Militär-Offensive in Syrien Türkische Soldaten kesseln zwei Städte ein
Am zweiten Tag der türkischen Offensive in Syrien geraten mehrere Orte an der Grenze unter Beschuss – auf beiden Seiten. Erdogan wird heftig kritisiert.
Das türkische Militär hat seine Offensive gegen Kurdenmilizen in Nordsyrien fortgesetzt und dabei mehrere Grenzorte unter Beschuss genommen. Aktivisten der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichteten am Donnerstag, dass mehr als 60.000 Menschen innerhalb von 36 Stunden nach Beginn der Offensive die Flucht ergriffen hätten. Die Orte Ras al-Ain und Al-Darbasija seien fast komplett verlassen. Eine unabhängige Bestätigung für die Angaben gibt es nicht.
Verschiedene Staaten kritisieren den türkischen Präsidenten Erdogan. Die fünf europäischen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates haben Ankara dazu aufgerufen, die Offensive in Nordsyrien zu stoppen. "Wir fordern die Türkei auf, die einseitige Militäraktion einzustellen", hieß es in einer am Donnerstag von Frankreich, Deutschland, Belgien, Großbritannien und Polen veröffentlichten Erklärung.
"Hey EU, wach auf!"
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat auf die Kritik der Europäer an der türkischen Militäroffensive in Nordsyrien reagiert und damit gedroht, die Grenzen für syrische Flüchtlinge zu öffnen. "Hey EU, wach auf! Ich sage erneut: Wenn ihr unsere Operation als Invasion darzustellen versucht, ist unsere Aufgabe einfach: Wir werden die Türen öffnen und 3,6 Millionen Menschen werden zu euch kommen", sagte Erdogan in Ankara.
Die Türkei will ihren Vormarsch in den Nordosten Syriens nach eigenen Angaben nicht über eine Zone von 30 Kilometern hinaus vorantreiben. "Wir gehen 30 Kilometer weit in die Sicherheitszone hinein, dort wird der Terror beseitigt werden", sagte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu am Donnerstagabend.
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Die Türkei will durch ihren "Quelle des Friedens" genannten Militäreinsatz entlang der Landesgrenze eine sogenannte Sicherheitszone auf syrischem Boden errichten und verlangt den Abzug der YPG aus dem 30 Kilometer breiten Streifen. Dort sollen dann bis zu zwei Millionen in die Türkei geflohene meist arabische Syrer angesiedelt werden. Die Türkei befürchtet ein Erstarken der Kurden jenseits ihrer Südgrenze und damit auch der nach Autonomie strebenden Kurden im eigenen Land.
- Nachrichtenagenturen Reuters, dpa, AFP