfreie Getränke. Langfristig könnte die Branche von einer Erholung der Konsumausgaben profitieren.
Marken mit starker globaler Präsenz – etwa durch Exporte – könnten sogar gestärkt aus der Krise hervorgehen. Dennoch bleibt die Entwicklung abhängig von den internationalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Verbrauchertrends.
Was sollten Anleger tun?
Für Anleger, die Aktien von Constellation Brands besitzen, stellt sich die Frage: Halten, verkaufen oder nachkaufen? Experten raten zu folgenden Überlegungen:
- Kühler Kopf statt Panik: Ein starker Kurssturz löst oft Unsicherheit aus, doch Panikverkäufe sind selten die richtige Entscheidung. Überlegen Sie in Ruhe, ob das Unternehmen langfristig solide Perspektiven hat.
- Fundamentaldaten prüfen: Constellation Brands hat eine starke Marktstellung, insbesondere durch seine nach wie vor beliebten Marken wie "Corona" und "Modelo Especial". Trotz der aktuellen Prognosesenkung bleibt das Unternehmen profitabel. Die gesenkte Wachstumsprognose bedeutet nicht, dass der Umsatz sinkt – er wächst lediglich langsamer.
- Auf Branchenentwicklungen achten: Wenn Sie glauben, dass die Bierbranche langfristig stagnieren oder schrumpfen könnte, sollten Sie Ihre Position überdenken. Wenn Sie jedoch an eine Erholung oder eine erfolgreiche Diversifikation von Constellation Brands glauben, könnte ein Halten oder sogar ein Nachkauf sinnvoll sein.
- Persönliche Risikobereitschaft beachten: Wenn Sie kein hohes Risiko eingehen möchten, könnte ein Teilverkauf eine ausgewogene Strategie sein. So sichern Sie Gewinne oder begrenzen Verluste, bleiben aber dennoch investiert.
- Dividenden im Blick: Constellation Brands zahlt regelmäßig Dividenden, in diesem Jahr sind es voraussichtlich 3,80 Dollar je Aktie. Diese können Ihnen auch in schwierigen Zeiten eine Rendite bieten.
- Beratung einholen: Wenn Sie unsicher sind, sprechen Sie mit einem Finanzberater. Dieser kann Ihre individuelle Situation bewerten und Empfehlungen geben, die zu Ihrer Risikobereitschaft und Anlagestrategie passen.
Fazit
Der Kurssturz von Constellation Brands ist für Anleger alarmierend, doch Panik ist nicht angebracht. Das Unternehmen hat weiterhin eine starke Marktposition und arbeitet an der Anpassung an neue Konsumtrends. Wer sich über die langfristigen Chancen bewusst ist und nicht auf tagesaktuelle Ereignisse und Nachrichten reagiert, kann selbst aus turbulenten Zeiten gestärkt hervorgehen.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- ir.cbrands.com: "Q3 2025 Quarterly Results" (Englisch)
- tagesschau.de: "Verbraucher trinken weniger Bier"
- statista.com: "Bierverbrauch pro Kopf in Deutschland in den Jahren 1950 bis 2023"