Angeblicher Mord an Regierungskritiker Saudi-Arabien erlaubt Durchsuchung von Konsulat
Wo ist der regimekritische Journalist Chaschukdschi? Die Türkei wirft Saudi-Arabien vor, ihn im Konsulat in Istanbul ermordet zu haben. Saudi-Arabien widerspricht energisch.
Der saudi-arabische Botschafter in den USA, Chalid bin Salman, hat Meldungen über den Tod oder die Verhaftung des Journalisten Dschamal Chaschukdschi als vollkommen falsch zurückgewiesen. Es handele sich um makabere Gerüchte, die frei von jeder Wahrheit seien, sagte der Diplomat dem Sender Al-Arabija.
Saudi-Arabien erlaubt der Türkei derweil die Durchsuchung des Konsulats. "Die saudischen Behörden haben mitgeteilt, dass sie für eine Zusammenarbeit offen sind und das Konsulatsgebäude untersucht werden kann", teilte der Sprecher des türkischen Außenministeriums mit.
Der 59 Jahre alte regimekritische Journalist Chaschukdschi wird seit Tagen vermisst. Er betrat am Dienstag vergangener Woche das saudische Konsulat in Istanbul, um Papiere für seine Hochzeit abzuholen, kam aber nicht wieder heraus. Nach Einschätzung türkischer Polizei- und Geheimdienstkreise wurde er im Konsulat ermordet. US-Präsident Donald Trump äußerte sich besorgt über das Verschwinden des Journalisten.
Botschafter will Freund des Journalisten gewesen sein
Chalid bin Salman sagte weiter, das saudische Konsulat in Istanbul kooperiere eng mit den türkischen Behörden, um herauszufinden, was passiert sei, nachdem Chaschukdschi das Konsulat wieder verlassen habe. Er selbst sei ein Freund des Journalisten gewesen. Trotz Meinungsverschiedenheiten hätten sie regelmäßig in Kontakt gestanden.
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Chalid bin Salman ist der Bruder des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Dieser gilt als eigentlicher starker Mann des Königreiches und pflegt enge Beziehungen zu Washington. Chaschukdschi hatte den Kronprinzen aus seinem US-Exil mehrfach kritisiert.
- dpa